Eltern halten Schulleiterin für nicht mehr tragbar

Bernkastel-Kues · Die Mehrzahl der Eltern der Schüler einer Grundschule in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues hat der Schulleiterin das Vertrauen entzogen. Sie halten sie als Rektorin für nicht mehr länger tragbar. 135 Väter und Mütter haben einen entsprechenden Brief unterschrieben. Die Schulleiterin war Anfang Mai wegen Betruges und Untreue zu einer Geldstrafe von 10 000 Euro verurteilt worden.

Es war eine denkwürdige Sitzung. Auf der turnusgemäßen Gesamtkonferenz einer Grundschule in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues kam vergangene Woche ein Thema zur Sprache, über das seit vielen Monaten innerhalb der Elternschaft heftig diskutiert wird. Die Frage, die sich zahlreiche Eltern stellen: Kann die Schulleiterin im Amt bleiben? An diesem Abend beantwortete der Elternbeirat diese Frage mit einem klaren Nein. Das Vertrauensverhältnis sei nachhaltig gestört. Es könne nur mit einem Wechsel in der Schulleitung wiederhergestellt werden, heißt es in einer Stellungnahme. Als Elternsprecher Eckhard Müller am Ende der Sitzung das Schreiben verlas, herrschte minutenlanges Schweigen. Die Betroffene sagte zu den Vorwürfen nichts.
Der Grund für das gestörte Vertrauensverhältnis: Die Schulleiterin hatte über mehrere Jahre eine schwarze Kasse geführt. Anfang Mai war sie vom Amtsgericht Bernkastel-Kues wegen Betruges, Untreue und Urkundenfälschung zu einer Geldstrafe von 10 000 Euro verurteilt worden. Sie hatte unter anderem nicht geleistete Arbeitsstunden von Familienangehörigen für angebliche Schulprojekte abgerechnet und dem Schulträger, die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, vorgelegt. Das Geld war auf ein Schwarzgeldkonto der Schule geflossen. Laut Gericht hatte sich die Schulleiterin nicht selbst bereichert (der TV berichtete).
Ältestenrat der VG tagt


Nach Angaben von Heiner Nilles, Büroleiter der VG Bernkastel-Kues, existierte die schwarze Kasse mehrere Jahre, bis sie bei einer Prüfung entdeckt wurde. In der Spitze befand sich, so Nilles, ein fünfstelliger Betrag auf diesem Konto.
Die Trierer Staatsanwaltschaft hatte vor einem Jahr die Ermittlungen aufgenommen. Seitdem, so Elternsprecher Müller, habe es im Elternbeirat viele Gespräche gegeben - auch mit Schulrat Gotthard Schoelzel von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier. Schoelzel habe seinerzeit auf das laufende Verfahren hingewiesen und zu verstehen gegeben, dass er von der Unschuld der Rektorin überzeugt sei.

Vorbildfunktion nicht mehr gegeben

Nachdem nun das Urteil gesprochen wurde, habe man, so Müller, reagieren müssen. "Eine Vorbildfunktion hinsichtlich einer Wertevermittlung ist nicht mehr gegeben", sagt er. Der Elternbeirat hat seine Stellungnahme am vergangenen Samstag an die ADD geschickt. Ferner haben Eltern vergangene Woche Unterschriften gesammelt. Innerhalb von vier Tagen unterschrieben 135 Väter und Mütter einen Brief, in dem es unter anderem heißt: "Die Schulleiterin hat unser Vertrauen endgültig verspielt. Ruf und Zukunft unserer Grundschule stehen auf dem Spiel. Wir bitten Sie, als Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, eine für alle Beteiligten verträgliche Entscheidung zu treffen."

Dienstrechtliche Konsequenzen werden geprüft

Die Sprecherin der ADD, Eveline Dziendziol, sagt gestern gegenüber dem TV, dass dienstrechtliche Konsequenzen geprüft würden. Eine Entscheidung sei noch nicht getroffen. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, Ulf Hangert, traf sich gestern Abend mit dem Ältestenrat, das heißt den Fraktionssprechern und Beigeordneten im VG-Rat, um das weitere Vorgehen in dem Fall zu beraten.
Die Schulleiterin ist zurzeit krankgeschrieben. Sie wollte gestern keine Stellungnahme abgeben.

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