Erst 18 und schon Metzgermeister

Der Großlittgener Michael Kolze ist mit 18 Jahren Metzgermeister. Was ihn freut, ist nicht unumstritten: Berufskollegen bemängeln bei jungen Handwerksmeistern die fehlende Berufserfahrung.

Großlittgen. Ist er der jüngste Metzgermeister Deutschlands? Michael Kolze weiß es nicht genau. "Auf jeden Fall bin ich einer der jüngsten", antwortet er mit einem Lächeln. Michael Kolze ist gerade 18 Jahre alt. Möglich wurde seine Prüfung zum Meister im Fleischerhandwerk direkt nach der Lehrzeit durch eine Gesetzesänderung, die seit dem 1. Januar 2004 gültig ist. Seitdem kann sich jeder Handwerker direkt nach der abgeschlossenen Ausbildung zur Meisterprüfung anmelden.

Das Handwerk vom Vater in die Wiege gelegt



Eric Illigen, Vorsitzender der Fleischerinnung Bernkastel-Wittlich, hält davon wenig. Als "sinnlos, Schwachsinn, hirnrissig" bezeichnet er den Verzicht auf die Gesellenjahre. Seiner Ansicht nach ist ein 18-Jähriger mit den Anforderungen eines Meisters überfordert. Neben der fehlenden Erfahrung bemängelt er die zunehmenden Vorschriften in seinem Beruf, die ein so junger Mensch gar nicht erfassen könne.

Sein Namensvetter Hans Illigen von der Trierer Handwerkskammer und dort zuständig für die Meisterprüfungen steht der neuen Regelung nicht so kritisch gegenüber. Nach seiner Einschätzung sind die Persönlichkeit des Teilnehmers und die Qualität der Ausbildung wichtiger als abgeleistete Gesellenjahre. Hans Illigen: "Auf jeden Fall fallen heute nicht mehr durch die Meisterprüfung als früher."

Michael Kolze räumt zwar ein, dass es ihm noch an praktischer Erfahrung fehlt. Dem Fleischerhandwerk fühlt er sich aber schon von Kindesbeinen an verbunden. Das Handwerk wurde ihm von Vater Heinz in die Wiege gelegt. Dieser ist selbständiger Unternehmer im Metzgerhandwerk und beschäftigt 40 Mitarbeiter.

Michael Kolze war so zu Beginn seiner Lehre über das Metzgerhandwerk bereits gut informiert. "Deshalb bin ich mit Liebe zum Beruf dabei."

Im Alter von fünfzehn Jahren begann er eine Ausbildung bei der Metzgerei Mittler in Binsfeld. Direkt nach der bestandenen Gesellenprüfung meldete er sich bei einer Fachschule für das Metzgerhandwerk an. Nach drei Monaten Unterricht in Theorie und Praxis bestand er die Meisterprüfung. Auf der Schule wurde bei Michael Kolze das Wissen aus der Lehrzeit vertieft. "In drei Monaten bekam ich 550 Stunden theoretischen und 100 Stunden praktischen Unterricht", erzählt er. Bei der Meisterprüfung musste er verschiedene Wurstsorten herstellen, ein halbes Schwein zerlegen sowie eine Wurstplatte dekorieren.

Jetzt darf der 18-jährige selbst im Metzgerhandwerk ausbilden und Hackfleisch herstellen. Als Geselle wäre ihm das verwehrt geblieben.

Michael Kolze sieht seine Chancen im Metzgerhandwerk positiv: "Fleisch gegessen wird immer." Allerdings befürchtet er, dass die Zukunft "leider in der Industrie liegt."

Dass er von seinem Beruf überzeugt ist, sieht man dem jungen Meister an: Michael Kolze hat sich das Innungszeichen des Metzgerhandwerks auf den Arm tätowieren lassen.

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