Einst eine Attraktion im Fremdenverkehr

TRABEN-TRARBACH. Heute vor 123 Jahren, am 29. Juli 1883, wurde das Badehaus am Quellausgang in Bad Wildstein feierlich eröffnet. Für Traben und Trarbach war dies eine weitere Attraktion im Fremdenverkehr: Das einzige Heilbad an der Mosel lockte fortan unzählige Gäste aus nah und fern ins idyllische Kautenbachtal. Jetzt gibt es Überlegungen, es wieder zu beleben.

Hier fanden sie Linderung bei vielen Leiden und Erholung in einer wildromantischen Umgebung. "Die Kleinheit der Anlage darf nicht über die Bedeutung hinwegtäuschen, werden doch hier jährlich über 15 000 Bäder verabreicht", heißt es in einem Zeitungsartikel vom Juli 1957 über "Heilende Quellen in unserer Heimat", den der Irmenacher Heimatforscher Hans Schneiß in seinem Archiv aufbewahrt. Der Autor schreibt weiter, dass das Wasser mit 35 Grad Wärme dem Boden entspringt. Da die Erdtemperatur alle 30 Meter um etwa ein Grad zunehme, müsse die Quelle aus mindestens 1000 Metern Tiefe kommen. "Die Bäder bringen Linderung und Heilung bei Rheuma, Gicht, Blasen- und Nierenleiden und werden von Kranken der näheren und weiteren Umgebung gern genutzt. In Flaschen abgefüllt, kommt das Wasser als Trarbacher Felsenquelle in den Handel." Kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert hatte August Wehr mit der Abfüllung des Mineralwassers begonnen, und bis Anfang der 70er-Jahre konnte der erfrischende Trunk genossen werden. Dann erwarb die Sprudelfirma Tönissteiner die Rechte, und die Trarbacher Felsenquelle versiegte; das Mineralwasser gab es nicht mehr auf dem Markt. Doch seit drei Jahren behauptet sich dieses Wasser wieder neben dem Wein. "Die Stadt Traben-Trarbach hat alle Rechte zurückerworben", sagt Matthias Heuser vom Weingut Robert Heuser, der mit seinem Bruder Gisbert "das einzige Mineralwasser an der ganzen Mosel" abfüllt. "August Wehr war der Stiefbruder unserer Urgroßmutter", merkt Matthias Heuser schmunzelnd an, und er ist sich ziemlich sicher, dass sein Betrieb die kleinste Sprudelabfüllung Deutschlands ist. 1990 wurde das Haus geschlossen

Das alte Badehaus in Bad Wildstein ist indessen verwaist; die Zeiten, da Kurgäste hier flanierten und ihre rheumatischen und gichtigen Gelenke sanierten, sind vorbei. Im Mai 1990 wurde das Haus geschlossen und später verkauft, und der letzte der durchweg begeisterten Einträge in das Gästebuch von Bad Wildstein datiert vom 12. Juli 1969. Wer sich heute etwas Gutes tun möchte, kann die landschaftlich herrlich gelegene Mosel-Therme im Wildsteiner Weg aufsuchen, wo er schwimmen und saunieren kann, durchatmen und aufatmen, sich wohlfühlen in Wasser und Dampf auf einer 2000 Quadratmeter großen Fläche. Im warmen Thermalwasser, das dem 380 Meter tiefen Eleonoren-Stollen entspringt, werden Stress und Unbehagen weggeschwemmt. Der Traum vom Naturbad im Kautenbachtal Seite 10

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