Ende einer Vereins-Ära

BAUSENDORF. Ein wichtiger Grundpfeiler des dörflichen Zusammenlebens in Bausendorf hat seine Aktivitäten eingestellt. Die Chorgemeinschaft aus Männergesangverein und Frauenchor hat ihr letztes Lied gesungen.

 Erich May, Vorsitzender der Chorgemeinschaft (rechts), konnte das Ende nicht verhindern. Auch Ortsbürgermeister Ossi Steinmetz bedauert die Entwicklung.Foto: Petra Geisbüsch

Erich May, Vorsitzender der Chorgemeinschaft (rechts), konnte das Ende nicht verhindern. Auch Ortsbürgermeister Ossi Steinmetz bedauert die Entwicklung.Foto: Petra Geisbüsch

Erst 1995 begannen die bis dahin separat agierenden Chöre - zum einen der Männergesangverein, zum anderen der Frauenchor - mit gemeinsamen Proben. Der Zusammenschluss schien sich zunächst auszuzahlen. Seit 1996 gestaltete die Chorgemeinschaft das dörfliche Leben entscheidend mit. Zahlreiche Feste im Jahresablauf wurden von den Sangesfreunden ausgerichtet, Kaffee und Kuchen gerichtet, Erbsensuppe und Glühwein ausgeschenkt, die Kirmes eröffnet, zu Scheunenfesten auf das vereinseigene Gelände geladen. Ob am Volkstrauertag, am Altentag oder zu Goldenen Hochzeiten: Wenn er gebraucht wurde, war der Chor zur Stelle. Das alles hat nun ein Ende. Mit der Gestaltung eines Abschlussgottesdienstes Ende Januar nahm der Chor Abschied. Die Chorgemeinschaft hat ihre Aktivitäten eingestellt. Der Bürgermeister spricht vom Ende einer Ära. Zwar hat Ossi Steinmetz selbst nicht mitgesungen, als Vorsitzender der dörflichen Vereinsgemeinschaft jedoch stets Einblick in alle Pläne dieses weltlichen Chores gehabt. Er bedauert den Wegfall dieser festen Größe im Gemeinwesen Bausendorfs sehr. Regelrecht wehmütig stimmen ihn die Erinnerungen an vergangene Zeiten, als die Mitglieder der heute überalterten Chöre - der jüngste Mann zählt inzwischen 57 Lenze - noch flink auf den Beinen waren.Mitgliederwerbung hatte kaum Erfolg

Nachwuchs fand sich keiner oder doch zu wenig. "Anfang der 90er- Jahre hatte der damals noch separate Männergesangverein eine vielversprechende Mitgliederwerbung gestartet", erzählt Erich May, der immer noch Vorsitzender des Chores ist, der seinen Betrieb eingestellt hat. Das Ergebnis sei mehr als mager gewesen: Ganze drei Sänger konnten seinerzeit geworben werden. Am Repertoire könne es nicht liegen, meint er, und auch der Dirigent sei ein recht junger Mann. Für ihn liegt der Grund tiefer. Diese permanente Verpflichtung, bei den Proben zuverlässig anwesend zu sein, passe offenbar nicht mehr in die heutige Zeit. So sind die einzelnen Stimmen zusehends dünner geworden und haben schließlich kapituliert. Doch Mitgliederschwund ist nur einer der Auflösungsgründe. Heute kosten Chorleiter mehr Geld als zu den Zeiten, als sie noch im Dorf selbst wohnten, und sie betreuen meist mehrere Chöre parallel. So auch Bausendorfs Dirigent Jürgen Boderius, der in Trier lebt. Das beschert den Sängern zwar so bereichernde Erlebnisse wie vorweihnachtliche Konzerte gemeinsam mit befreundeten Chören, doch Hand in Hand mit einer solchen Doppel- oder gleich Vierfachrolle gehen auch immer wieder Terminkollisionen an Feiertagen. Wenn dann die Einnahmequellen der Vereine wegbrechen, weil der Konsumdruck der Bevölkerung durch die Flut der Oktober-, Wein-, und Straßenfeste, der Bayrischen Wochen und Weihnachtsbasare so groß geworden ist, dass ein vergleichsweise bescheidenes Vereinsfest kaum noch wahrgenommen wird, kann die Rechnung nicht mehr aufgehen.Einige werden im Kirchenchor weitersingen

Die Alternative, eine Mitarbeit im Kirchenchor, werden einzelne Sängerinnen und Sänger wahrnehmen, berichtet May. Wie die Dorffeste, von denen die meisten im jährlichen Wechsel mit anderen Vereinen ausgerichtet wurden, in Zukunft bewältigt werden sollen, steht noch in den Sternen. Steinmetz fragt nachdenklich: "Ist dies der Anfang einer Entwicklung, die unsere Dörfer anonym und zu einer Gesellschaft von Einzelkämpfern und `Superstars´ werden lässt?" Bei ihm zumindest überwiegt dennoch der Optimismus. Er wird nicht müde, die jüngere Generation zur Mitarbeit in den örtlichen Vereinen aufzurufen. Gegen jeden Trend glaubt er standhaft: "Hier findet ihr Erfüllung und Geborgenheit."

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