Engerer Schulterschluss

Trotz schwieriger Situation sprach Bauernpräsident Leo Blum in Thalfang bei der traditionellen Bezirkstagung positive Entwicklungen für die Landwirtschaft an: von den fallenden Rohstoffpreisen bis zur neuen Erbschaftssteuer. Ohne sie konkret zu fordern, sprach er sich angesichts der starken Handelskonzerne indirekt für eine Fusion der beiden rheinland-pfälzischen Molkereien aus.

Thalfang. Als "kritisch, aber nicht hoffnungslos" schätzte Leo Blum, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau bei der traditionellen Bezirkstagung in Thalfang die Situation in der Landwirtschaft ein. Er warnte im Rahmen seines Vortrags zum Thema "Landwirtschaft zwischen Finanzkrise und Konzernmacht" allerdings dringend davor, die Lage schlechtzureden. Trotz der schwierigen Situation gebe es gute Nachrichten. Die fallenden Rohstoffpreise bedeuten aus seiner Sicht auch Preise bei Treibstoffen und Düngemitteln, mit denen "wir zurechtkommen". Bei der Erbschaftssteuer sei eine Lösung gefunden, die dafür sorge, dass im Erbfall nicht gleich der Insolvenzverwalter vor der Tür steht. Dass beim jüngsten Agrar-Kompromiss der EU die Einrichtung eines 350 Millionen Euro starken Milchfonds durchgesetzt werden konnte, bewertete der Verbandsfunktionär aus Niederbettingen,Vulkaneifelkreis Daun, als positiv. Er wolle gemeinsam mit Minister Hendrik Hering dafür sorgen, dass von dieses Gelder möglichst die strukturschwachen Gebiete wie Eifel, Hunsrück und Westerwald profitieren. Die Landwirtschaft müsse sich dem Wettbewerb auf den Märkten stellen. "Dazu sind wir bereit", betonte der Bauern-Präsident.

Er erwartet allerdings Eingriffe der Politik bei allzu hohen Ausschlägen von Nahrungsmittel-Preisen. Es müsse ein "Netz geben, wenn Preise ins Uferlose fallen". Es gebe "viele kleine Schräubchen, an denen man drehen kann". Notwendig sei die Reduzierung von Bürokratie. "Das kostet nichts und hilft den Landwirten." Zudem solle die Politik die Eroberung ausländischer Märkte positiv begleiten. Angesichts der starken Handels-Konzerne in Deutschland forderte Blum einen "engeren Schulterschluss" bei den Molkereien mit abgestimmten Konzepten. Allerdings hätten Fusionen nur Sinn, wenn die Partner in Bezug auf Größe, Produktpalette, Unternehmensphilosophie und Absatzmärkte zusammenpassen. Er wünschte sich, man wäre auf diesem Weg in Rheinland-Pfalz einen Schritt weiter.

Erst Diskussion, dann Ersensuppe



Ein ganz anderes Thema schnitt Jörg Ritgen an. Der stellvertretende Kreisbauernverbands-Vorsitzende aus Morbach appellierte in Richtung des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), einen "kritischen, aber fairen Dialog" zu führen.

Der BDM hatte vor allem im Zusammenhang mit dem Milchlieferstreik im Sommer den Bauernverband scharf attackiert. Es dürfe nicht sein, dass sich Landwirte auseinanderdividieren lassen. Vor dem Servieren der traditionellen Erbsensuppe wurde in der Thalfanger Festhalle rege diskutiert. Nicht alle Landwirte waren mit dem Gehörten zufrieden. "Ich wollte nicht hören, wo uns der Schuh drückt, sondern habe mehr konkrete Ratschläge erwartet", monierte Gerhard Sommerfeld aus Burtscheid. Doch Patentrezepte für einzelne Betriebe könne der Bauernverband nicht geben, bedauerte Blum.

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