Elektronische Duftmarke

Gebäude

Zur Renovierung der Burg Landshut (der TV berichtete mehrfach) schrieb uns dieser Leser:
Nach Ende der Bauarbeiten habe ich einige Male mit Besuchern die restaurierte Burg Landshut besucht. Alle waren begeistert. Zwei Fragen kamen allerdings fast immer: "Welche Funktion hat die Betonwand am Eingang?" und "Bleibt die für immer so?". Ich kannte die Antworten nicht, weshalb ich mich an den Stadtbürgermeister gewandt habe. Antwort: Die Wand soll den dahinterliegenden Aufzug kaschieren und bleibt so. Leider ist auf dieser Welt nicht alles, was gut gemeint ist, auch gut. Die Natur hat Raubtieren den Instinkt mitgegeben, Duftspuren zu platzieren. Man kennt das, von Aussichtstürmen und allen anderen möglichen Stellen, da wird der Welt mitgeteilt — manchmal nur geschrieben, oft auch eingeschnitten, mit Namen, Herkunft und Datum —, wer Bedeutendes an besagter Stelle geweilt hatte. Sehe ich die blanke Oberfläche der Betonwand, kann ich mir gut vorstellen, dass es nicht mehr lange dauert, bis ein wild gewordener Graffitisprayer sich auch dort verewigt. Sollten wir dem nicht zuvorkommen, indem wir Künstlern die Fläche zur Darstellung eines eigenen Werkes anbieten, so ähnlich, wie neulich die Projektionen auf Pfeilern des Hochmoselübergangs? Jeweils für ein Jahr. Im Frühjahr kann mit einem kleinen Wettbewerb dann wieder ein neues Bild aufgebracht werden. Dazu eine kleine Notiz, mit der den Besuchern angeboten wird, zum Beispiel online, Zustimmung oder Kritik zu äußern und Kommentare anderer zu lesen. Quasi ein weltweit lesbares Schwarzes Brett. Und um das gleich an Ort und Stelle spontan tun zu können, sollte ein Hotspot, ein freier Internetzugang, eingerichtet sein.
Der Künstler und Bernkastel würden weltweit bekannt, die Besucher kämen in Kontakt mit dem Ort und seinen Menschen und könnten sich selbst einbringen, quasi eine elektronische Duftmarke setzen. Und wenn die Rittersleut', die auf der Burg gelebt haben, das sehen könnten — wer weiß? — würden sie sich sicher an einer solchen Symbiose aus ihrer Vergangenheit mit unserer Gegenwart freuen. Und wetten? Das wird uns auch bald nachgemacht.
Gerhard Lenssen, Bernkastel-Kues

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