Endlich Sonnenschein: Die Rieslinglese beginnt

Kröv/Kinheim/Zeltingen-Rachtig · Die Rieslinglese hat begonnen. In den kommenden drei, vier Wochen ernten die Moselwinzer ihre edelste Rebsorte. Jetzt entscheidet das Wetter, ob der Jahrgang 2012 als guter, sehr guter oder gar hervorragender Jahrgang bewertet wird. Die Wetterprognose für die nächsten Tage ist vielversprechend.

 Kommt seit 21 Jahren in die Weinlese: Marek Baran aus Polen kennt die Weinbergsarbeit. TV-Foto: Klaus Kimmling

Kommt seit 21 Jahren in die Weinlese: Marek Baran aus Polen kennt die Weinbergsarbeit. TV-Foto: Klaus Kimmling

Kröv/Kinheim/Zeltingen-Rachtig. Endlich trockenes Wetter und Sonnenschein. Jetzt kann es losgehen. Die Winzer haben ihre Erntewagen gerüstet und die Lesehelfer benachrichtigt. Der Riesling, mit 60 Prozent der Anbaufläche die wichtigste Rebsorte der Mosel, wird jetzt geerntet. Viele Winzer beginnen zunächst mit einer Vorlese der schlechten Trauben, damit die guten und gesunden Trauben noch weiter reifen können.
Urlauber als Erntehelfer


In der Kröver Lage Kirchlay treffen wir gestern Morgen Winzer Rolf Fanselow. Er, sein Sohn Frank und vier weitere Helfer schneiden mit kleinen Scheren die Trauben ab. "Es könnte schon etwas mehr sein", sagt Rolf Fanselow. "Der 2012er wird gute Qualitäten, aber eine geringe Menge bringen." Erstmals bei der Weinlese hilft die Familie Seynsche aus Dortmund. Sandra Seynsche, ihr Ehemann und die zehnjährigen Zwillinge Fabian und Philipp machen seit vielen Jahren regelmäßig Urlaub in Kröv. "Das macht schon Spaß, aber einfach ist die Arbeit im Weinberg nicht", sagt die 37-jährige Bankkauffrau.
Auch die Schwestern Genia Kosinski und Hanna Hoffmann helfen in dem zweieinhalb Hektar großen Weingut. Sie sind schon erfahrene Helferinnen. Zwei, drei Wochen lang, bis die Lese zu Ende ist, machen sie sich täglich von Trier auf nach Kröv.
Einige Kilometer moselaufwärts erntet der Kinheimer Winzer Guido Schneider in der Lage Erdener Treppchen mit drei polnischen Helfern die ersten Rieslingtrauben. Schneider nimmt eine goldgelbe Traubenbeere in den Mund, probiert und sagt: "Ein sehr angenehmer, aromatischer Geschmack." Mit der Qualität ist er sehr zufrieden, er rechnet mit einer guten Spätlese. Doch auch Schneider beklagt die geringe Menge - vor allem bei den frühen Sorten. In der vergangenen Woche hat er Weiß- und Grauburgunder gelesen. "Die Menge war schon sehr bescheiden", sagt Schneider. Mit dem Dornfelder-Ertrag ist er hingegen zufrieden.
Arbeit im Weinberg lohnt sich


Neben ihm steht Marek Baran. Seit 21 Jahren kommt der Pole zur Weinlese an die Mosel. "Ich war schon überall", sagt der 61-Jährige, "in Enkirch, Kröv, Wolf, Kinheim und Ürzig." Zu Hause in Kattowitz warten auf ihn seine Ehefrau, eine Tochter und zwei Enkelkinder. "Ich liebe diese Arbeit, und der Verdienst ist gut", sagt der Mann mit dem mächtigen Schnurrbart.
Kurz hinter Zeltingen-Rachtig Richtung Graach, direkt an der B 53, hat Gerd Herges seinen Traktor mit Erntewagen abgestellt. Der Zeltinger Winzer hat gestern mit der Vorlese der Rieslingtrauben begonnen. In der Spitzenlage Zeltinger Sonnenuhr bewirtschaftet er 3000 Quadratmeter.
Es ist sein bester Weinberg. Vielleicht drei- oder viermal noch will er in den Weinberg, um die angefaulten und vom Sonnenbrand eingetrockneten Trauben rauszuschneiden. Nur die besten sollen übrig bleiben und solange am Stock hängen bleiben wie möglich. Herges: "Ich will aus dem Weinberg rausholen, was möglich ist."Extra

Josef Bernard-Kieren, Graach: "Wir haben mit der Riesling-Vorlese begonnen und schneiden zunächst die faulen Trauben raus. Damit sind wir, wenn es wärmer wird, auf der sicheren Seite. Bei den frühen Sorten war die Erntemenge außergewöhnlich gering. Es gibt weniger Wein als 2011. Bei der roten Rebsorte Spätburgunder haben wir teilweise weniger als 50 Hektoliter pro Hektar geerntet. Das ist sehr wenig." Joachim Arns, Betriebsleiter Vereinigte Hospitien Güterverwaltung Trier: "Wir haben in dieser Woche mit der Riesling-lese begonnen. Die jetzt geernteten Trauben haben Qualitätswein- oder Kabinettweinqualitäten. Mit unseren Spitzenlagen wie Scharzhofberg warten wir noch. Die Qualitäten beim Riesling sind gut, ich erwarte auch Spät- und Auslesen." Hanno Zilliken, Weingut Forstmeister Geltz Zilliken, Saarburg: "Wir haben am Montag die ersten Rieslingtrauben reingeholt. Die Trauben sind noch recht gesund. Wir müssen jetzt Geduld haben und abwarten, was uns die nächsten zwei Wochen bringen. Hoffentlich bekommen wir die Trauben trocken rein." sim

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