Eintauchen in den geheimnisvollen Regenwald

ZELL. Haarige Vogelspinnen oder züngelnde Schlangen sind nicht gerade die beliebtesten Kuscheltiere. Aber auch wem sich beim Anblick von exotischen Riesenkäfern und urzeitlichen Echsen die Nackenhaare sträuben, kann sich der Faszination dieser wundersamen Tierwelt nicht entziehen. Beim Besuch im Tropenzoo in Zell wird das Dschungelbuch lebendig.

Bei schönem Wetter lässt sich das Papageienpärchen draußen die Sonne auf das farbig schillernde Gefieder scheinen. Fast hat man den Eindruck, dass die beiden mit ihren klugen Augen etwas hochmütig auf die Besucher herabschauen, die staunend die Schönheit der exotischen Großvögel betrachten.Nie unter 20 Grad Celsius

Ins Staunen kommen die Besucher des Tropenzoos im Gewerbegebiet von Zell-Barl aber auch beim Rundgang durch die zirka 450 Quadratmeter große klimatisierte Halle. Die Zooinhaberin Stefanie Hillen hat diese mit kleinen Bachläufen, Wasserfällen, Orchideen, großblättrigen Palmen und anderen Dschungelpflanzen in einen geheimnisvollen Regenwald verwandelt. Nie sinkt die Temperatur unter 20 Grad Celsius. Doch wenn das Sommerwetter an der Mosel diese Marke überschreitet, bekommen die Besucher des Tropenzoos eine Ahnung von den feucht-warmen Lebensbedingungen in der echten grünen Hölle. Mit einer Vogelspinne und der Liebe zu exotischen Reptilien hat sich Stefanie Hillen im Jahr 2000 ans Werk gemacht, um ihren Traum vom Tropenzoo umzusetzen. Immer mehr Tiere kamen dazu, und gleichzeitig musste Stefanie Hillen für diese ihren natürlichen Lebensraum möglichst naturgetreu nachbilden. Auf diese Weise entstand nach und nach der bislang einzige Tropenzoo in der Region, von dem sich immer mehr Besucher aus ganz Deutschland und Europa faszinieren lassen. Die Handteller große haarige Vogelspinne gehört nach wie vor zu den Attraktionen der Ausstellung. In geräumigen Glaskästen krabbeln oder hüpfen bunte, aber auch wegen ihrer Tarnfarben kaum wahrnehmbare Schauinsekten mit merkwürdigem Aussehen, biblisch anmutende Heuschrecken oder fein gezeichnete, große Käfer. Mit ihren wunderschönen Farben wie Azurblau oder Neongrün täuschen die kleinen Pfeilgiftfrösche über ihre Gefährlichkeit hinweg. "Das sind echte Raritäten und sehr kostbar", versichert Stefanie Hillen. Stolz ist sie auch auf ihre Schlangen, beispielsweise die rote Königsnatter, die als die schönste Schlange der Welt gilt, oder die große Boa constrictor. Direkt zärtlich wird ihr Gesichtsausdruck vor dem Käfig der grünen Leguane, die sogar auf ihre Namen hören. "Die kennen mich ganz genau", sagt sie. Und tatsächlich, als Stefanie Hillen die Tür öffnet, kommen die wie urzeitliche Drachen wirkende Wesen "zum Kuscheln". Doch die Fachfrau warnt: Zwar können Leguane bei artgerechter Haltung und richtiger Pflege sehr zutraulich werden, Haustiere für eine normale Wohnung sind sie jedoch nicht. Die Leguane, aber auch einige andere Exoten im Zeller Tropenzoo, sind Findeltiere, die ausgesetzt oder ihren Besitzern vom Veterinäramt entzogen wurden.Füttern der Tiere verboten

Kein Tier, das sich hier im künstlichen Dschungel wohl fühlt, wurde der Natur entnommen. "Alle kommen aus Züchtungen", betont Stefanie Hillen. Sie kämpft seit vielen Jahren für den Artenschutz. Daher gibt es im Tropenzoo eine Halle mit Exponaten, die der Zoll als illegale Souvenirs in den Koffern von Touristen entdeckt hat: Krokodil- oder Schlangenledertaschen, Elfenbein-Schnitzereien, Korallen oder gar Ganztierpräparate. Artenschutz-Seminare gibt Stefanie Hillen auf Wunsch Schulklassen und interessierten Gruppen, die beim Rundgang durch den Tropenzoo in Praxis und Theorie viel lernen können. Anders als in herkömmlichen Zoos ist in Zell das Füttern der Tiere verboten. Das ist allein die Aufgabe von Stefanie Hillen, die das Lebendfutter wie Mäuse, Ratten oder Kaninchen selbst züchtet. Und für die Vernichtung von Ungeziefer sorgen niedliche Zwergwachteln aus China, die in der Tropenhalle sehr geschäftig zwischen den Pflanzen hin und her wuseln. Der Tropenzoo in Zell-Barl ist bis November täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Gruppen sollten ihren Besuch anmelden unter Telefon 0171/3653498 oder Fax 06542/41545.

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