Erinnerung tut not

Erinnerungsarbeit gehört niemanden. Und niemand ist im Besitz der Wahrheit, wenn es um den richtigen Weg hin zu einer nachhaltigen Erinnerung geht. Die einen halten eine Gedenktafel in der Synagoge für angemessen, die anderen auch Stolpersteine.

Was in anderen Orten als Fakt hingenommen würde, scheint in Wittlich wieder als Stoff für eine Tragödie zu dienen. Als ob es nicht möglich sein könnte, verschiedene Wege hin zu einer nachhaltigen Erinnerungsarbeit zu gehen. Als ob es eine Erinnerungshoheit gäbe. Als ob es darum ginge, Erinnerung zu qualifizieren in gut und schlecht.

Was angesichts dieser Entwicklung auf der Strecke zu bleiben droht, ist die Erinnerung an die jüdischen Bürger in Wittlich und die Ereignisse zwischen 1933 und 1945. Es sind die Enkel- und Urenkel-Generationen der Menschen jener Zeit, die etwas über den Nationalsozialismus erfahren sollen. Und die haben sicher wenig Verständnis für den hochgeistig-elitären Schlagabtausch, der in Wittlich so gern gepflegt wird. Und diese Menschen müssen möglicherweise Erinnerung anders erfahren können als die Menschen, die die Deportation der Mitbürger selbst erlebten oder denen die Eltern nicht davon berichten wollten.

Erinnerung tut not. Sei es mithilfe einer Gedenktafel in der Synagoge, sei es möglicherweise mit Stolpersteinen, sei es mit Führungen durch Wittlich. Dar auf sollten sich alle Beteiligten besinnen und sich an einen Tisch setzen. Alles andere würde die bisher hervorragende Erinnerungsarbeit nachhaltig beschädigen.

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