Er sagt Adieu zu "seinem" Schloss

Die Lieblingsresidenz vieler Trier er Kurfürsten, Wittlichs Schloss Philippsfreude, ist längst "perdu". Dass nicht nur Namen wie Schloßplatz und Schloßstraße an den Prachtbau aus der Renaissance erinnern, war jahrzehntelang eine Herzensangelegenheit von Patrick Bourassin.

 Patrick Bourassin hat immer wieder den Wittlichern Schloss Philippsfreude ins Gedächtnis gerufen, das er am liebsten wieder aufgebaut gesehen hätte. Von diesem Traum hat er sich nun verabschiedet. TV-Foto: Sonja Sünnen

Patrick Bourassin hat immer wieder den Wittlichern Schloss Philippsfreude ins Gedächtnis gerufen, das er am liebsten wieder aufgebaut gesehen hätte. Von diesem Traum hat er sich nun verabschiedet. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. (sos) Dass unter schnödem Pflaster Geheimnisse aus der Historie Wittlichs liegen, dass darüber einst Burg Ottenstein und später Schloss Philippsfreude das Stadtbild prägten, lässt Patrick Bourassin seit Jahrzehnten nicht ruhen.

Mit unberirrbarem Enthusiasmus trommelte der Historiker für seine Vision. Wiederaufbau des Schlosses hieß seine Mission. Ein Ziel, von dem er sich als Einzelkämpfer jetzt verabschiedet. Dabei errang er 2006 einen Etappensieg: Die Umrisse der verloren gegangenen Prachtarchitektur wurden markiert. Eine erste Spur war gelegt.

Ein Jahr später erhob sich auch über dem Pflaster eine Erinnerung an Burg Ottenstein (1430 fertig gestellt) und das im 16. Jahrhundert daraus hervorgegangene Schloss Philippsfreude, das Anfang des 19. Jahrhunders als Steinbruch diente und verschwand: Eine Schautafel am Zob informiert seit 2007 über Burg und Schloss.

Das Hinweisschild hat Patrick Bourassin mit Hilfe seines Sohnes Philippe und dessen Frau Petra, beide Architekten, erstellt. Das Paar hatte schon für die Umriss-Kennzeichnung Größe und Lage des Schlosses präzise ermittelt.

Mittlerweile ist gegenüber der Info-Tafel die Baustelle für das Einkaufszentrum Schloß-Galerie, und an ihr vorbei wird künftig der Verkehr um den Busbahnhof geführt. Auch für Patrick Bourassin sind das Fakten, die seinem Traum keine Erfüllung verheißen. "Wenn ich heute diesen Berg von Schutt sehe, da steht mir der Rest meiner Haare zu Berge", kommentiert er die Entwicklungen. "Jetzt sage ich ,Adieu', denn alles ist gegen mich: Der politische Wille fehlt, die finanzielle Seite auch", sagt er. Das Wachhalten des Bewusstseins an die verlorene "architektonische Krone Wittlichs" will er aber nicht einfach zu den Akten legen. Er trägt unterm Arm ein gerahmtes Bild: Es zeigt vor langer Zeit von seinem Sohn Philippe gezeichnet: Schloss Philippsfreude. Patrick Bourassin klopft leicht auf die Stelle mit der Signatur: "Ich gebe die Fackel jetzt an ihn ab. Er weiß davon nichts. Aber die Generation nach mir ist jetzt gefragt." Was genau der neue Auftrag in Sachen Schloss-Mission sein wird? "Ich weiß es nicht.

Wittlich hatte eine Kathedrale



Aber ich weiß, die Attraktivität einer Stadt wird nicht gemessen an der Zahl der Einkaufsmöglichkeiten. Man besucht eine Stadt, um etwas Besonderes zu erleben. Nach Köln etwa fährt man, um die Kathedrale zu besichtigen, dann geht man einkaufen. Und Wittlich hatte eine Kathedrale." Er seufzt. Eine Sache wäre da noch: Statt der mittlerweile verblassenden Farbmarkierung möge die Stadt die Schloss-Umrisse mit besonderen Steinen kennzeichnen. Ein Beispiel dafür gebe es in einer Weltstadt: "Wie die Pflasterung für die Bastille". Die Umrisse der Pariser Festung, die als Gefängnis diente, sind im Pflaster eingearbeitet. Das wäre doch auch eines Schlosses würdig, meint der Historiker.

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