Energie-Mais schlägt Jäger in die Flucht

Osann-Monzels Ortsbürgermeister schlägt Alarm: In seinem Ort wird viel Mais für die Biogasanlage in Platten angebaut. Die Jäger, die mit enormen Wildschäden rechnen, wollen deshalb die Pacht kündigen. Das Problem trifft Osann-Monzel nicht allein.

 Ärgert sich über den vielen Mais, weil dieser die Jäger vertreibt: Osann-Monzels Ortsbürgermeister Matthias Stoffel. TV-Foto: Marion Maier

Ärgert sich über den vielen Mais, weil dieser die Jäger vertreibt: Osann-Monzels Ortsbürgermeister Matthias Stoffel. TV-Foto: Marion Maier

Osann-Monzel. "Was sich auf der Gemarkung Osann-Monzel vollzieht, ist haarsträubend." So steht es in dem Brief von Matthias Stoffel, Ortsbürgermeister von Osann-Monzel, in dem er Landwirtschaftsminister Hendrik Hering um Hilfe bittet. Stoffel fürchtet, dass seiner Gemeinde die Jagdpacht verloren geht — und das aufgrund des vielen Energie-Mais', der für die Biogasanlage im benachbarten Platten angebaut wird. Er schätzt, dass auf etwa 100 Hektar der Gemarkung Osann-Monzel Wiesen umgepflügt wurden, um Mais anzubauen. Wildschweine mögen Mais, und so bedeutet viel Mais häufig viele Schäden durch die Tiere und hohe Entschädigungskosten für die Jäger. Laut Stoffel rechnen die Jäger mit rund 8000 Euro statt der maximal 3000 Euro in der Vergangenheit. Das ist den Weidmännern zu viel. Doch wenn sie ihre Pacht nicht mehr zahlen, fehlen der Gemeinde 20 000 Euro.Stoffel ist sich sicher: "Das ist erst der Anfang." Er erwartet, dass der Maisanbau in den nächsten Jahren noch stark zunimmt. Denn zum einen befindet sich die zweiteilige Biogasanlage in Platten erst im Bau. Zum anderen liegt das von der Landesregierung propagierte Biogas im Trend.So ist auch in Altrich eine Biogasanlage geplant. Letzteres ruft Alois Meyer, Forstrevierleiter und Bürgermeister von Klausen, auf den Plan. Er befürchtet einen "Flächenbrand". Die beiden Ortsbürgermeister sehen nicht nur das Problem mit der Jagdpacht. Sie befürchten Bodenerosion, Monokultur und auch ein Ansteigen der Wildunfälle, beispielsweise an der L 47 zwischen Klausen und Osann-Monzel, wo sich Maisfelder auf der einen und Wald auf der anderen Seite befindet. Die Kritik der Bürgermeister richtet sich aber nicht an die Bauern. Auch die Gemeinde oder der Betreiber der Biogasanalage sind nicht gemeint. Meyer: "Nachwachsende Rohstoffe sind eine gute Sache, aber bei den Biogasanlagen fehlt das Gesamtkonzept." Er sieht den Gesetzgeber in der Pflicht und fordert, bei einer Baugenehmigung zu prüfen, ob genügend Flächen für die benötigte Biomasse, so auch Mais in Kulturfolge, in der Umgebung zur Verfügung stehen.Für alle erträgliche Lösung soll her

Auf den Brief von Stoffel hat Hering nicht direkt reagiert. Dafür hat sich aber das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel mit dem Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe eingeschaltet. Leiter Alfred Lorenz sagt: "Wir kennen das Problem mit der Jagdpacht und nehmen die Sorgen der Bürgermeister sehr ernst. Wir werden versuchen, eine für alle erträgliche Lösung zu suchen." Dies könne beispielsweise bedeuten, den Maisanbau auf die verträglichen Flächen zu beschränken oder Zäune zu errichten. Von der Gemeinde Platten hätte er sich gewünscht, dass sie sich im Vorfeld gemeldet hätte. Lorenz: "Wir können im Vorfeld auf Probleme hinweisen."Dazu erklärt Plattens Bürgermeister Alfons Kuhnen: "Von der Existenz des Kompetenzzentrums wusste ich nichts. Wir haben für die Biogasanlage aber eng mit der DLR Mosel zusammengearbeitet." Bei der Baugenehmigung seien zudem 40 Behörden und Naturschutzverbände gehört worden, und alle hätten das Vorhaben begrüßt.Für die Lösungsvorschläge des DLR Eifel sieht Kuhnen dennoch Chancen. Er verweist auf ein Beispiel in seiner Gemeinde, wo ein Körnermaisanbauer mit dem Jagdpächter intensiv zusammenarbeitet, und es seitdem keine Probleme mehr mit Wildschäden gibt. Die Betreibergesellschaft der Biogasanalge in Platten, en-neo, war im Übrigen für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Meinung Ran an die Probleme Angesichts von Klimaveränderung und Rohstoffknappheit ist regenerative Energie nur zu begrüßen. Doch auch mit regenerativer Energie sind Probleme verbunden, die man nicht aus den Augen verlieren darf. Bei Biogasanlagen wären das beispielsweise der hohe Flächenbedarf und der viele Mais, der angebaut wird und zu Problemen mit den Jagdpächtern führt. Dass das noch junge Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe, angesiedelt beim DLR Eifel, beratend tätig wird, ist zu wenig. Wie sich am Beispiel Platten gezeigt hat, ist es (noch) wenig bekannt, und die Hilfe kommt fast zu spät. Ein Gesamtkonzept für Biogas wäre eine gute Sache. Auch bei der Windkraft hat dies die Diskussionen beruhigt. Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Auch damals gab es zunächst Euphorie, schossen dann die Anlagen aus dem Boden und kam schließlich der Ärger. Das Land sollte schnell handeln. m.maier@volksfreund.de

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