Einkaufshilfe, Fahrdienst, Leih-Oma

Menschen, die ehrenamtlich Dienste anbieten, und Menschen, die Hilfe brauchen, sollen in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues zusammengebracht werden. Das Spektrum der Angebote ist vielfältig.

 Praktisch ist so eine Leih-Oma: Die spielt dann aushilfsweise mit den Kleinen, wenn die Eltern mal nicht da sind. Foto: dpa

Praktisch ist so eine Leih-Oma: Die spielt dann aushilfsweise mit den Kleinen, wenn die Eltern mal nicht da sind. Foto: dpa

Bernkastel-Kues. Spätestens im März nächsten Jahres soll in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues eine Ehrenamtsbörse ihren Betrieb aufnehmen. Sie hat das Ziel, Menschen, die ehrenamtlich Hilfe anbieten, mit Personen zusammenzubringen, die Hilfe in Anspruch nehmen möchten. Beteiligen können sich auch Vereine und Organisationen.

Das Spektrum ist vielfältig. Senioren sollen bei Einkäufen, Arzt- und Behördengängen unterstützt werden. Es werden Fahrdienste angeboten. Gesucht werden aber auch Leute, die Senioren regelmäßig Gesellschaft leisten. Doch auch die Senioren können sich einbringen. Zum Beispiel als Leih-Oma oder Leih-Opa. Im Angebot, falls sich Leute dafür melden, sind auch Hilfestellungen für junge Familien in Notsituationen und Patenschaften bei der Lehrstellensuche. Gesucht werden zudem Bürger, die sich in den Orten engagieren, zum Beispiel bei Veranstaltungen.

Anfang 2011 werden die Angebote im Mitteilungsblatt der VG vorgestellt. Beigefügt sind ein Anmeldeformular und ein Bedarfsformular. Anbieter und Hilfesuchende können auf diesem Weg ihre Angebote und Wünsche an die VG-Verwaltung übermitteln. Dort werden sie auch in Zukunft koordiniert.

"Ich gehe davon aus, dass wir Anfang Februar mit den Menschen sprechen, die sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit melden", sagt Leo Wächter (CDU), der erste Beigeordnete der VG. Ihm liegt die Thematik seit Jahren am Herzen. Die CDU hat den Antrag für eine Ehrenamtsbörse in den Fachausschuss Schule, Jugend, Soziales und Senioren eingebracht. Das Gremium hat sich einstimmig dafür starkgemacht.

Wie andernorts verändert sich auch in der VG Bernkastel-Kues die Einwohnerzahl und die Altersstruktur. Am 30. Juni 2010 zählte sie noch 23 254 Einwohner, schon 2020 werden es, so das Statistische Landesamt, nur noch etwa 21 400 sein. Der Anteil der Senioren nimmt zu, weil die Lebenserwartung steigt, die Zahl der jungen Menschen nimmt wegen der niedrigen Geburtenrate ab. "Deshalb muss der demografische Wandel in sämtlichen Handlungsfeldern der Kommunalpolitik systematisch und konsequent berücksichtigt werden", fordert Leo Wächter.

Beispiele für ehrenamtliches Wirken gibt es bereits. Nicht alle sind bekannt. Gerade das soll sich durch die Börse ändern.

"Wintricher Netz" seit 2007 aktiv


Bekannt ist das "Wintricher Netz". Es bietet seit Ende 2007 Fahrdienste, Besuchsservice und Beratung an. Das von 112 Mitgliedern getragene Angebot hat bereits gewaltige Dimensionen angenommen und wird nicht nur von Wintrichern genutzt. Initiator Burkardt Kullik berichtet, dass er und seine Frau pro Jahr etwa 5000 Kilometer fahren, um ältere Menschen zum Arzt und wieder nach Hause zu bringen. "Elf Fahrer sind regelmäßig im Einsatz, elf weitere stehen in Bereitschaft", erzählt er.

Kullik ist froh, dass es nun auch von Seiten der VG ein Angebot geben soll. Wichtig sei aber, dass ein Konzept erarbeitet wird. Am besten, so Kullik, vom Kreis. "Dieses Konzept muss dann in die einzelnen Orte getragen werden." Die Gemeinden sind für ihn die Keimzelle des Ehrenamts. "In jedem Dorf muss es eine Anlaufstelle geben. Nur so wird es funktionieren", sagt er. Leo Wächter sieht das ähnlich. "Wichtig ist aber, erst einmal einen Einstieg zu finden", sagt er. Die Idee ist auch schon den Ortsbürgermeistern vorgestellt worden. "Da sind super Ideen dabei", sagt der Lieserer Ortschef Gerhard Stettler. Angebot und Nachfrage müssten vernetzt werden. "Es ist wichtig, wenn in den Orten einer nach dem anderen schaut."

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