Landwirtschaft Hitze, Dürre und hohe Kosten: Ernte enttäuscht Wittlicher Tabakbauern

Wittlich · 2018 wird kein Jahr, an das sich die beiden verbliebenen Rauchkraut-Produzenten im Wittlicher Tal gerne erinnern werden. Derzeit stecken die Landwirte mitten in der Ernte.

 Tabak reift nach der Ernte in Landwirt Carlo Bauers Trockenkammern in Wittlich-Neuerburg. „Lemon“, also zitronenfarben, sollte Tabak aussehen, der in Qualitätsstufe eins gehandelt wird, bis er an Großhändler verkauft werden kann.

Tabak reift nach der Ernte in Landwirt Carlo Bauers Trockenkammern in Wittlich-Neuerburg. „Lemon“, also zitronenfarben, sollte Tabak aussehen, der in Qualitätsstufe eins gehandelt wird, bis er an Großhändler verkauft werden kann.

Foto: Christian Moeris

„13 Liter Regen pro Quadratmeter hatten wir gestern“, sagt Landwirt Carlo Bauer mit erleichterter Mine, kurz  nachdem er auf seinem Hof in Wittlich-Neuerburg aus seinem Geländewagen gestiegen ist. Er kommt von einem seiner Tabakfelder bei Neuerburg, wo er auf 22 Hektar Fläche die Tabaksorte „Virgin“ anbaut. „Jeder Tropfen Regen, der nicht fällt, ist derzeit einer zu wenig“, sagt Bauer. Denn der letzte große Schauer sei schließlich schon sechs Wochen her. Deshalb kam ihm das Gewitter am Mittwoch, wo es teilweise ganz kurz sogar Starkregen gab, „der sonst meist mehr zerstört, als er nutzt“, überaus gelegen.

„Das Gewitter vor sechs Wochen hatte nicht mal die Stadtmitte erreicht, sondern nur Neuerburg und Bombogen. Die anderen haben nichts abbekommen.“ Wäre dieser Regenguss vor sechs Wochen nicht gewesen, meint Bauer, hätte die Ernte noch schlechter ausfallen können, als sie sich derzeit darstelle. „Wir haben 30 Prozent Verlust bei der Menge und gleiche Abschläge auch bei der Qualität.“ Dabei sei die Hitze der vergangenen Wochen noch schlimmer als die Dürre gewesen, meint Bauer. „Die Höchsttemperaturen von 34 bis 35 Grad haben die Pflanzen geknackt.“ Das sei schwer zu erklären, aber wenn man die Blätter nachher im Ofen trockne, würden sie braun statt zitronengelb. „Die Händler wollen aber ‚Lemon-Farbe’. Wir sortieren die Qualität in drei Klassen. Nur Klasse eins bringt Geld.“ Ziel sei es, über 80 Prozent der Ernte in Klasse eins zu erzielen. „An manchen Tagen hatten wir aber nur 30 bis 40 Prozent in der Klasse eins.“

Mittlerweile sei es aber erheblich besser, meint Bauer. Die Pflanzen hätten sich, nachdem die große Hitze nun vorüber sei, wieder etwas regeneriert. „Ich bin Optimist und abgerechnet wird zum Schluss. Wir verdienen auch in diesem Jahr Geld. Zum Glück sind wir mit Kartoffeln, Erdbeeren, Getreide und der Brennerei breit aufgestellt.“ Sein Ernteziel von 50 Tonnen Tabak, davon 80 Prozent in der Klasse eins, werde er in diesem Jahr aber  nicht erreichen, sagt Bauer.

Etwas heftiger trifft die Missernte da noch die mit 33 von 55 Hektar Anbaufläche größten Tabakbauern im Wittlicher Tal. Inge und Günther Thetard sind mit nur einem weiteren Betriebszweig, dem Getreide, nicht so breit aufgestellt wie Bauer. „Durch die Trockenheit haben wir keinen Regen zur rechten Zeit bekommen und deshalb fehlen uns auch 30 Prozent des Ertrags“, sagt Inge Thetard. „Die Blätter sind zu klein geblieben. Die Menge ist nicht da.“ So blickt sie mit Sorge auf das Ernteergebnis: „Das wird eng werden. Wir haben ja nur Tabak und Getreide. Uns werden Einnahmen fehlen. Einnahmen, die wir für einen guten Start im nächsten Jahr brauchen würden.“ Der Tabakanbau in Wittlich sei generell nicht mehr so ertragreich wie früher, sagt Thetard: „Im vergangenen Jahr gab es zu viel Regen, da sind die Blätter gefault. In diesem Jahr sind Hitze und Dürre das Problem.“ Aufgrund der Wetterkapriolen, sagt Thetard, würden die Tabakbauern in Wittlich mittlerweile jedes Jahr nur mehr 70 Prozent der ehemals gewohnten Ernte einfahren.

Bauer: „Dabei ist der Tabakanbau eine sehr aufwendige Sache. Und schlechte Qualität zu produzieren ist teurer als guten Tabak herzustellen.“ Denn jetzt müssten viele braune Blätter aussortiert werden, was viel Zeit und Arbeitskraft koste. Schon die Aussaat und Vorzucht der Tabakpflanzen im Gewächshaus sei sehr arbeitsintensiv, sagt Bauer. „Man muss schon Spaß am Tabak haben.“

Die Ernte, die sich über zweieinhalb Monate erstrecke, werde noch vier Wochen laufen. Nachdem der Tabak für eine Woche in den Trockenkammern bei Temperaturen von 32 bis 70 Grad gereift ist, laden Großhändler die 130 Kilogramm schweren Tabakkartons in Wittlich auf.

 Tabakernte 2018 in der Wittlicher Senke: Im Schnitt wird eine Tabakpflanze in der Erntesaison vier- bis fünfmal abgeerntet, wobei stets die reifen unteren Blätter der Pflanze abgeschnitten und entnommen werden.

Tabakernte 2018 in der Wittlicher Senke: Im Schnitt wird eine Tabakpflanze in der Erntesaison vier- bis fünfmal abgeerntet, wobei stets die reifen unteren Blätter der Pflanze abgeschnitten und entnommen werden.

Foto: Klaus Kimmling

Der Großteil des Wittlicher Tabaks werde im Mittleren und Fernen Osten verqualmt, erklärt Bauer, wohin er über die Häfen in Rotterdam und Antwerpen verschifft werde. „Er ist als Shisha-Tabak, der in Wasserpfeifen geraucht wird, sehr begehrt.“

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