Einfühlsamer Seelsorger und Streiter für Jugend

Mehr als ein Dutzend Redner haben bei der Verabschiedung des Veldenzer Pfarrers Georg Singer die Verdienste des Notfallseelsorgers gewürdigt, der in seiner Abschieds-Predigt spirituelle Blender und Superfromme kritisierte.

 Nach dem Festgottesdienst gehen die Feierlichkeiten anlässlich der Verabschiedung von Pfarrer Georg Singer (rechts) im Garten der Villa Romana weiter. Mit im Bild: Christoph Pistorius (links), Superintendent des Kirchenkreises Trier, und Singers französischer Kollege Christian Bauer aus dem Partnerort La Petite-Pierre. TV-Foto: Ursula Schmieder

Nach dem Festgottesdienst gehen die Feierlichkeiten anlässlich der Verabschiedung von Pfarrer Georg Singer (rechts) im Garten der Villa Romana weiter. Mit im Bild: Christoph Pistorius (links), Superintendent des Kirchenkreises Trier, und Singers französischer Kollege Christian Bauer aus dem Partnerort La Petite-Pierre. TV-Foto: Ursula Schmieder

Veldenz. (urs) Die ersten Kirchgänger sind schon sehr zeitig da. Während sich die Musiker der Burgener "Fronbachtaler" einspielen, sichern sie sich ihren Sitzplatz in der evangelischen Kirche Veldenz. Denn die Verabschiedung von Pfarrer Georg Singer wird für ein restlos besetztes Gotteshaus sorgen und Menschen jeden Alters herführen. Mehr als drei Jahrzehnte hat Singer in der Kirchengemeinde gewirkt. Als "Pastor im Hilfsdienst" hatte er am 1. Oktober 1974 seinen Dienst dort angetreten und ein Jahr später die Pfarrstelle übernommen.Dass für ihn Ende des Monats tatsächlich der "Ruhestand" beginnen wird, kann sich daher kaum jemand vorstellen. Selbst Christoph Pistorius, Superintendent des Kirchenkreises Trier, zweifelt das schmunzelnd an. Singer habe seine Spuren nicht nur in der Gemeinde hinterlassen, in der es mehr als eine Generation gebe, die die Pfarrei nur mit Singer kenne. Menschen aus dem gesamten Kirchenkreis hätten ihm ihr Vertrauen geschenkt. Denn zu seinen Verdiensten zähle der Aufbau der Notfallseelsorge ebenso wie sein Engagement für die Jugendarbeit. Singer sei "ein leidenschaftlicher Streiter für die Belange junger Menschen", würdigt Pistorius dies auch vor dem Hintergrund des Stellenwertes der Jugendhilfeeinrichtung vor Ort. Gleichzeitig sei der Pfarrer aber auch "ein einfühlsamer Seelsorger", der mit den Menschen gelebt und sie in schweren Situationen mit sehr viel Respekt begleitet habe.Vor der Entpflichtung durch Pistorius betritt Singer noch einmal als Pfarrer die Kanzel. Allerdings nur für einen Satz. Danach beweist er sich als Gedankenleser. Mindestens einer habe jetzt gedacht, wären die Predigten doch nur immer so erfrischend kurz gewesen. Und kurze Predigten seien tatsächlich gut. Denn wer gehört werden wolle, müsse sich schon kurzfassen. Außerdem sei es gar nicht nötig, für eine Predigt nach oben zu steigen: "Abgekanzelt werden wir ohnehin oft genug - von den spirituellen Blendern, von selbst ernannten Weltverbesserern und Superfrommen." Den Menschen seiner Gemeinde gibt er daher mit auf den Weg, sich nur von Gott etwas sagen zu lassen - und von niemandem sonst. Außerdem sollten sie die Chance nutzen, dass "die Allzweckbremse Singer vom Acker" sei. Denn eine Kirchengemeinde lebe nicht vom Pfarrer, sondern von der Gemeinschaft, die aus ihr eben mehr mache als einen "Jesus-Gedächtnis-Verein".An den Festgottesdienst, den Kirchen- und Gospelchor begleiten, schließt sich eine kleine Feier im Garten der Villa Roman an. Dass dort mehr als ein Dutzend Festredner Singers Verdienste würdigen, spricht für dessen Wirken. Einer der Redner ist Wolf-Rüdiger Pfalz, Vorsitzender des Presbyteriums und Leiter des Kinder- und Jugendheimes. Singers her ausragende Leistung sei, dass dieser "immer aufgebaut und in der Gemeinde vermittelt" habe. Ein anderer Gast hat für die Verabschiedung sogar den etwas weiten Weg nicht gescheut: Christian Bauer, Pfarrer der Veldener Partnergemeinde La Petite-Pierre, dem einst der Grafschaft zugehörigen Lützelstein.

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