Einig in der Empörung

MORBACH. Der Ortsbeirat Morbach fordert den Deutschen Jugendherbergsverband (DJHV) einstimmig auf, die Schließung der Morbacher Jugendherberge rückgängig zu machen und ein Sanierungskonzept zu erstellen.

Bei der letzten Sitzung des Morbacher Ortsbeirats im Jahr 2004 wollte anders als in den vergangenen Jahren keine Vorweihnachtsstimmung aufkommen. Das lag am Thema: die Schließung der Jugendherberge Morbach. "Empörung" war der Begriff der Stunde. Und kaum ein Redebeitrag kam ohne ihn aus. Ortsvorsteher Hans Jung machte den Anfang: "Ich bin empört, dass man eine funktionierende Einrichtung, die 75 Jahre lang betrieben wurde und die ein großes Ansehen genießt, einfach schließt." Er bedauerte die Entscheidung des Jugendherbergsverbands mit Blick auf Einzelhandel und Gastronomie, aber auch wegen des Telefonmuseums in der Nachbarschaft. Es werde problematisch, die Einrichtung zu halten, "wenn das Standbein wegbricht". Bürgermeister Gregor Eibes teilte die Verärgerung sowohl inhaltlich, als auch über die Vorgehensweise (der TV berichtete). Im Juli sei in einem Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden Jacob Geditz noch keine Rede von einer Schließung gewesen. Jetzt stehe der Verband plötzlich ohne Herbergseltern da und rede von Unwirtschaftlichkeit. Mit Blick auf die verlorene Straßenmeisterei und das Forstamt könne man sagen, das sei das Schicksal von Morbach. Eibes: "Aber wir werden uns wehren, diesmal vielleicht erfolgreich." Auch für Georg Schuh, Fraktionssprecher der CDU, ist die Entscheidung völlig unverständlich. Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sei die Jugendherberge für viele Familien vermutlich künftig die einzige Möglichkeit, Urlaub zu machen. In der Resolution - Eibes hatte einen Entwurf mitgebracht - sollten alle Register gezogen werden, um klarzumachen, dass die Entscheidung in Morbach nicht akzeptiert werde. Lieselore Steck (SPD) zeigte kein Verständnis für die Politik des Verbands, die Jugendherbergen quasi in Hotels umzuwandeln. Hans-Jürgen Schuh (Freie Wähler) fragte, ob es nicht möglich sei, dass die genannte Begründung nicht mit der wirklichen übereinstimme. Eibes ging in seiner Antwort davon aus, dass der Verband eine bestimmte Zahl an Einrichtungen schließen wolle und einen Grund gesucht habe, sich von Morbach zu trennen. "Und den haben wir nicht geliefert", so der Bürgermeister weiter. Einstimmig wurde eine Resolution verabschiedet, in der der Verband "unmissverständlich" aufgefordert wird, die Schließung rückgängig zu machen und ein Sanierungskonzept zu erstellen. Danach sei man zu Gesprächen über eine finanzielle Beteiligung bereit."So kann man mit uns nicht umgehen"

Das Argument der fehlenden Wirtschaftlichkeit sei nicht glaubwürdig, heißt es in der Resolution. Vielmehr sei "ein Willkürakt zu vermuten, der einen fadenscheinigen Grund vorschiebt, um eine Einrichtung abstoßen zu können". Dem DJHV müsse vorgeworfen werden, dass innerhalb kurzer Zeit das Kreisjugendzentrum in Bischofsdhron und die Jugendherberge aufgegeben werde. So könne ein Verband mit einer Gemeinde nach 75 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit nicht umgehen. Dass der Verband durch die Resolution umgestimmt wird, ist wenig wahrscheinlich. "Die Entscheidung ist gefallen", erklärte Marketingleiter Wim Smet vom Landesverband "Die Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und Saarland" dem TV . Ob und warum der Vorstandsvorsitzende Geditz seine Zusage, rechtzeitig das Gespräch mit der Gemeinde zu suchen, nicht eingehalten hat, konnte Smet nicht sagen. Geditz selbst war am Freitag nicht erreichbar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort