Eisiger Tod am zweiten Weihnachtstag

Wittlich · Als am 26. Dezember 1943 das deutsche Schlachtschiff Scharnhorst nach einem schweren Kampf versenkt wurde, starben 1932 Mann. Darunter war ein junger Obergefreiter, der in Wittlich geboren wurde und dort aufgewachsen ist. Nur 36 Soldaten überlebten das Gefecht und den anschließenden Schiffsuntergang.

Wittlich. 72 Grad 16 Minuten Nord und 28 Grad 41 Minuten Ost - dies ist die Position des Wracks eines der bekanntesten Schlachtschiffe der Deutschen Kriegsmarine aus dem Zweiten Weltkrieg, der Scharnhorst. Vor fast genau 70 Jahren, am 26. Dezember 1943, wurde das nach dem preußischen Generalleutnant Gerhard von Scharnhorst benannte Kriegsschiff von britischen Kreuzern und Zerstörern unter der Führung des Schlachtschiffes Duke of York circa 160 Kilometer nördlich des Nordkaps im Nordmeer versenkt.
An Bord der Scharnhorst befand sich eine 1968 Mann starke Besatzung aus zumeist sehr jungen Matrosen, die von der Deutschen Kriegsmarine zum Kriegsdienst eingezogen worden waren. Unter diesen Matrosen war auch ein junger Obergefreiter namens Gustav Bastgen, der am 21. Januar 1922 in Wittlich geboren wurde und dort aufgewachsen ist. Bastgen war der zweite Sohn von Josef und Auguste Bastgen, die in Wittlich heirateten und hier ihre beiden Söhne zur Welt brachten. Gustavs älterer Bruder, Otto Bastgen, fiel im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront.
Als das Schlachtschiff Scharnhorst am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1943 nach einem stundenlangen Kampf mit den britischen Gegnern unterlag und sank, starben Gustav Bastgen sowie 1931 weitere Besatzungsmitglieder einen eisigen Tod im kalten Nordmeer. Nur 36 Kameraden des 21 Jahre jungen Matrosen überlebten das Gefecht und den Untergang des Schiffes.
Einer dieser überlebenden Marinesoldaten war der 26-jährige Oberbootsmann Johann Kastenholz aus der Süd-Eifel, der nach dem Krieg ein Fuhrunternehmen aufbaute und eine Gastwirtschaft betrieb. Er lebte bis ins Jahr 1973. Im Jahre 1980 starb Josef Bastgen, der Vater der beiden gefallenen Söhne Otto und Gustav Bastgen aus Wittlich.
Nach dem Untergang der Scharnhorst vergingen fast 57 Jahre bis das Wrack im September 2000 von dem norwegischen Journalisten Alf R. Jacobsen im Nordmeer gefunden wurde. Jacobsen hatte aufgrund langer Recherche und Einsichtnahme in Militärarchive sowie Interviews mit Überlebenden und Hinterbliebenen das versunkene Kriegsschiff in etwa 300 Meter Tiefe entdeckt.
Es war ein bewegender Fund für die noch lebenden Angehörigen der Scharnhost-Crew. Drei Monate später, am 16. Dezember 2000 starb Auguste Bastgen im hohen Alter von 103 Jahren als letztes Mitglied der Familie Josef Bastgen in einem Wittlicher Altenheim.Extra

Die Scharnhorst lief am 3. Oktober 1936 vom Stapel und war das erste Schlachtschiff der deutschen Kriegsmarine, das nach dem Ersten Weltkrieg entstand. Nachdem es ursprünglich als Panzerschiff der Deutschland-Klasse auf Kiel gelegt wurde, baute man es zu einem Schlachtschiff mit höherer Tonnage und Verdrängung um. Es hatte bei einer Länge von 235 Metern und einer Breite von 30 Metern einen maximalen Tiefgang von 9,90 Metern. Das Schiff nahm an verschiedenen Operationen des Zweiten Weltkrieges teil und wurde dabei mehrfach beschädigt. Nach einem mehrstündigen Gefecht am 26. Dezember 1943 unter dem Kommando des Kapitäns zur See Fritz Hintze wurde es von der überlegenen britischen Seestreitkraft versenkt. mph

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