Elche, Eis und Einsamkeit

KLAUSEN. Durch den europäischen Wirtschaftsverband Sequa und sein Hobby "Wikinger" kam der 24-jährige Schreinermeister Daniel Alt nach Finnland. Die Gelassenheit der Skandinavier hat bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen.

Bei minus 42 Grad Celsius Eisfischen zu gehen, war für Daniel Alt nur eines der besonderen Erlebnisse seiner der Reise in den Norden. Von September 2004 bis Juni 2005 lebte und arbeitete der Schreinermeister in Finnland. "Durch einen Aushang an der Meisterschule bin ich auf das europäische Austauschprojekt gestoßen. Da mich die skandinavischen Länder schon seit vielen Jahren faszinieren, habe ich mich beworben und bin ausgesucht worden", erzählt der Schreiner. In einer Firma die Designermöbel herstellt hat er sich mit der Betriebsplanung und dem Bau von Jugendstilmöbeln beschäftigt. "Außer mir waren noch fünf weitere deutsche Schreiner da, insgesamt haben zehn Personen in dem Betrieb gearbeitet", berichtet Daniel Alt. Aufgefallen ist dem jungen Mann besonders die Gelassenheit der Finnen, die sich nicht nur auf die Freizeit beschränkt. "Mit der Temperatur sinkt auch das Arbeitstempo, aber die Qualität ist sehr hoch. Die ganze Arbeitsatmosphäre ist viel entspannter als in Deutschland. Stress kennen die Menschen dort nicht", sagt er. Neben der Arbeitswelt hat er auch Kultur und Landschaft kennen gelernt. Die Werkstatt, in der er arbeitete, lag mitten im Wald, 60 Kilometer von der nächsten Stadt und 14 Kilometer vom nächsten Dorf. Im Straßenverkehr geht es ebenfalls gemächlich zu. "Mir sind während meiner Zeit in Finnland viele Rentiere begegnet, die kilometerweit vor den Autos herlaufen und nicht zur Seite gehen, da kann man hupen so viel man will, man kommt nicht vorbei", erinnert sich Daniel Alt. Eine große Umstellung waren die Lichtverhältnisse. Im Winter ist es nur zwei bis drei Stunden am Tag hell. Neben der beruflichen Weiterentwicklung und der Intensivierung der Englischkenntnisse waren die Wikinger Grund für die Reise nach Finnland. Seit acht Jahren ist Daniel Alt in den Vereinen Jomswikinger und Gripandilag, in denen Leben und Kampf im 9. und 10. Jahrhundert Thema sind. "Während meiner Reise konnte ich an einem internationalen Wikingertreffen teilnehmen, mir Originalschauplätze wie die Grabhügel von Upsala ansehen und in Museen mein Wissen vertiefen", erzählt der Wikingerfan, der seine gesamte Ausrüstung mit nach Finnland genommen hatte. In Deutschland angekommen, ist Daniel Alt wieder ins Berufsleben zurückgekehrt. Nach einer kurzen Stippvisite bei einer Firma für Innenausbau will er sich zusammen mit einem ehemaligen Arbeitskollegen selbstständig machen. "Massivholzmöbel sollen neben allen anderen Schreinerarbeiten Schwerpunkt sein", plant der Schreinermeister." Sein Kollege Matthias Kronenberg arbeitet zudem an Holzskulpturen. Noch dieses Jahr soll es losgehen mit der eigenen Firma. Was der Besuch in Finnland gebracht hat? "Ein Stück mehr Gelassenheit und eine Vorliebe für die Sauna", resümiert Daniel Alt.

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