Einsatz am Kap der Guten Hoffnung - Bernkastel-Kueserin arbeitet in Südafrika mit behinderten Menschen

Bernkastel-Kues · Die Physiotherapeutin Sabine Fass-Follmann arbeitet bis Anfang Januar unentgeltlich in Südafrika. Mal kommen ihr die Tränen, wenn sie an die Zukunft ihrer jungen Patienten denkt, dann genießt sie die Freundlichkeit der Menschen. Ungefährlich ist die Arbeit an manchen Orten nicht.

Bernkastel-Kues. Sabine Fass-Follmann bekommt von der Vorweihnachtszeit und den Festtagen in ihrer Heimat an der Mosel nichts mit. Die Physiotherapeutin ist derzeit in Kapstadt, Südafrika. Dort betreut und behandelt sie für mehrere Hilfsorganisationen behinderte Kinder im Alter von bis zu sechs Jahren sowie junge Erwachsene.
Fass-Follmann las im vergangenen Jahr einen Artikel eines Kollegen von der Physiotherapieschule Ortenau, der angehende Physiotherapeuten nach Südafrika schickt. Sie wandte sich an ihn und fragte, ob auch Freiwilligenarbeit dort möglich sei. Jetzt arbeitet sie in einem Zentrum namens Heartsland Baby. Die Moselanerin behandelt derzeit dreimal pro Woche vier Kinder. "Das jüngste ist drei Monate, das älteste fünf Jahre alt. Die Kinder sind schwer erkrankt, zwei werden über eine Sonde ernährt", erzählt sie. Einige der Kinder mit Beeinträchtigungen, die dort behandelt würden, blieben nur kurze Zeit, andere wiederum bis zu ihrem sechsten Lebensjahr oder bis sie zur Adoption freigegeben werden. Häufig seien die Mütter drogen- oder alkoholkrank. Wobei die Drogen überwiegen, weil der Alkohol zu teuer sei, erklärt Fass-Follmann.
Die Zustände an ihrem Einsatzort machen sie traurig: "Hin und wieder kämpfe ich mit den Tränen". Doch es gebe auch viele glückliche Momente: "Wenn die Kinder einen anlächeln und es sichtlich genießen, dass man sich mit ihnen beschäftigt".Im Museum wird behandelt


In den Townships (siehe Extra) behandelt Fass-Follmann ihre Patienten teils in den Wohnungen von Privatleuten, die diese zur Verfügung stellen, aber beispielsweise auch im Raum eines Museums. Die Arbeit in den Wohnsiedlungen ist gefährlich. Deswegen wird Sabine Fass-Follmann bei ihrer Arbeit immer von einem Ortskundigen begleitet. Doch auch das hilft nicht immer. In manchen Bereichen der Stadt habe sie ihre Arbeit sogar ganz einstellen müssen. Untergebracht ist sie in einem Haus der Organisation YMCA. Von dort fährt sie mit Schülern der Ortenauschule gemeinsam zu ihren Einsatzorten. Doch bekommt Fass-Follmann neben der Arbeit auch einiges von ihrem Gastland mit. Wanderungen, Safaris und Stadtführungen durch Kapstadt stehen zwischendurch immer wieder auf dem Programm. Besonders genieße sie die Gespräche mit den Einheimischen. "Die Menschen hier sind äußerst freundlich und haben Interesse, dich wirklich kennenzulernen." Bereits jetzt weiß die Physiotherapeutin, was sie nach dem Ende ihrer Arbeit in Afrika vermissen werde. "Die morgendlichen Temperaturen um 20 Grad Celsius". Doch auch die ausgelassene Stimmung und die Spontanität der Menschen werde sie vermissen. Bei Marktbesuchen sei sie häufig mit Menschen ins Gespräch gekommen und auch schon mal spontan zum Barbecue eingeladen worden. Sie habe viele tolle Begegnungen und Erfahrungen durch ihre Arbeit. "Um ein Land und seine Menschen kennenzulernen, ist das fantastisch". Und ein bisschen ist auch Weihnachten in Afrika wie an der Mosel. Denn hier wie dort sei Weihnachten den Menschen wichtig.
Sabine Fass-Follmann veröffentlicht ihre Eindrücke über ihren Aufenthalt in Südafrika in einem Internetblog mit der Adresse moselbieneunterwegs.blogspot.de.Extra

Townships sind Wohnsiedlungen, die während der Rassentrennungspolitik in Südafrika für die schwarze, die farbige oder die indische Bevölkerung eingerichtet wurden. Ein Beispiel ist South Western Townships kurz Soweto, ein Stadtteil von Johannesburg. Nach aktuellen Schätzungen sollen dort derzeit mehr als 3,5 Millionen Menschen in menschenunwürdigen Verhältnissen leben. grau

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