Eisennägel gegen Fußballfans

Wittlich · Fußballspielen in der Kordel - das war in der Wittlicher Altstadt in der Zeit um 1960 gang und gäbe. Aber ein Landwirt wollte den Schülern das geliebte Spiel vermiesen. Sie hatten sich sein Scheunentor das ideales Fußballtor ausgesucht.

 „Da sind noch die Nägel drin.“ Peter Kickartz vor dem Scheunentor in der Oberen Kordel, das vor mehr als 50 Jahren ihm und seinen Freunden als Fußballtor diente. Sehr zum Leidwesen von Bauer Kranz, der von innen Nägel ins Holz schlug. TV-Foto: Erich Gerten

„Da sind noch die Nägel drin.“ Peter Kickartz vor dem Scheunentor in der Oberen Kordel, das vor mehr als 50 Jahren ihm und seinen Freunden als Fußballtor diente. Sehr zum Leidwesen von Bauer Kranz, der von innen Nägel ins Holz schlug. TV-Foto: Erich Gerten

Wittlich. Das große Scheunentor in der Oberen Kordel ist noch da, Peter Kickartz steht davor und meint: "Da sind noch die Nägel drin, die Bauer Kranz vor einem halben Jahrhundert aus Verärgerung hineingeschlagen hat.`` Verärgert war er über das, was ein Dutzend Kinder aus der Oberen und Mittleren Kordel in der Zeit um 1960 mit Vorliebe am liebsten jeden Tag gemacht hätten, nämlich Fußballspielen.. STADT Geschichte(n)

"Da waren Kutscheids Abbes und Karlchen, Mentrops Pitter, Staettgens Rainer, Kleins Karli und Pee, Czogallas Eddie und Rikko sowie weitere aus der Kordel", schwärmt Peter Kickartz. "Unser Spielfeld war die Straße an der Ecke Obere Kordel/Mittlere Kordel." Das große Scheunentor war aus der Sicht der damals Zehnjährigen ein ideales Fußballtor. Als Spielgerät wurde ein Gummiball benutzt. "Wir spielten mit zwei Mannschaften auf ein Tor. Die Mannschaft wurde jeden Tag aufs Neue gewählt. Einer von uns wurde neutraler Torwart." Wer im Ballbesitz war, versuchte, den Ball gegen das Scheunentor zu schießen. Das zählte als Treffer. Verteidiger gab es nicht, weil selbst abgefälschte Bälle derjenigen Mannschaft als Tor zuerkannt wurden, von deren Spieler der Ball zuletzt berührt wurde. Dem Bauern Kranz war das Fußballspielen ein Dorn im Auge. Aber die Wittlicher Jungs ließen sich nicht davon abbringen, immer wieder das so praktische Scheunentor zu nutzen. Eines Tages schlug der Bauer von innen mehrere Nägel durch das Scheunentor, so dass die Nagelspitzen bedrohlich weit aus dem Holz herausragten. "Ach du Gott, da sind Nägel``, war unsere entsetzte Reaktion. Wenn der Gummiball gegen den Nagel kam, war das Spielgerät hinüber. Ein so beschädigter Ball wurde nicht weggeworfen, sondern man spielte damit weiter, bis jemand einen neuen auftreiben konnte. "Mir hann nur en Flumm\'", hieß es dann. "Das kam mehrmals vor", berichtet Peter Kickartz. "Aber wir haben uns nicht entmutigen lassen. Weil der Bauer die Nägel im oberen Teil des Scheunentores eingeschlagen hatte, damit wir nicht heranreichen und sie entfernen konnten, haben wir nur noch die untere Hälfte des Tores genutzt." Meistens gelang das auch. Ab und zu haben die Jungs einen Hammer genommen und die erreichbaren Nägel umgehauen, so dass die Spitzen dem Ball nicht mehr schaden konnten. Diese Nägel stecken bis heute im Holz. Gelegentlich schlug der Wittlicher Bauer neue Nägel hinein, um den Jungs das Fußballspielen zu verleiden. "Aber das hat nicht geklappt", freut sich Peter Kickartz noch heute - mehr als 50 Jahre später. ger

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