Erinnerung an einen großen Künstler

Brauneberg · Dem Talent und der Leidenschaft des Brauneberger Malers Hans Schlösser ist ein einmaliger Nachlass zu verdanken. Die Bilder des gebürtigen Hermeskeilers, der in Trier die Kunstgewerbeschule besuchte, spiegeln ein Stück Zeitgeschichte wider. Die Gemeinde zeigt einige seiner Bilder zum 1425-jährigen Bestehen Braunebergs.

 So hat Hans Schlösser gemalt: Stolz präsentiert Ortbürgermeister Udo Schiffmann einige Bilder des Malers. Das Gemälde im Vordergrund zeigt den Brauneberger Hof. TV-Foto: Ursula Schmieder

So hat Hans Schlösser gemalt: Stolz präsentiert Ortbürgermeister Udo Schiffmann einige Bilder des Malers. Das Gemälde im Vordergrund zeigt den Brauneberger Hof. TV-Foto: Ursula Schmieder

Brauneberg. Mit Stiften bannte er Straßenszenen in Trier und Bernkastel-Kues auf Papier, auch seine Sicht des Krieges. In Öl und Aquarell malte er Landschaften, Gebäude und Menschen der Mosel, des Hochwalds und der Eifel. Kunst war für Hans Schlösser (siehe Extra) Lebenselixier. Ausschließlich von ihr zu leben, war ihm in der schwierigen ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aber nicht vergönnt. Für sein Talent spricht, dass er trotz aller Not, von der beidseits bemalte Leinwände zeugen, auch bei überregionalen Ausstellungen Anerkennung fand.
Die Gemeinde Brauneberg würdigt das mit einer Ausstellung im Rahmen ihres Jubiläumsjahres. Der Weinort wurde vor 1425 Jahren (im Jahre 588) erstmals urkundlich erwähnt. Statt wie 1988 ein riesiges Fest zu feiern, laufen laut Ortsbürgermeister Udo Schiffmann alle Veranstaltungen der Gemeinde unter dem Motto "1425 Jahre Brauneberg". Feste Termine wie das Weinhöfefest (30. Mai bis 2. Juni), das Weinfest (19. bis 22. Juli) oder das Fest in der Nussbaumallee (20. bis 22. September) betrifft das ebenso wie drei geplante Gemäldeausstellungen. Gewürdigt werden die Maler Peter Scholz, Lehrer in Bernkastel-Kues, der in Bitburg lebende Brauneberger Paul Mentges und Hans Schlösser (1891 bis 1956).
Schlösser war ein leidenschaftlicher Künstler. Sein letztes Bild, ein Aquarell, malte er drei Tage vor seinem Tod. Kurz zuvor entstanden Impressionen aus Südfrankreich, wo er zwei dort lebende Töchter besuchte. Da die Familie seinen Nachlass in Ehren erhielt, konnten Gemeinde und Verbandsgemeinde gut 2000 Werke sichern. Entscheidenden Anteil daran hat Paul Mentges (85), der Schlösser kannte und 1950 als junger Mann mit ihm in Bernkastel-Kues ausstellte.
Der Großteil der Bilder ist in Brauneberg und Bernkastel-Kues archiviert. Andere zieren die Wände der Gemeindeverwaltung mit Touristinformation und Sitzungssaal. 50 Werke will die Gemeinde nun wie schon 1991 im Saal des ehemaligen Franziskanerinnenklosters in Brauneberg-Filzen ausstellen. urs

Termine: 16. und 17. sowie 23. und 24. März, jeweils samstags und sonntags, 13 bis 17 Uhr.
Extra

Hans Schlösser (1891 bis 1956) ist in Hermeskeil geboren. 1907 zogen die Eltern nach Trier, wo er parallel zur Dekorationsmalerlehre und zwei Jahre darüber hinaus die Kunstgewerbeschule besuchte. Nach dem Ersten Weltkrieg heiratete er Maria Loersch aus Brauneberg, wo er sich 1922 als Handwerker und freischaffender Künstler niederließ. Überregionale Anerkennung brachte der erste Preis eines Plakatwettbewerbs zur Jahrtausendfeier der Rheinlande. Das Motiv: der Trierer Hauptmarkt mit Brunnen und Steipe. Abgesehen von zwei Weltkriegen, Lazarettaufenthalten und Gefangenschaften belastete ihn die auf dem Land fehlende Unterstützung von Mäzenen. Der sechsfache Vater musste oft zum Anstreicherpinsel greifen, um seine Familie zu ernähren. 1956 starb er in der Nähe von Stuttgart, wo er seinen jüngsten Sohn besuchte, an einem Herzinfarkt. Bestattet wurde er in Brauneberg. Quelle: Paul Mentges und Dittmar Lauer (Kell). urs

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