Einer, der den Menschen zuhört

Bernkastel-Kues · Leo Hofmann ist am 12. August als 56. Rektor des St.-Nikolaus-Hospitals Bernkastel-Kues eingeführt worden (der TV berichtete). Nach mehr als einem Jahr Vakanz war die Freude im Stift über den neuen Rektor groß. Mit unserer Zeitung sprach Hofmann über seinen Wirkungsbereich.

 Der neue Rektor Leo Hofmann trifft sich nach der Mittwochsmesse mit Bewohnern und Betreuern des Cusanusstifts zum Foto. TV-Foto: Marita Blahak

Der neue Rektor Leo Hofmann trifft sich nach der Mittwochsmesse mit Bewohnern und Betreuern des Cusanusstifts zum Foto. TV-Foto: Marita Blahak

Bernkastel-Kues. Wenn Leo Hofmann durch die Flure des Cusanusstiftes geht und an den Zimmertüren anklopft, freuen sich die Altenheimbewohner stets über ein nettes Gespräch mit "ihrem" Rektor. Aus dem Saarland kam er an die Mosel. Hofmann fiel der Umzug nicht schwer. Er hat sich schnell in diesem historischen Haus eingelebt. "Wenn ich am Schreibtisch sitze, genieße ich die herrliche Rebenlandschaft, den Blick auf die Burgruine Landshut und die Mosel mit ihrem regen Schiffsverkehr, den mächtigen alten Michaelsturm und auch das pulsierende Leben auf der Brücke." Gleichzeitig schätze er die idyllische, ruhige Lage seiner Wohnung im ersten Stock des prächtigen spätgotischen Hospitals. "Hier fand ich äußerliche Bedingungen, die man nicht alle Tage hat", gerät der Rektor ins Schwärmen.
Neue Herausforderung


Als Leo Hofmann, Pfarrer in Marpingen und Alsweiler, im Juli in den Ruhestand ging, stand für ihn fest, dass er eine neue überschaubare Aufgabe übernehmen wolle. "Und, dass nun diese neue Herausforderung die Stelle des Rektors eines so bedeutenden Hauses ist, das hat mich sehr gefreut", gibt der 74-Jährige gerne zu. Seine frühere Gemeinde beschrieb ihn als "tüchtigen Mann, dessen Herz bei den Menschen schlägt". So will er auch hier nahe bei den alten Menschen sein, "die oftmals ein arbeitsreiches Leben hinter sich haben". Die alten, kranken Menschen freuen sich über jeden Zuspruch, ein Gespräch, einen Händedruck. Mit Nikolaus von Kues, dem Stifter des Hospitals, kam Hofmann während seines Studiums eher beiläufig in der Philosophie- und Kirchengeschichte in Kontakt. "Den eigentlichen Impuls bekam ich von meinem Onkel, der als Kirchenrechtler Cusanus hoch verehrte. "Nikolaus von Kues war ein sehr heller Kopf und seiner Zeit weit voraus", betont Hofmann. Seine Gedanken, seine Philosophie faszinierten bis heute. Cusanus habe den Rektoren des Stiftes eine große Verantwortung für den gedeihlichen Fortbestand der Stiftung übertragen. "Ich bemühe mich, in Zusammenarbeit mit allen hier Verantwortlichen diesem Anspruch gerecht zu werden", sagt Hofmann. Da erinnert er sich gerne an seinen Primizspruch: "Wir sind nicht Herren eures Glaubens, sondern Diener eurer Freude." Das will Hofmann im Umgang mit den Menschen hier verwirklichen: "Eine Seelsorge darf nicht belehren, sondern muss (zu)hören." Sich auf den Stuhl setzen und auf Augenhöhe mit den Menschen in persönlichen Kontakt kommen, das bedeute wirkliche Seelsorge. Hofmann hat mit seinem Umzug eine Biergegend gegen eine Weinregion eingetauscht. In der Stiftungsurkunde hat Nikolaus von Kues verfügt, dass jedem Bewohner an jedem Sonn- und Feiertag ein Glas Stiftswein gereicht wird. "Das gilt auch für mich", lacht er. Der Wein gehört zur Liturgie. Und auch in seiner Familie war es Tradition, in geselliger Runde Wein zu genießen. "Ich denke, ich wäre von allen guten Geistern verlassen, wenn ich es nicht auch mit dem Weingeist aufnehme." Und welchen Hobbys frönt ein Rektor in seiner Freizeit? Dazu gehört das Lesen in alten Schriften oder moderner Literatur. "Aber auch Kunstgeschichte sowie Teppiche mit ihrer Geschichte und Herstellung beeindrucken mich", verrät Hofmann.Extra

Cusanusstift: Mit der Urkunde vom 3. Dezember 1458 gründete der bedeutende Theologe und Philosoph Nikolaus von Kues am Kueser Moselufer gegenüber Bernkastel "eine Stätte gastfreundlicher Barmherzigkeit". Nach seinem Willen sollten hier 33 bedürftige Männer über 50 Jahren - darunter sechs Geistliche und sechs Adlige - Wohnung und Verpflegung erhalten. An der Spitze stand der Rektor, der im ersten Stock seine Wohnung hatte, Cusanus verfügte, dass die Einrichtung und Verwirklichung der Stiftung unter der Verantwortung des jeweiligen Rektors stand. Alle Jahrhunderte, Kriege und Wirren unbeschadet überstanden wandelte sich das "Armenhospital" nach umfassender Renovierung Anfang der 1990er Jahre zu einem modernen Alten- und Pflegeheim mit rund 60 Plätzen (Männer und Frauen) in zwei Häusern. Seit der Säkularisation (dem Übergang in weltlichen Besitz) ist das Hospital eine "gemischte Stiftung", deren kirchliche Aufsicht dem Bischof von Trier unterstellt ist und deren weltliche Aufsicht das Land Rheinland-Pfalz wahrnimmt. mbl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort