Eine Zeit der Muße

Ein Jubelschrei ertönte, als unsere beiden Enkel das Meer erblickten. Sie warfen sich in den Sand, jauchzten, hüpften durch die Wellen und ließen sich den Wind durch die Haare wehen.

 Wolfram Viertelhaus

Wolfram Viertelhaus

Foto: (m_kreis )

Faszinierend zu beobachten, wie Kinder einfach den Moment erleben, ganz bei sich sind, keinerlei Anregung benötigen und sich dem Augenblick hingeben können. Mir fällt die Frage eines Kindes ein, dem die Uhr erklärt wird: "Das ist der Zeiger für die Stunden, dieser für die Minuten und der dritte für die Sekunden." - "Und wo ist der Zeiger für die Augenblicke?". Hier gilt auch das Jesuswort: "Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder...". Kinder können im Hier und Jetzt leben, spontan, absichtslos und den Moment intensiv auskosten.Es ist Urlaubszeit, in der viele befreit sind von der täglichen Arbeit und Zeit haben, um sich zu erholen, Neues zu erleben, Menschen zu begegnen. Aber es fällt uns schwer, abzuschalten, den Alltag hinter uns zu lassen, frei zu werden von Zwängen und der Gefahr, dass unser Leben verzweckt wird. Unendlich viele Angebote werden uns gemacht, diese freie Zeit mit den unterschiedlichsten Events zu füllen. Wieder planen andere für uns (oft nicht uneigennützig...!).Wie kann es gelingen frei zu werden, ganz bei uns zu sein? Dazu kann der Mut beitragen, den Augenblick zu genießen, im Hier und Jetzt zu verweilen, Stille auszuhalten, die Welt mit unserem inneren Auge zu betrachten. Diesen Zustand meint das heute nicht mehr so gebräuchliche Wort "Muße". Sie ist Voraussetzung für schöpferisches Tun und letztlich auch für echtes Feiern. Aristoteles schrieb: "Wir arbeiten, um Muße zu haben." So gesehen sind Ferien eine Zeit für Muße. Um diese erfüllt zu erleben, hilft der Blick auf die Kinder. Sie verstehen ganz in der Gegenwart zu leben, getragen von einem ungebrochenen Urvertrauen, das wir Erwachsenen mit unserer oft komplexen Lebensgeschichte erst wieder finden müssen.Wolfram Viertelhaus ist Vorsitzender des Fördervereins Autobahnkirche St. Paul, Wittlich. Glaube im Alltag

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