Er betet, läuft, schwimmt, dichtet...

GROßLITTGEN-HIMMEROD. (peg) Pater Stephan Reimund Senge feierte Geburtstag: Der Verfasser von fast 40 Büchern ist 70 Jahre alt geworden (der TV berichtete). Für ihn stand früh fest, dass er sein Leben im Kloster Himmerod verbringen möchte.

Er war ein ziemlich schlechter Schüler, der 1934 in Hannover geborene Stephan Reimund Senge. Erst mit fast 24 Jahren bestand er in Wien die Matura, das Äquivalent zum deutschen Abitur. Doch bereits seit 1955 stand für den jungen Mann fest: Ich werde nach Himmerod gehen. Damals war er mit einer Jugendgruppe von Bad Godesberg bis Trier gelaufen und hatte dort übernachtet. "Da oben sind noch Zimmer frei", hatte Pater Albert gesagt. Und Stephan fragte gleich den damaligen Chef Abt Vitus: "Was muss ich tun, wenn ich hierher kommen will?" Auf direktem Weg zog es Stephan zu den Zisterziensern. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie ließ er sich 1964 in Himmerod zum Priester weihen. Er feiert also in diesem Jahr auch seine 40-jährige Priesterweihe.Täglich ein Bad in Fluss oder Teich

Das damals noch spartanische Leben in der Eifel-Abtei gefiel ihm. Seit 30 Jahren arbeitet Senge als Seelsorger in der Pfarrei Kyllburg und Umgebung, eine Aufgabe, die ihm sehr wichtig ist. Mit der Zeit kam ein weiterer Schwerpunkt hinzu: das Gästehaus des Klosters, wo er ständig Besucher empfängt, die sich in Himmerod einen kleinen Urlaub, eine meditative Auszeit oder ein Seminar gönnen. Pater Stephan ist dafür bekannt, dass er täglich ein kurzes Bad in einem der zahlreichen Gewässer rund um die Abtei nimmt. Egal, welches Wetter sein Herrgott ihm beschert: Er läuft und klettert, rutscht und schwimmt durch die Natur. "Wilder Sport" heißt das bei ihm, und er teilt ihn gerne mit Gästen des Klosters, für die dieser Zug durch die Landschaft, bekleidet nur mit Badezeug und Schuhen meist eine ganz neue Erfahrung ist. Aber: ""Der Wind trocknet einen innerhalb weniger Minuten." Die ewige Gleichzeitigkeit von Göttlichem und Profanem ist es, die dem Jubilar am Herzen liegt. Draußen kann er sie unmittelbar spüren und (er)leben. Mal reiht sich in einen solchen wilden Spaziergang spontan eine Meditation, mal ein Gebet, Lachen und Weinen, mal eine kleine Schlammschlacht: Alles kann geschehen. Bekannt ist Pater Stephan auch als Autor von fast 40 Lyrik- und Prosa-Büchern. In seinem literarischen Werk schwingen auf Schritt und Tritt die Begegnungen in der Natur mit. Zeilen wie "eine endlose Strecke Freiheit belaufen", "der Wind streunt" oder "ich weine vor Glück einen Regen lang" nehmen selbst den Bettlägerigen mit auf die Reise ins taufeuchte Gras, zum blühenden Seidelbast, zu Disteln und Zittergras. Ein Buchtitel verrät, dass er manches Mal regelrecht seine Sätze vom Himmel pflückt. Der Glaube an Gott hat für den Wortmaler wenig mit einer Systematik zu tun. "Er ist in erster Linie eine Beziehung zwischen ihm und mir." Doch der Blick des Paters endet nicht an der Klosterpforte. Selbst der Sport - er macht noch immer jedes Jahr sein Sportabzeichen - ist niemals Selbstzweck. "Er hilft mir, fit zu bleiben für Afrika." Denn 1997 hat er mit rührigen Mitstreitern die "Initiative Sudan" gegründet. Im Süden und in der Mitte des Landes herrscht inzwischen ein hoffnungsvoller Waffenstillstand, im Westen aber toben neue Kämpfe. Wichtig für effektive Hilfe sei der direkte Weg, ist Senge sicher. Ob Schulen, Englisch-Kurse, Infrastruktur, Frauengruppen, Waisenhäuser: Vieles gehört und wird mit Hilfe deutscher Spendengelder angepackt, als deren Überbringer sich Pater Stephan sieht. "Alles für die Hilfe - nichts für die Helfer", lautet der Wahlspruch des Vereins. Jedes Jahr im Herbst fliegt er für einige Wochen nach Afrika, in den Süden genauso wie in die Nuba-Berge (Näheres unter: www.initiative-sudan.de. Wer helfen will, kann dies über das Konto der Katholischen Pfarrgemeinde Großlittgen bei der Kreissparkasse tun, Konto-Nr. 600 324 48, BLZ 587 512 30). "Je älter ich wurde, um so schöner wurde es." Dieser Satz aus dem Munde des 70-Jährigen Zisterzienser-Mönches lässt hoffen, dass er noch lange mit seinen Mitbrüdern leben, arbeiten und beten kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort