Erholungsinseln am Lieserufer

Wittlich · Wer Platz hat, hat einen Garten vor der Haustür, andere pflegen Grundstücke am Lieserpfad: Dort sind viele von Wittlichs Kleingärten zu finden. Teils werden sie seit Jahrzehnten gehegt und gepflegt.

Wittlich. Rund um Wittlichs Innenstadt liegen kleinere oder größere Gartenparzellen, viele davon am Lieserufer. Sie sind auch ein Spiegel der Zeit: Bis lange nach dem Zweiten Weltkrieg waren sie wichtig für die Lebensmittelversorgung als reine Nutzgärten. Später rückte der Freizeit- und Erholungswert mehr in den Vordergrund. Trotz vieler Gartenparzellen - einen Schrebergartenverein im herkömmlichen Sinne gibt es in Wittlich nicht. Wohl aber einen Gartenbauverein. Er wurde vor über 100 Jahren gegründet. Lilo Musseleck, langjährige Leiterin des Vereins und nun Ehrenmitglied, hat einen professionell angelegten Bauerngarten. Sie erklärt: "Der Garten ist seit über 100 Jahren im Familienbesitz. Seit 1988 führte ich ihn weiter. Die 400 Quadratmeter halten mich jung, auch mit meinen 70 Jahren, die ich dieses Jahr werde."
Ausgewogene Mischkultur


Der Garten ist als klassischer Bauerngarten angelegt. Hier sind die Beete durch ein Wegekreuz geteilt. In der Mitte befindet sich ein Rondell, eingefasst durch eine Buchsbaumhecke. Musseleck: "Ich lege Wert auf eine ausgewogene Mischkultur. Dazu gehören Obstbäume, Sträucher, Gemüse und Blumen. Der Garten soll üppig und bunt sein. Fehlen dürfen auch Kräuter nicht"`, ergänzt sie. Pfingstrosen und Azaleen sind ihre Lieblingsblumen.
So wie bei ihr sind entlang der Lieser - von der Brückenmühle bis zum Rommelsbachparkplatz - die Gartenparzellen zum Teil seit Generationen innerhalb der Familien "weitervererbt" worden. Wer den richtigen Moment erwischt, dem gelingt es, eine freiwerdende Parzelle käuflich oder durch Pacht zu übernehmen.
Arthur Schröder und seine Frau Maria, heute 85 und 83 Jahre jung, hatten das Glück und konnten einen Garten vor 20 Jahren kaufen. Ein kleiner Park ist auf den 200 Quadratmetern entstanden. "Wir sind fast täglich hier, es ist unsere Erholungsinsel``," bekennen die Wittlicher. Karl und Rosemarie Hoffmann, 75 und 74 Jahre alt, haben ihr Haus in der Oberen Kordel. Bis 1998 führten sie einen eigenen Gartenbetrieb, den Quellenhof.
Sie sagen: "Es war unser großer Wunsch, einen Garten auch im Rentenalter als Hobby zu bewirtschaften." Rund 230 Quadratmeter werden seit 2002 in Eigenbesitz, als reiner Nutzgarten geführt. "Die Tomaten, Salate und Gemüse werden im Freundeskreis verschenkt", erklären die Hoffmanns stolz.
Andere Kleingärtner sehen ihre Parzelle als reinen Erholungsraum. Hier spielt es keine Rolle, ob es eine feste Nutzung für Gemüse oder Sträucher gibt.
Die Kleingärten sind auch Spiegel neuer Nationalitäten in Wittlich. Während Wittlicher ihr grünes Reich oft nur allein oder zu zweit hegen, geht es beispielsweise bei den türkischen Gartennachbarn viel lebhafter zu.

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