Einer trage des andern Last

Jeder denkt an sich, nur ich denke an mich - hat dieses fast schon geflügelte Wort Gültigkeit? Fast könnte man es meinen. Aber jetzt kein Gejammere über den postmodernen Egoismus der Gesellschaft - lieber ein Beispiel, das anderes lehrt.

Zu Pfingsten haben sich wieder viele junge Leute zusammengetan, um etwas gemeinsam zu machen. Pfingstzeltlager in Irmenach war angesagt. Über drei Tage stellten 26 größtenteils jugendliche Mitarbeitende Zeit und Kraft zur Verfügung, um unter dem Dach des Evangelischen Kirchenkreises Simmern-Trarbach für 80 Kinder zwischen acht und zwölf Jahren ein Freizeitprogramm zu gestalten. Samt Vorbereitung. Bewundernswert waren der Eifer, die hohe Motivation und das große Verantwortungsbewusstsein aller. Natürlich macht diese ehrenamtliche Arbeit in Gemeinschaft auch den Mitarbeitenden Freude, aber wer dabei war weiß, welche Belastung und Anstrengung jeder hier ganz unentgeltlich auf sich genommen hat. Gefragt waren körperliche und seelische Belastbarkeit, Einfühlungsvermögen, Gespür für das Notwendige, Einsatz über das Normale hinaus. Ich ziehe meinen Hut vor meinen Ehrenamtlichen und habe wieder ein Stück Zuversicht gewonnen, dass es eine gute Strömung gegen den Trend gibt in meiner Kirche und in der Gesellschaft, die bereit ist, sich einzusetzen und für andere an einem Strang zieht. Da wird für mich das Pauluswort transparent: Es gibt viele Gaben, aber es ist ein Geist! Und das andere: Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Ulrich Müller, evangelischer Pfarrer von Irmenach, Lötzbeuren und Raversbeuren

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