Einzelkämpfer will einen Seniorenbeirat

Wittlich · Willi Waxweiler fordert die Einrichtung einer Vertretung für alle über 60 Jahre. Die Stadtpolitik unterstützt ihn bislang nicht.

Wittlich Hätten Sie's gewusst? Von 60 Jahren an gilt man statistisch als Senior. Willi Waxweiler ist frische 80 Jahre und damit garantiert einer. Und er will, dass diese Altersklasse in Wittlich mehr Gehör findet. Er fordert seit Monaten die Einrichtung eines Seniorenbeirats. Den Bürgermeister hat er angeschrieben und gefragt, wann es denn einen Seniorenbeirat geben werde? Joachim Rodenkirch hat ihm über die Pressestelle geantwortet: "Wann in der Stadt Wittlich ein Seniorenbeirat gemäß § 56a Gemeindeordnung eingerichtet wird, kann ich Ihnen nicht sagen. Aktuell besteht in Wittlich kein Seniorenbeirat, weil hierfür bislang keine Initiative ergriffen worden ist. Auch gibt es aktuell keine solche Initiative."

Zudem wird auf den Seniorenbeirat des Landkreises verwiesen. Weiterhin hat Willi Waxweiler von Jan Mußweiler, damals noch Pressesprecher der Stadtverwaltung, die Auskunft erhalten: "Was ich weiß, ist, dass es in Wittlich und seinen Stadtteilen viele unterschiedliche Initiativen von und für Senioren/Seniorinnen gibt, die wunderbar funktionieren. Auch hier gibt es Kaffee und Kuchen." Das ist eine Anspielung auf Waxweilers Hinweis in seinen Rundmails, auf das, was die Einheitsgemeinde Morbach biete: "Einmal jährlich laden die Ortsgemeinden die Senioren ab 65 Jahre zu einem Senioren-Nachmittag ein. Der Kaffee und Kuchen wird dabei angeblich aus dem Budget der Ortsvorsteher bezahlt und ist somit für Senioren frei."

Joachim Platz, Ortsvorsteher von Wengerohr, dem größten Stadtteil, hat Willi Waxweiler geschrieben: "Ich denke, Sie brauchen in der Stadtmitte, so wie es in den Stadtteilen bereits mit Erfolg praktiziert wird, ein Team von ehrenamtlichen Helfern, die solche Projekte anstoßen und betreuen. Ein Seniorenbeirat allein hilft da wenig." Willi Waxweiler reicht das nicht. Er sagt: "Wir haben hier viele Probleme, aber keinen, der unsere Interessen vertritt. Auch die Stadträte bringen kein Thema für die Alten auf die Tagesordnung." Was ihn fuchst: Er hat alle Fraktionsvorsitzenden angeschrieben und: "Kein einziger hat mir geantwortet. Noch nicht einmal: ,Kein Interesse'. Dann hätte ich wenigstens gewusst: Sie sind dagegen." Dabei wäre das Mitziehen der Stadtpolitik hilfreich. Rainer Stöckicht, Pressesprecher der Stadtverwaltung, erklärt, welche Möglichkeiten Willi Waxweiler hat:

Stadtrat Man müsste die Stadtratsfraktionen von der Notwendigkeit der Einrichtung eines Seniorenbeirats überzeugen. Dann könnte eine Fraktion einen Antrag im Stadtrat einbringen, über den dann beraten und abgestimmt würde.

Einwohnerantrag Außerdem gibt es die Möglichkeit eines Einwohnerantrags, wofür Waxweiler im Fall Wittlichs rund 370 Unterschriften von Bürgern ab 14 Jahren braucht. Der Stadtrat entscheidet über die Zulässigkeit des Antrags. Sollte er zulässig sein, berät und entscheidet der Stadtrat innerhalb von drei Monaten abschließend.

Bürgerentscheid Zudem gibt es die Möglichkeit des Bürgerbegehrens mit Bürgerentscheid. Das gab es erst einmal in der Stadt, als die Wittlicher die Bebauung des Parkplatzes Karrstraße gekippt haben. Willi Waxweiler: "Da habe ich mitgemacht und Unterschriften gesammelt. Das hat mir gereicht. Das war es wert, doch jetzt mit 80 Jahren geh' ich keine Unterschriften mehr sammeln."

Wer könnte helfen? Vielleicht Wittlicher, die älter als 65 Jahre und in der Regel in Rente sind. Davon leben insgesamt 4000 in Wittlich und den Stadtteilen. Willi Waxweiler würde sich über Unterstützung freuen.Extra: BEIRAT FÜR SENIORINNEN UND SENIOREN DES LANDKREISES


Der Beirat für Seniorinnen und Senioren wurde vom Kreistag im Juli 2005 per Satzung gebildet. Er besteht aus 15 ehrenamtlich tätigen Mitgliedern, die das 60. Lebensjahr vollendet haben. Diese werden auf Vorschlag der Fraktionen durch den Kreistag gewählt und vom Landrat für die Dauer der Wahlzeit des Kreistages berufen. Vorsitzender ist Hans Speder.

Der Beirat kommt laut Manuel Follmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung, mindestens zweimal jährlich zusammen, nimmt an Sitzungen und Fortbildungsveranstaltungen der Landesseniorenvertretung teil. Zu Aktivitäten listet Manuel Follmann unter anderem auf: Mitarbeit im Arbeitskreis "Pflegende Angehörige" bei der Broschüre "Pflege - ein Thema für jeden", auch Mitarbeit am Projekt "Zu Hause alt werden" und beim Caritas-Modellprojekt "Demenz - zu Hause leben" oder Einsatz für Mobilität im ländlichen Raum durch Bürgerbusse und ehrenamtliche Fahrdienste. Der Beirat ist kein politisches Entscheidungsgremium wie Kreistag oder Kreisausschuss, sondern er berät.

Er kann somit keine verbindlichen Beschlüsse fassen. Der Beirat versteht sich als Motor und gibt Impulse für eine aktive Seniorenpolitik, unterstützt die bestehenden Interessengruppen und versteht sich als Bindeglied zwischen den Generationen und der Kreisverwaltung. Der Landkreis hat 111 828 Einwohner. Hiervon sind 24 346 Personen älter als 65 Jahre und 13 226 Personen älter als 75 Jahre, also ingesamt 37 572 Menschen.

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