Endspurt bei Jugendparlamentswahl

Wittlich · Die erste Amtszeit des Wittlicher Jugendparlaments geht zu Ende. Es gab Anlaufschwierigkeiten. Dennoch blicken die Parlamentarier mit einem guten Schuss Selbstbewusstsein auf die drei Jahre zurück.

Wittlich. Es verwundert nicht, dass die meisten Reaktionen zur Amtszeit des ersten Wittlicher Jugendparlaments (Jupa) über das soziale Netzwerk facebook eingehen. 199 Nutzern gefällt der Auftritt der 15 jungen Parlamentarier, und sie dokumentieren dies mit erhobenem Daumen. Einer von ihnen ist sogar schon älter als 65 Jahre, das Gros liegt aber bei der gewünschten Zielgruppe: den 13- bis 24-Jährigen.
Der gute alte Briefkasten hat dagegen offenbar ausgedient. In den Behältnissen, die unter anderem in Wittlicher Schulen und am Haus der Jugend angebracht sind und auf Meinungen und Anregungen warten, sei manchmal nur Müll, erläutert Jupa-Vorsitzender Tobias Müllers.
Der 18-Jährige zieht im Haus der Jugend Bilanz der drei Jahre. Nur noch wenige Tage sind er und seine Mitstreiter im Amt. Derzeit läuft die Neuwahl. Dafür wurden etwa 1870 junge Wittlicher angeschrieben und mit den notwendigen Unterlagen versorgt. Die müssen spätestens am Sonntag, 5. Mai, 18 Uhr, im Briefkasten der Stadtverwaltung liegen und werden am folgenden Tag ausgezählt. 24 Kandidaten stehen zur Wahl.
Klar ist: Das zweite Wittlicher Jugendparlament wird ein völlig verändertes Gesicht haben. Keines der derzeitigen Mitglieder kandidiert erneut. Diese Fluktuation ist bei jungen Leuten, die eine Ausbildung oder ein Studium beginnen, normal. Auch schon während der nun endenden Legislaturperiode haben einige aufgehört. Der Arbeit förderlich sei das aber nicht, sagt Müllers.
Viel Hilfe vom Haus der Jugend


Wer glaubt, die Arbeit unter Jugendlichen sei grundsätzlich unkompliziert, der irrt. Das Jupa hätte sich, so der zweite Vorsitzende Matthias Becker, gerne für die Belange der Nutzer der Skaterbahn (Nähe Stadthaus) eingesetzt. Die hatten sich beschwert: Die Anlage sei zu klein und oft verdreckt. "Zu einem gemeinsamen Termin mit Vertretern von Polizei, Stadt, Haus der Jugend und uns ist dann aber niemand von den Skatern gekommen", erläutert er.
Insgesamt fällt das Fazit der drei Jahre aber positiv aus. Hans Floter, der Leiter des Hauses der Jugend, habe sie gut angeleitet. "Er hat uns zusammengehalten", sagt Müllers. Nach einer Phase der Unsicherheit sei ein guter Kontakt zur Verwaltung und den Politikern entstanden.
"Die Zusammenarbeit zwischen uns war von Anfang an gut", berichtet Floter. Natürlich hätten sich die jungen Leute anfangs mit Bürokratie und auch Cliquenbildung herumschlagen müssen. Doch man habe sich zusammengerauft.
Größter Wunsch des Nachwuchses war und ist ein Kino in der Stadt. Doch ausrichten kann das Jugendparlament da nicht viel. "Für uns ist das eine zu große Aufgabe", sagt Tobias Müllers. Bei anderen Projekten habe sich der Einsatz aber ausgezahlt.
Die jungen Leute sind auch selbstbewusst geworden. Vom Verein Stadtmarketing geäußerte Kritik, sie hätten sich 2012 nicht genug für das Projekt "Musiksommer" engagiert, sondern mehr an ihre eigene Beachparty gedacht, kontern sie. Müllers: "Wir haben viel Werbung gemacht und sind nicht schuld, dass nicht so viele Leute wie erhofft gekommen sind."
Um die Werbung sei es nicht gegangen, sagt Karsten Mathar, Geschäftsführer von Stadtmarketing Wittlich. Der Verein hat die dreitägige Veranstaltung organisiert, zu der auch ein Abend für die Jugend gehörte. Es sei unglücklich gewesen, die Beachparty eine Woche vor den Musiksommer zu terminieren und damit die jugendliche Klientel innerhalb kurzer Zeit zweimal zur Kasse zu bitten. Mathar: "Das Jupa hat bereits im Oktober 2011 den Termin unserer Veranstaltung gekannt."
"Was es auf die Beine gestellt hat, ist schon gut", sagt die 19 Jahre alte Elbasane Tairi. Deshalb kandidiert sie für das Jugendparlament. Auch ihr größter Wunsch ist ein Kino. "Ich will auf Jugendliche zugehen", sagt die aus dem Kosovo stammende junge Frau.Extra

Die Beachparty im Jahr 2012 war nach Auskunft des Jupa-Vorsitzenden Tobias Müllers die bisher aufwendigste Veranstaltung. Dafür seien im Stadtpark allein zehn Tonnen Sand bewegt worden. Etwa 1000 Besucher waren vor Ort. Sehr öffentlichkeitswirksam gestaltet sich das noch laufende Projekt "Ich falle aus dem Rahmen". Dabei wird bei Veranstaltungen, wie der Beachparty oder beim Kino-Open-Air, auf jeweils ein Thema aufmerksam gemacht: körperliche Behinderung, Umwelt, Homosexualität, Aids-Problematik, Blut- und Organspende, Gewalt und Cyber Mobbing, Rassismus. Mehrere Hundert Besucher ließen sich bisher mit dem entsprechenden Rahmen fotografieren. Was mit den Skatern nicht funktionierte, eine Zusammenarbeit, klappte auf anderer Ebene. Das Jupa nahm sich eines Problems mit Schulbussen an, sprach mit Schulleitung und Busunternehmen. Mit Erfolg. "Die Fahrpläne wurden angepasst", sagt Matthias Becker. cb

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