Und nach Auszählung der Stimmen bei der Wahlkreiskonferenz in der Büchenbeurener Jahnhalle durfte die Kandidatin dann auch strahlen: Alle 115 stimmberechtigten Delegierten votierten für die Genossin von der Mosel. Dass der Wahlkreis 201 ein durch und durch schwarzer ist, weiß die Kandidatin. Sie wird es wohl kaum schaffen, dem Platzhirsch Peter Bleser (CDU) am 22. September das Direktmandat abzujagen. Schließlich dümpelten die Genossen bei der letzten Bundestagswahl in diesem Wahlkreis bei mageren 20 Prozent. Doch Anja Bindges hat das Zeug dazu, dieses Ergebnis zu verbessern. Landtagsabgeordneter Benedikt Oster (Cochem-Zell) war voll des Lobes: "Das einstimmige Ergebnis zeigt, dass wir eine gute Kandidatin haben und es demonstriert die Aufbruchstimmung in der SPD ", sagte Oster. "Wir werden die 20-Prozent-Marke knacken."
Für Anja Bindges liegt der Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit in der Sozialpolitik, was wohl auch ihrem Beruf geschuldet ist. Eine Kandidatur ist für sie logische Konsequenz.
1989 war die ehemalige Weinkönigin erste Frau im Gemeinderat Traben-Trarbach. Mehr als 20 Jahre hat sie als Mandatsträgerin in kommunalen Parlamenten gewirkt. Sie tritt dafür ein, dass eine Frau sich nicht zwischen Beruf und Kindern (sie versorgt deren fünf) entscheiden muss, sondern dass Voraussetzungen geschaffen werden, dass Frauen beides tun können. Und: "Für das Betreuungsgeld der CDU gibt es kein vernünftiges Argument. Die Kosten hierfür wären bei der Frühförderung im Kindergarten besser angelegt", machte sie eine erste Kampfansage an ihren Gegner Peter Bleser, der im Bundestag für das Betreuungsgeld gestimmt hatte. Solche Aussagen kommen bei den Genossen an, ebenso wie: "Wir dürfen pflegebedürftige Menschen nicht verwalten, sondern müssen sie betreuen." Hinzu kam ein "uneingeschränktes Ja zum Hahn", eine Rente nach 45 Jahren oberhalb der Grundsicherung und ein Schlenker zur Energiewende.
Die drei Kreisvorsitzenden Bettina Brück (Bernkastel-Wittlich), Heike Raab (Cochem-Zell) und Michael Maurer (Rhein-Hunsrück) konnten Bindges nach der Abstimmung nur noch gratulieren. Auch wenn sie kaum Chancen auf das Direktmandat hat: Bei einem guten Abschneiden der SPD im Bund rangiert Anja Bindges als Frau in aussichtsreicher Position für einen Listenplatz.Extra

Nach der Wahlkreiskonferenz haben wir Anja Bindges einige Halbsätze in den Mund gelegt, die sie beenden sollte. Wenn Angela Merkel bei der nächsten Wahl wieder Bundeskanzlerin wird, bedeutet das für mich ... "... dass die moderne Familienpolitik nicht weiter vorangeht." Ich erhoffe mir von Ministerpräsidentin Malu Dreyer ... "... dass sie den eingeschlagenen Weg von Kurt Beck weitergeht. Da bin ich mir aber sicher. Und dass sie ihre Erfahrungen als Sozialministerin in das Amt einbringt, denn das ist wichtig für alles Weitere, was die Regierung macht." Für Traben-Trarbach wünsche ich mir ... "... Frieden und eine Rückkehr zur Sachpolitik." hscExtra

Anja Bindges (49) leitet die Ambulanten Dienste Hunsrück-Mosel der Evangelischen Altenhilfe und die Krankenpflege der Diakonie. 1989 wurde sie als erste Frau in den Gemeinderat Enkirch gewählt. 2004 zog sie nach Traben-Trarbach und ist seitdem Mitglied im Verbandsgemeinderat sowie seit 2009 auch im Kreistag. mai