Einzigartiges Kulturdenkmal: Klostermühle in Bengel vor dem Verfall gerettet

Bengel · Die Gemeinde Bengel hat ein einzigartiges Kulturdenkmal vor dem Verfall gerettet: Die fast 300 Jahre alte Springiersbacher Klostermühle, in der bis 1980 Korn gemahlen wurde, wurde saniert. Noch in diesem Jahr soll ein Förderverein gegründet werden.

 Die Bengeler Klostermühle von außen: Bis 1980 war sie in Betrieb. TV-Fotos (3): Winfried Simon

Die Bengeler Klostermühle von außen: Bis 1980 war sie in Betrieb. TV-Fotos (3): Winfried Simon

Foto: Winfried Simon (sim) ("TV-Upload Simon"

Wer heute die alte Springiersbacher Klostermühle betritt, muss schon seine Phantasie bemühen, um sich vorzustellen, wie dort einst Korn gemahlen wurde. "Es war sehr laut und staubig", sagt Walter Debald. Der Ortsbürgermeister von Bengel erinnert sich noch gut an die beiden letzten Müller, Bernhard Schlöder und dessen Bruder Peter. Bis 1980 mahlten sie in der vom vorbeifließenden Alfbach angetriebenen Mühle Korn. Dann war Schluss. Das Mühlensterben hatte auch in Bengel Einzug gehalten. Die beiden Brüder gaben auf.

Die Mühle drohte von da an, wie so viele andere vor ihr, zu verfallen. Doch die Gemeinde Bengel war sich des Wertes dieses einzigartigen Kulturdenkmals bewusst, kaufte 2010 die Mühle und begann drei Jahre später mit der Sanierung. Das Dach erhielt eine neue Schiefereindeckung, die Fassaden wurden ausgebessert und neu verputzt, die Natursteinwände saniert, Fenster, Türen und weitere Holzbauteile teilweise erneuert oder gestrichen. Erwerb und Sanierung der Mühle waren nur möglich, weil das Land das Projekt mit rund 300 000 Euro förderte.
Im Erdgeschoss des historischen Gebäudes befinden sich immer noch die drei riesigen Doppel-Walzenstühle und eine Schrotmühle. Der älteste Walzenstuhl ist etwa 150 Jahre alt. Ein großer zylinderförmiger Kornmischer ist zu sehen, ebenso das Transportsystem innerhalb der Mühle mit Becherwerken, Fallrohren und Schnecken. Im Keller können die großen Antriebswellen besichtigt werden, auf dem Dachboden, der ebenfalls zugänglich ist und wo das Mehl in Säcke gefüllt wurde, stehen die Rüttelwerke und eine uralte Entstaubungsanlage.

Im Rahmen der Gebäuderestaurierung wurden auch der Mühlgraben und der Einlaufkanal saniert. Im Frühjahr dieses Jahres konnte die aus dem Jahr 1916 stammende Francisturbine wieder reaktiviert werden. Sie erzeugt Strom, der in das öffentliche Netz eingespeist wird.
Bereits 1989 hatte die Gemeinde Bengel die unmittelbar neben der Kornmühle gelegene alte Ölmühle erworben und später saniert. Dort wurden bis Anfang der 60er Jahre aus Traubenkernen, Bucheckern, Walnüssen und Raps Öle gepresst.

Kunden waren die Bewohner des nahen Alftals und den nahen und weiteren Moselgemeinden. Unter Ortschef Debald wurde die Ölmühle aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt.
Noch in diesem Jahr wird ein Förderverein Klostermühle gegründet, berichtet Ortschef Debald. Der Verein soll sich unter anderem um Veranstaltungen und um den Erhalt der Mühle kümmern.
Die offizielle Einweihung ist am Sonntag, 13. September. Danach ist das Kulturdenkmal für die Öffentlichkeit zugänglich.Extra

 Bengels Ortsbürgermeister Walter Debald vor den großen Doppel-Walzstühlen im Innern der Mühle.

Bengels Ortsbürgermeister Walter Debald vor den großen Doppel-Walzstühlen im Innern der Mühle.

Foto: Winfried Simon (sim) ("TV-Upload Simon"
 Jahreszahl und Wappen über dem Fenster des alten Mühleneingangs.

Jahreszahl und Wappen über dem Fenster des alten Mühleneingangs.

Foto: Winfried Simon (sim) ("TV-Upload Simon"

Die Springiersbacher Klostermühle wurde 1731 unter dem 30. Abt der Augustiner-Chorherren, Johann Heinrich von Wassenberg, gebaut. Das Springiersbacher Kloster jener Zeit war nicht vornehmlich ein Ort des Gebetes, wo Mönche nach Ablegung von Gelübden in Gemeinschaft lebten. Vielmehr hatte sich das Kloster zu einem Ort entwickelt, in dem Adelige, durch die beträchtlichen Einkünfte des Klosters gut versorgt, zusammenlebten und ihren Lebensabend verbringen konnten. Es war also eher ein feudales Senioren-Stift. Die Klostermühle wurde in Eigenwirtschaft der Abtei betrieben, die einen Müller und mehrere Mühlenknechte gegen Kost und Lohn beschäftigte. Nach der französischen Besetzung wurden große Teile der Klosterbesitzungen versteigert, so auch die Klostermühle. Seither befand sie sich im Privatbesitz. Die letzten Müller waren Bernhard und Peter Schlöder, beide Müllermeister. Bernhard besorgte die Geschäfte der Mühle gemeinsam mit seinem jüngeren unverheirateten Bruder Peter. Die eigene Nachfolge sah Bernhard Schlöder realistisch, und so ließ er seine beiden Söhne studieren, den Ältesten Mathematik, den Zweitgeborenen Agrarwissenschaften. Quelle: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier

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