Dorfgeschehen Die guten Geister der „Bergweils“

Bergweiler · In den eigenen vier Wänden kann es in Corona-Zeiten einsam werden. Also sind Ideen gefragt, die die Langeweile vertreiben. Eine, die sich gemeinsam mit anderen Gedanken macht, wie man sich die Zeit, vor allem mit Kindern, verschönern kann, ist Ellen Helfrich aus Bergweiler.

 Ellen Helfrich vor einem der geheimnisvollen Kunstwerke im Bergweilerer Wald.

Ellen Helfrich vor einem der geheimnisvollen Kunstwerke im Bergweilerer Wald.

Foto: TV/Nora John

Wer derzeit im Wald nahe der Schutzhütte in Bergweiler unterwegs ist, wird einige ungewöhnliche Kunstwerke dort finden. Da krabbelt eine große, aus Holz gefertigte, gar nicht gruselige Spinne scheinbar den Baumstamm runter, woanders kriecht eine Holzschnecke den Baumstamm hinauf. An anderer Stelle baumeln bunte Insektenhotels an den Bäumen, Meisenknödel sind zu sehen oder eine Art Windspiel aus bunt bemalten oder umwickelten Ästen.

„Es war nicht meine Idee, aber ich bin da mit aufgesprungen“, erzählt die Bergweilerin Ellen Helfrich bei einem Spaziergang durch den Winterwald. Angesprochen habe sie Sylvia Arnoldy mit der Idee, die praktisch eine Fortsetzung der „Happy Stones Bergweiler“ aus dem Frühjahr (siehe Infobox) ist. Beim Förster holte Ellen Helfrich sich dann das Okay für die Kunst im Wald. Erlaubt ist es, es sollten aber natürliche Materialien sein und alles, was nicht verrottet, muss später auch wieder entfernt werden.

Und so sind jetzt alle Kinder und Erwachsene in Bergweiler eingeladen, selbst etwas zu basteln und auf Entdeckungsreise im Wald zu gehen. Beides ist eine willkommene Abwechslung in der Corona-Langeweile, in der es weder Schule oder Treffen mit Freunden gibt.

Um das Ganze noch etwas spannender zu gestalten, hat Ellen Helfrich, die Mutter einer sechsjährigen Tochter ist, sich noch die Geschichte von den Bergweils ausgedacht und zu Papier gebracht. Die Bergweils sind eine Familie von winzigen fleißigen Zwergen, die im Wald so manches Abenteuer zu bestehen haben. Sie wurden laut der Geschichte von einem heftigen Sturm auseinandergeweht und suchen nun nach ihren Gefährten. Sie treffen sich wieder, doch ein Teil von ihnen wohnt unter der Erde, der andere über der Erde. Um in Verbindung zu bleiben, grüßen sie einander jetzt mit kleinen Kunstwerken im Wald. Und so kann man jetzt beim Gang auf dem „Bergweil-Weg“ auch die Spuren der kleinen Zwerge erahnen. Wer genau hinschaut, entdeckt, wo welche von ihnen wohnen, denn dort gibt es ein kleines Namensschild im Moos.

Die Geschichte von den Bergweils ist nicht das erste Märchen, das Ellen Helfrich geschrieben hat. Angefangen hatte es, als sie sich vor einigen Jahren von einer schweren Krankheit erholte. Erst waren es kleine Erzählungen und Zeichnungen von der kleinen Fee Stibitze, die etwas unkonventionell daherkommt. Statt rosa Kleidchen trägt die Fee eine blaue Hose, die schon so einiges mitgemacht hat. Und wie der Name sagt, stibitzt sie hin und wieder etwas, was eigentlich auch so gar nicht feenmäßig klingt.

Mittlerweile ist daraus ein ganzes Buch geworden, in dem sich die unterschiedlichsten märchenhaften Gesellen tummeln. Mit dem geht Ellen Helfrich, die unter dem Namen Lou Helfrich schreibt, in Kindergärten, um dort die Geschichten zu erzählen und die Kinder in eine Zauberwelt zu entführen. Zumindest war das der Plan, bevor Corona dazwischen kam. Kontakte gibt es schon, und ihr Programm ist nach wie vor gefragt. Nur muss es jetzt halt noch warten. Mit diesen Geschichten hat sich Ellen Helfrich eine Tätigkeit aufgebaut, nachdem die Krankheit sie aus dem normalen Arbeitsalltag herauskatapultiert hat. Im Vordergrund steht vor allem der Spaß für die Kinder und auch der Erwachsenen. Das war auch der Gedanke bei der Wichtelaktion im Dezember. Über Facebook und mit Handzetteln luden Ellen Helfrich und Tina Berres die Bergweilerer ein, sich zu melden, um jemand anderem eine Freude zu machen. Und die Resonanz war überwältigend. Rund 100 Menschen aller Altersstufen wollten mitmachen. Jeder von ihnen bekam jemanden zugelost, den er beschenken sollte. Bekannt waren jeweils Name, Adresse und Alter des Empfängers. Das Geschenk konnte selbst gefertigt sein oder gekauft.

 Diese Spinne am „Bergweil-Weg“ ist gar nicht gruselig.

Diese Spinne am „Bergweil-Weg“ ist gar nicht gruselig.

Foto: TV/Nora JOhn
 Hier wohnen die kleinen Zwerge der „Bergweils“.

Hier wohnen die kleinen Zwerge der „Bergweils“.

Foto: TV/Nora John

Aber es sollte auf keinen Fall mehr als fünf Euro kosten. Und so fanden in den Tagen vor dem Fest viele Bergweilerer kleine liebevoll verpackte Geschenke vor der Tür. Trotz Corona gab einen gewissen „Weihnachtsgeist“ in Bergweiler. Und der soll in anderer Form mit dem Märchen von den Bergweils ein wenig ins neue Jahr gerettet werden.

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