Eisgang 1997: In Alf kam es zur Katastrophe

Nach den teilweise zweistelligen Minusgraden der vergangenen Tage haben sich auf der Mosel die ersten dünnen Eisschollen gebildet. Zum letzen Mal war der Fluss im Januar 1997 zugefroren. Als Tauwetter einsetzte, kam es zu einem Wasserstau. Betroffen war die Gemeinde Alf. Wir erinnern an das Ereignis.

Alf/Traben-Trarbach. Der strenge Winter 1997 ist vielen Moselanern noch gut in Erinnerung. Wochenlang herrschte eine klirrende Kälte, nachts fielen die Temperaturen in den zweistelligen Minusbereich. Anfang Januar hatte sich auf der Mosel eine dicke Eisschicht gebildet. Zunächst brachen Spezialschiffe die Schollen immer wieder auf, doch der eisige Winter zeigte sich hartnäckig.

Die Mosel fror komplett zu, die Schifffahrt musste eingestellt werden. In vielen Orten trauten sich die Menschen aufs Eis, einige holten die längst verstaubten Schlittschuhe wieder vom Speicher und drehten ihre Runden auf der Mosel. Die Zeller feierten mit Glühwein und heißen Würstchen ein kleines Fest auf der zugefrorenen Mosel.

Bizarre Eislandschaft



Mitte Januar setzte Tauwetter ein. In einigen Orten wie Briedel und Pünderich war die Mosel nicht "glatt zugefroren", vielmehr hatten sich die Eisschollen übereinander geschoben und bildeten eine bizarre Eislandschaft. Die Angst vor einem Eisgang ging um. Dieser tritt ein, wenn sich die Eisschollen ineinander verkeilen und so die Strömung behindern. Es kann zu einem gewaltigen Wasserstau kommen. Die unmittelbar vor einem solchen Stau gelegenen Orte können binnen kürzester Zeit überschwemmt werden.

Spuk dauerte nur einen halben Tag



Am 21. Januar trat die Katastrophe trat ein. Vor der Staustufe St. Aldegund kam es zu dem befürchteten Eisstau. Der nächste moselaufwärts gelegene Ort Alf wurde innerhalb weniger Stunden überschwemmt. Etwa 150 Häuser wurden in dem Ort, der in einer kleinen Senke liegt, vom Wasser eingeschlossen.

Gerade einen halben Tag dauerte der Spuk, fast genauso schnell wie die Mosel in den Ort stürzte, zog sie sich wieder zurück.

Die große Eisversetzung, die zwei Wochen vor Briedel fest saß, hatte sich gelöst und zunächst die Stadt Zell problemlos passiert. Doch hinter Alf kamen die Eisbrocken zum Stillstand und ließen für wenige Stunden kein Wasser mehr durch.

Zurück blieben nach dem Eisgang in Alf Dreck und Zerstörung - und riesige Eisschollen. Zwischen St. Aldegund und Alf, Zell, Briedel und Pünderich türmten sich ganze Berge von mannshohen Eisbrocken.

Nur Keller wurden überflutet



Glück hatten die Orte der Mittelmosel. Auch vor den Staustufen Enkirch und Zeltingen hatten sich die Eisbrocken festgesetzt, die, nachdem sie sich in Bewegung gesetzt hatten, die unterhalb gelegenen Ortschaften bedrohten. Doch mehr als einige überflutete Keller und ein vom Wasser heimgesuchtes Auto waren dort nicht zu beklagen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort