Eisenbahnbrücke ohne Eisenbahn

Hoxel · Es erinnert an längst vergessene Zeiten: Das Hoxeler Viadukt, auch "Ehnisch-Brück" genannt, diente einst als Eisenbahnbrücke. Es überspannt ein Tal im Hunsrück.

 Die Ausmaße des Hoxeler Viadukts sind aus dem Tal heraus besonders gut zu erkennen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Die Ausmaße des Hoxeler Viadukts sind aus dem Tal heraus besonders gut zu erkennen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (kik), Klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"

Hoxel. Wer das Hoxeler Viadukt sehen will, muss eine kleine Wanderung auf sich nehmen, denn es liegt etwas versteckt und überbrückt ein Tal. Aber der Fußmarsch lohnt. Denn man wird mit dem Ausblick auf ein außergewöhnliches Bauwerk belohnt. Das Hoxeler Viadukt ist eine Eisenbahnbrücke der mittlerweile stillgelegten Hunsrückquerbahn. Es hat eine Länge von 160 Meter und eine Höhe von 42 Meter. Gebaut wurde es von 1900 bis 1903.
Trotz des Namens steht es nicht auf Hoxeler Boden, sondern auf dem Gebiet des Morbacher Ortsteils Morscheid-Riedenburg und wird im Volksmund auch "Enich-Brück" genannt. Woher der Name kommt, ist nicht geklärt. Der Morbacher Heimathistoriker Berthold Staudt hat sich mit der Geschichte des Bauwerks befasst.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren viele Arbeiter aus Italien damit beschäftigt, die Eisenbahnbrücke zu bauen, so Staudt. Innerhalb von nur drei Jahren konnte sie schließlich fertiggestellt werden. "Am 1. November 1903 konnte zum ersten Mal ein Zug von Hoxel über die ,Enich-Brück' nach Hermeskeil fahren", sagt Staudt. Während die Italiener vor allem unmittelbar an der Strecke beschäftigt waren, schafften die Einheimischen mit Pferdefuhrwerken die Klinker für die Bückenbögen aus Birkenfeld herbei. Während der Bauarbeiten habe es auch Unfälle gegeben. Staudt: "Johannes Brück aus Hoxel wurde am 19. Juli 1901 von einem Rollwagen überfahren. Weitere Tote gab es unter den Italienern, allerdings nicht beim Bau, sondern nach Feierabend." Denn nach einem Trinkgelage seien vier Italiener in Streit geraten, der in einer Messerstecherei gipfelte. Drei wurden dabei getötet, der vierte inhaftiert.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke durch einen Luftangriff stark beschädigt. Die Bombentrichter in der Umgebung sind heute noch sichtbar und haben sich inzwischen zu Biotopen entwickelt. Beim folgenden Wiederaufbau sei ein weiterer Toter zu beklagen gewesen, erläutert Staudt. Im Winter 1950/51 habe dann wieder ein Zug über die Brücke fahren können. Nach der Stilllegung der Eisenbahnstrecke Hermeskeil-Simmern 1976 wurde sie nur noch gelegentlich von Güterzügen benutzt. Der letzte Personzug überquerte die Brücke am 29. Mai 1976. Seit den 1990er Jahren fahren keine Züge mehr über die Brücke, da die Strecke der Hunsrückquerbahn zwischen Hermeskeil und Morbach stillgelegt wurde.
Das Viadukt gilt als eines der schönsten Eisenbahnbauwerke des Hunsrücks.hpl

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