Erfüllt und menschenwürdig leben bis zuletzt

Gleich zwei neue Stationen hat das St.-Josef-Krankenhaus in Zell eröffnet: Für Patienten mit schweren Hirnstörungen gibt es sieben Betten in der neurologischen Frührehabilitation. Sechs Betten umfasst die Palliativstation für unheilbar Kranke und Sterbende.

Zell. Patienten mit schwersten Hirnfunktionsstörungen in das bewusste Leben zurückholen, damit sie am weiteren Rehabilitationsprozess aktiv mitarbeiten können - das ist das Ziel der neurologischen Frührehabilitation. Elisabeth Disteldorf, Geschäftsführerin Maria Hilf RLP gGmbH, die Trägerin des Zeller St.-Josef-Krankenhauses ist, beschrieb die Aufgabe der neuen Station mit sieben Betten.

"Christliche Haltung zum Leben"



Noch ein weiteres Angebot ist neu, sogar einmalig zwischen Trier und Koblenz: die neue Palliativstation mit sechs Betten. Sie ist ein Ort existenzieller Fragen. Getragen auch vom Gedanken der Hospizbewegung ist sie darauf spezialisiert, Menschen mit unheilbaren, fortgeschrittenen Erkrankungen und begrenzter Lebenserwartung in die Lage zu versetzen, mit ihren Symptomen bis zuletzt erfüllt zu leben, wenn möglich auch wieder zu Hause.

"Unser Ziel ist es einzutreten für die Würde des Menschen am Lebensende und damit ein Zeichen für eine zutiefst christliche Haltung zum Leben zu setzen", unterstreicht Disteldorf die Notwendigkeit, dem Leiden und Sterben in der Gesellschaft Raum zu geben. Zu den zahlreichen Eröffnungsgästen aus Politik und Verwaltung, der christlichen Hospizvereine und Pflegedienste, der Kostenträger und Architekten sowie der Mitarbeiter des Krankenhauses zählten auch die Armen Dienstmägde Jesu Christi. Für sie zitierte Provinzrätin Schwester Antonie Wiß die Worte Cicely Saunders, Begründerin der Hospiz-Bewegung: "Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben." Pater Theodor segnete anschließend Räume und Kreuze der neuen Stationen.

Auf der im Zentrum der Klinik gelegenen Palliativstation arbeiten alle Teams zusammen, um die Patienten mit dem Abschied zu versöhnen. "Von guten Mächten wunderbar geborgen", ergänzte Alfons Donat, Geschäftsführer der Maria Hilf Gruppe, mit einem Wort Dietrich Bonhoeffers. Beide neue Stationen erfüllten auch ein gesellschaftliches Anliegen.

Ministerialrat Lothar Fleck wies auf die grundgesetzlich geschützte Würde des Menschen hin. Auf palliative Behandlung bestehe ein Anspruch, den die gesetzlichen Krankenkassen gewährleisten müssen, auch stationär, wenn es ambulant nicht möglich sei.

In dieser Woche stehen nun in Zell-Barl die ersten stationären Palliativplätze zwischen Koblenz und Trier zur Verfügung. Die gesellschaftliche Bedeutung, die das Land dem Thema beimisst, zeige sich nicht nur in der Einrichtung eines der wenigen Lehrstühle für Palliativmedizin an der Universität Mainz, sondern auch an den 1,6 Millionen Euro, mit denen das Land den Abriss des alten Gebäudeteils und den Neubau mit neurologischer Frührehabilitation und Palliativstation unterstützt habe. Der Krankenhausträger steuerte eine weitere gute Million bei.

Daraus haben die Bauhandwerker viel gemacht, lobte Architekt Linus Hofrichter. Aus jedem der hellen, freundlichen Räume hat man einen weiten Blick auf die Mosellandschaft, Böden in hygienischer Holzoptik vermitteln Geborgenheit, in der sich auch Angehörige und Mitarbeiter wohlfühlen. Zu den vier Einzelzimmern und einem Doppelzimmer auf der Palliativstation gehören ein großzügiges Bad, eine Gemeinschaftsküche und ein Rückzugsraum. Angehörige haben Gelegenheit, bei den Patienten zu übernachten.

"Menschen nicht allein lassen"



"Zu Hause stoßen Angehörige oft an medizinische und psychologische Grenzen", begrüßte Hans-Jürgen Sehn, erster Beigeordneter des Landkreises Cochem-Zell, die neuen Stationen. Sie seien auch ein wesentlicher Schritt zu moderner, ganzheitlicher, wohnortnaher Versorgung und verbesserten Profil und Image des Landkreises. Wenn die heilende Medizin versagt, dürfe man die Menschen nicht allein lassen, stellte Harald Levy, Ärztlicher Leiter des St.-Josef-Krankenhauses fest. Es sei vornehmste Aufgabe der Medizin, Menschen auch beim Übergang in den Tod zu begleiten - der gehöre zum Leben.

Etwa 100 stationäre Palliativplätze in 15 Häusern gibt es laut Lothar Fleck in Rheinland-Pfalz bisher. Mit ihrem Konzept für sechs weitere Plätze in Cochem-Zell sei Elisabeth Disteldorf beim Land auf offene Ohren gestoßen.

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