Landwirtschaft Hanf: Nutzen ohne Rausch

Kleinich-Fronhofen · Einige Landwirte in der Region testen den Wiederanbau einer alten Kulturpflanze. Die Initiatorin Maiga Werner aus dem Hunsrück hat bereits für Abnehmer gesorgt.

                             Maiga Werner aus Fronhofen mit frisch gekeimten Hanfpflanzen.

Maiga Werner aus Fronhofen mit frisch gekeimten Hanfpflanzen.

Foto: Christoph Strouvelle

Eine Nutzpflanze feiert ihr Comeback – bald auch in der Region? Darauf hofft Maiga Werner vom Naturkräutergarten in Kleinich-Fronhofen (Landkreis Bernkastel-Wittlich). Sie sucht Landwirte, die Hanf anbauen möchten. Seit Anfang 2017 befasst sich Werner mit den Möglichkeiten des Anbaus und dem Nutzen von Hanf. „Hanf kann als Kleidung weiterverarbeitet werden. Zudem kann es als Dämmstoff und zur Produktion von Ziegeln verwendet werden. „Früher sind die Segelschiffe mit Segeln aus Hanf gefahren“, sagt sie. Zwischen 1996 und 2001 sei im Hunsrück bereits Hanf angebaut worden, um die Fasern zu nutzen. Damals habe aber die Vermarktung nicht funktioniert.

Doch jetzt wagt sie einen zweiten Versuch. Diesmal soll unter dem Namen Hunsrücker Hanfkampagne die Hanfsorte Finola angebaut werden, aus der Hanföl, Hanfmehl und Hanfprotein erzeugt werden. Dabei muss sie viel experimentieren, denn wegen des Verbots von Hanfanbau aufgrund der berauschenden Wirkung einiger Sorten, aus denen Marihuana und Haschisch gewonnen werden, sei der Hanfanbau einst verboten gewesen. „Dabei ist viel Know-How zum Anbau und Verarbeitung der Nutzpflanze verloren gegangen“, sagt sie. Doch dieser Wirkstoffgehalt sei in der zum Anbau vorgesehenen Sorte dermaßen gering, dass sie zur Rauschmittelgewinnung nicht tauge. Vor der Verarbeitung würden Blüten und Samen auf den THC-Gehalt, das zum Rausch führt, untersucht. „Das ist so wenig, dass es keine Wirkung hat“, sagt sie. Getrieben wird Werner von dem Gedanken, dass die Landwirtschaft im größeren Stil umweltfreundlicher werden müsse, sagt sie. Denn Hanf braucht auch in konventionellem Anbau keine Spritzmittel. Durch die großen Blätter werde der Wuchs von Unkraut unterdrückt.

Unterstützt wird Werner vom Maschinenring Hunsrück mit Sitz in Birkenfeld und Simmern. Dort sei man sofort Feuer und Flamme für ihre Pläne gewesen und habe ihr finanzielle Unterstützung zugesagt, sagt sie. Zudem hat die Fronhofenerin bereits Abnehmer gefunden: Die Erzeugnisse sollen über die Regionalmarken Ebbes von hei! und SooNahe im Handel vertrieben werden. Und auch der Bio-Nahrungs-Hersteller Govinda in Birkenfeld hat ihr die Abnahme von Biohanfsamen zugesagt.

„Damit haben wir als Basis Unterstützer auf landwirtschaftlicher Seite und Abnehmer“, sagt sie. Über die Bioverbände Bioland, Naturland, Demeter und Biokreis hat sie daraufhin ihre Pläne kommuniziert und nach Landwirten gesucht, die Hanf anbauen möchten. Mit Erfolg: Fünf Landwirte in Fronhofen und Altrich sowie in Orten der Landkreise Rhein-Hunsrück und Bad Kreuznach säen in den kommenden Wochen auf insgesamt 20 Hektar Fläche Hanfsamen aus. Nach 100 Tagen, also voraussichtlich Ende August, werden die Hanfpflanzen dann geerntet.

Einer der Landwirte ist der Altricher Dolf von Wesemael, der auf sechs Hektar Fläche Hanf anbauen möchte. „Ich suche mir Pflanzen zum Anbau, die außerhalb des Standards sind,“ sagt er. Er erhofft sich dadurch eine Bodenverbesserung. Vorzugsweise auf Flächen, auf denen vorher Klee gewachsen ist, will er künftig Hanf anbauen. Denn Klee binde viel Stickstoff im Boden, was der Vegetation von Hanf entgegenkomme. Auch Werner betont die positiven Auswirkungen von Hanfanbau auf die Böden. „Es ist eine Alternative zum Fruchtwechsel“, sagt sie. Interessant werde dann auch der Anbau von Hülsenfrüchten wie Erbsen und Linsen. Denn diese Pflanzen brächten ebenfalls viel Stickstoff in den Boden, von dem der Hanf dann im darauffolgenden Jahr profitiere.

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