Einfach nur ein Stein

Wieder einmal hatte ich nach einer Wanderung Steine in der Tasche. Steine faszinieren mich. Da gibt es kantige und glatte, einförmige und solche mit ausgeprägter Form. Manche liegen verdeckt, andere drängen sich geradezu auf.

Steine haben eine lange Geschichte, sind Zeugen uralter Zeit. Wind und Wetter haben sie geprägt. Die Strömung hat sie bewegt; sie haben sich aneinander gerieben und erhielten so ihre einzigartige Form. Spreche ich von Steinen? Oder gar von Menschen? Auch bei uns wird im Laufe der Zeit so manche Kante abgeschliffen, und wir erhalten schließlich die uns eigene Form und Prägung. Steine sind uns immer nahe, allgegenwärtig. Sprichwörter und Redensarten knüpfen im Alltag an das Bild vom Stein an. Steine sind zum Sinnbild für uns selbst geworden. Auch wir sind Teil einer langen Geschichte, eingebunden in die Geschichte Gottes mit uns Menschen und in unsere ganz persönliche Beziehungsgeschichte mit ihm. Das Bild vom Stein begegnet uns auch häufig in der Bibel. Die zehn Gebote wurden in Stein festgehalten, Zeiten überdauernd als Orientierung für alle Menschen. In der Kathedrale von Tours beeindruckte mich ein großer Steinblock unter dem Altartisch, und Jesu Worte waren mir gegenwärtig: "Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen." Ich denke auch an Stephanus, der um seines Glaubens willen zu Tode gesteinigt wurde. Bilder von Jesus werden lebendig: Jesus, der Eckstein, den die Bauleute verwerfen - Jesus, der Stein des Anstoßes, an dem sich die Geister scheiden, und Jesus, der Schlussstein, der seine Kirche zusammenhält. Vom größten Stein hören wir am Ostermorgen: Er wurde weggerollt, um Auferstehung möglich zu machen, der Stein, der unsere Glaubensbereitschaft blockiert. Über die Beziehung jedes Einzelnen zu Gott lesen wir in der Offenbarung des Johannes: "So spricht Christus: Ich werde ihm einen weißen Stein geben; darauf steht ein Name, den nur der kennt, der ihn empfängt." Lassen wir ruhig mal die Steine sprechen! Sie haben uns viel zu sagen. Elfriede Klar, Esch

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