Menschen Neues Leben für einen „Lost Place“: Oldtimer und Kunst im ehemaligen Hotel Schützenhof in Traben-Trarbach

Traben-Trarbach · Der gebürtige Traben-Trarbacher Elmar Hilgers hat viele Jahre in England gelebt. Dort vertiefte sich seine Liebe zu alten Autos. Im ehemaligen Hotel Schützenhof hat er für seine Oldtimer, unter anderem einen Rolls-Royce des Rammstein-Keyboarders Flake und die Kunst seiner Frau ein neues Zuhause gefunden. Das will er auch anderen zugänglich machen.

Elmar Hilgers vor seiner Halle im Wildbadtal, in der er seine Oldtimer untergebracht hat und Kunst seiner Frau zeigt.

Elmar Hilgers vor seiner Halle im Wildbadtal, in der er seine Oldtimer untergebracht hat und Kunst seiner Frau zeigt.

Foto: Bents Christina

Wenn man aus Traben-Trarbach in Richtung Longkamp fährt, kommt man durch das urige Wildbadtal mit seinen vielen Kurven und noch mehr Bäumen. Dort ist auch ein über viele Jahre kaum beachtetes Areal, auf dem in den 1920er Jahren einmal das Hotel Schützenhof betrieben wurde. Es war eines der ersten Motels, denn zum Hotel gehörte eine große Garage, in der die Gäste ihre Autos parken konnten.

Auf der mehrere tausend Quadratmeter großen Fläche stehen drei weitere Gebäude, eine ehemalige Mühle und das Wohngebäude der früheren Müllersfamilie sowie eine langgezogene Remise, die als Stall genutzt wurde. Jahrzehntelang hat sich hier nichts getan. Eines der Häuser war kaum noch zu sehen, so war es von Bäumen und Gebüsch zugewuchert. Auch an dem Wohnhaus der Müllerfamilie bröckelt der Putz, das Dach senkt sich und Wasserschäden sind zu erkennen. Die ehemalige Garage, rund 400 Quadratmeter groß, sandgelb und im Stil eines Fabrikgebäudes des vorherigen Jahrhunderts, samt dem Hotel, runden das Bild ab.

Aber nun wird das alles aus seinem Dornröschenschlaf geholt: An der Halle hängt ein Banner „kunst & alte autos“, ein neuer Edelstahlschornstein ragt über das Gebäude. Vor der Halle wurde Kies verteilt und das Areal hat sich insgesamt gelichtet. Verantwortlich dafür ist Elmar Hilgert, der neue Besitzer. Er stammt aus Traben-Trarbach, hat aber lange Zeit in England gelebt.

Mit Rollkragenpullover, Weste, Schiebermütze und gelb getönter Sportbrille wirkt er nicht nur tatkräftig – er ist es auch. Im vergangenen Jahr hat er mit Unterstützern 70 Bäume gefällt und unendlich viel Gestrüpp entfernt, damit das Gelände zugänglich werden konnte. Er sagt: „Wir sind aber noch lange nicht fertig. Hier ist noch einiges zu tun. Aber es ist sehr schön, dass die Sonne jetzt den ganzen Tag über auf das Gelände fällt und es hell geworden ist.“

Seine Motivation das Areal zu kaufen war vor allem die Halle, denn der 70-Jährige hat eine Leidenschaft für alte Autos. Sein erstes Auto war zwar ein 1200er VW, aber schon kurze Zeit später kaufte er sich einen 12-Zylinder-Jaguar. „Ich hatte schon immer Spaß an dicken, alten Autos. Sie haben mich fasziniert.“ Fünf Oldtimer und zwei Harley-Davidson-Motorräder hat er momentan in Traben-Trarbach untergebracht. Die Autos sind alle Rechtslenker, denn er hat sie in England gekauft. Er habe für eine Tiefkühlkost- Firma die internationalen Tochterfirmen von England aus aufgebaut, erklärt er. Daneben hat er mal eben noch ein Studium in Mathematik und Computerwissenschaften absolviert, was ihm eine Stelle bei Microsoft verschaffte, wo er schon vor vielen Jahren das Thema „Fingerprint-Erkennung“ mitgestaltet hat.

Das Fachwissen über Autos hat er sich alles selbst beigebracht. „In England gibt es viele sehr gepflegte Oldtimer. Das ist eine ganz andere Kultur mit alten Autos umzugehen“, schwärmt er. „Man kann tolle Sachen machen, sich beispielsweise einen Hot Rod selbst bauen, was ich auch gemacht habe.“

In Traben-Trarbach stehen unter anderem ein Porsche, ein Mercedes, ein Morgen, ein Peugeot und ein ganz besonderer Wagen, ein Rolls-Royce Silvershadow in blau-gold. Dieses Auto hat dem Keyboarder der Band Rammstein, „Flake“, gehört und auf dem Armaturenbrett haben alle Bandmitglieder unterschrieben. „Das sind ganz liebe Kerle“, berichtet Elmar Hilgers, der die Band seit vielen Jahrzehnten kennt und sie bei Auftritten in England oft begleitet hat.

Hilgers‘ Frau Olga sah in der großen Halle gleich einen Platz für Kunstausstellungen. Da sie selbst malt und die beiden im Freundes- und Bekanntenkreis auch Künstler haben, waren die ersten Bilder und Skulpturen schnell im Wildbadtal angekommen. Unter anderem von Regina Künzler, einer zeitgenössischen Malerin aus Köln oder Dagmar Guddat aus Longkamp hängen hier Werke. „Prinzipiell kann hier jeder Künstler kostenlos ausstellen, wir wollen es aber lokal halten“, so Hilgers, der auch Vorsitzender des Gewerbevereins der Doppelstadt ist.

 Der Rolls-Royce Silvershadow hat dem Keyboarder der Band Rammstein gehört. Auf dem Armaturenbrett haben alle Bandmitglieder unterschrieben.

Der Rolls-Royce Silvershadow hat dem Keyboarder der Band Rammstein gehört. Auf dem Armaturenbrett haben alle Bandmitglieder unterschrieben.

Foto: Bents Christina
Auch Kunst gibt Elmar Hilgers in seiner Halle im Traben-Trarbacher Wildbadtal ein neues Zuhause.

Auch Kunst gibt Elmar Hilgers in seiner Halle im Traben-Trarbacher Wildbadtal ein neues Zuhause.

Foto: Bents Christina

Damit auf das Gelände wieder mehr Leben kommt, soll ein Verein gegründet werden, ein „Club für Kunst und Kultur in Wildstein“. Elmar Hilgers kann sich hier Konzerte, Ausstellungen und Kunstkurse für Kinder vorstellen. Das alte Müllerhaus will er für seine Frau und sich renovieren und umbauen, die Zimmer des ehemaligen Hotels sollen Gästen, die übernachten wollen, zur Verfügung stehen. Es bleibt also noch einiges zu tun, aber den Charme des Anwesens will Elmar Hilgert behutsam herausarbeiten. Der Anfang ist ja schon gemacht. 

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