Einkaufsbummel in der Wildbadstraße von einst

Ediger-Eller/Traben-Trarbach · An weit über 100 Geschäfte, Unternehmen, Hotels, Gaststätten und Dienstleister, die einst in Traben und Trarbach ansässig waren, erinnert sich Madlen Roth aus Ediger-Eller. Die 88-Jährige zog vor 40 Jahren aus Trarbach fort und nahm jetzt ihre langjährige Bekannte Gisela Gerhard mit auf einen "Spaziergang" durch die Wildbadstraße, wie sie sich vor dem Krieg präsentierte.

 Die aus Trarbach stammende Madlen Roth, geborene Knod (links), lässt in Ediger-Eller mit Gisela Gerhard vergangene Zeiten Revue passieren – auch über den Einkauf in der Trarbacher Wildbadstraße. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Die aus Trarbach stammende Madlen Roth, geborene Knod (links), lässt in Ediger-Eller mit Gisela Gerhard vergangene Zeiten Revue passieren – auch über den Einkauf in der Trarbacher Wildbadstraße. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Ediger-Eller/Traben-Trarbach. Es sprudelt nur so aus der munteren Seniorin heraus, wenn sie sich an vergangene Zeiten erinnert. Gut möglich, dass die Liste der Geschäfte und Meisterbetriebe von einst nicht vollständig ist, denn viele Jahrzehnte sind vergangen, seit Madlen Roth in der Wildbadstraße eingekauft hat. "Früher war Traben ein Dorf, Trarbach war mehr städtisch", sagt sie. "Am oberen Ende der Weiherstraße gab es eine Getreidemühle, und am Weihertorplatz war die Apotheke von Otto Völcker und die Bäckerei Flügge-Moog, die 1928 gegründet wurde." In der sich anschließenden Wildbadstraße befanden sich gleich drei Lebensmittelgeschäfte, eines gründete Gisela Gerhards 1861 geborene Großmutter Charlotte Eleonore. Die zehnfache Mutter bestritt als Witwe damit ihren Lebensunterhalt. Der Lebensmittelladen Marx befand sich am oberen Ende der Straße, wo heute eine Tierarztpraxis ist. Die Menschen konnten in Trarbach alle Besorgungen erledigen. In der Wildbadstraße gab es eine Auto-Werkstatt, den Schuster Ludwig, ein Brüderpaar Faust arbeitete als Holzküfer, eines als Schreiner, und die drei Zimmermeister Manfred Gerhard, Max Gerhard und Karl Gerhard hatten ebenfalls in der Straße ihre Betriebe. Schneidermeister Hugo Sonntag kleidete die Damen und Herren ein, und kräftig geschneidert wurde auch bei Meister Karl Ecker. Polsterer Otto Faust fertigte in seinem Geschäft noch Matratzen, und Obst und Gemüse gab es in der Gärtnerei Schmidgen. Der Anstreicher Artur Klein sorgte für frische Farbe in den Wohnungen, und frische Brötchen gab es in der Bäckerei Halfmann und bei Bäcker Schössler, der eine Getreidemühle betrieb. STADT GESCHICHTE(N)

Auch das Baugeschäft Schmitz & Hertel war in der Wildbadstraße ansässig. In Nummer 93 befand sich das Gasthaus zur Erholung, das 1953 in einer Festschrift als "gut bürgerliches Haus" wirbt, welches über einen großen Saal, Kegelbahn und Loretta-Lichtspiele verfügt.Madlen Roths Augen leuchten, wenn sie sich an früher erinnert. Das Laufen fällt ihr schwer, ein richtiger Rundgang durch die Heimatstadt ist ihr nicht mehr möglich. Beim Erzählen lässt sie sich Kaffee und Kuchen schmecken und erzählt stolz: "Von den Rabattmarken aus Kaisers Kaffeegeschäft in der Moselstraße habe ich mir damals ein sechsteiliges Kaffeeservice zusammengespart, und vier Gedecke habe ich heute noch."

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