Erst 2025 gibt es in Wittlich Grund zum Feiern

Wittlich · Anders als in Bitburg sind die Wittlicher durchaus bereit, runde Jubiläen der Stadtgeschichte zu feiern. Wie im Fall der Stadtrechte auch zweimal. Ein Wittlicher möchte nun wissen, ob und wann das nächste Mal gefeiert wird.

Wittlich. Willi Waxweiler wills wissen. Der vielfältig engagierte Wittlicher fragt sich und die Wittlicher Stadträte, ob und wann die Verleihung der Stadtrechte vor 725 Jahren gefeiert wird. Hätte er vor einigen Jahren gefragt, hätte man ihm mit Sicherheit gesagt: "Wenn überhaupt, dann 2016." Doch inzwischen würde die Antwort lauten "Wenn überhaupt, dann 2025." Willi Waxweiler geht indes weiter davon aus, dass 2016 das richtige Datum ist, da 1991 groß gefeiert wurde. Es gibt sogar eine Sonderbriefmarke zur Stadtrechtsverleihung an Wittlich, Bernkastel, Mayen, Montabaur, Saarburg und Welschbillig. Zu Unrecht, wie Historiker heute sagen. Denn die Urkunde vom 29. Mai 1291, wonach Triers Erzbischof Boemund von Warnesberg König Rudolf von Habsburg um die Stadtrechte gebeten habe, passt nicht zu Wittlich. Vielmehr gilt inzwischen eine Urkunde vom 8. November 1300 als Startpunkt der Stadtgeschichte.
Im Schriftstück bestätigt Erzbischof Dieter von Nassau die Rechte und Freiheiten der Stadt Wittlich und seiner Bürger. Trotz dieses Schwenks findet sich noch in manchen Publikationen das Datum 1291. So unter anderem auch in der Beschreibung des Stadtwappens auf der Homepage der Stadt Wittlich.
Mit dem Schriftstück von 1300 argumentiert auch Dr. Klaus Petry, der nicht nur für die FWG im Stadtrat sitzt und somit einer der angesprochenen Stadträte ist, sondern auch Historiker. Die neue Lesart der Stadtgründung vertritt auch die Stadt und deren Verwaltung. Und zwar ganz programmatisch. Im Jahr 2000 wurde die Feier zur Stadtrechtsverleihung vor 700 Jahren einfach noch einmal gefeiert.
Ob 2025 die nächste Feier ins Haus steht, kann Ulrich Jacoby, Sprecher der Stadtverwaltung, nicht sagen. Bisher seien runde Geburtstage immer angemessen gefeiert worden, sagt er. Jacoby stellt in diesem Zusammenhang die Frage, ob 725 Jahre überhaupt ein rundes Jubiläum seien. "Ob wir im Jahre 2025 dieses Jubiläum feiern, kann heute noch niemand beantworten", sagt Jacoby.
Im benachbarten Bitburg gibt es weniger Probleme mit dem konkreten Datum der Stadtgründung. Doch gefeiert wird dort trotzdem nicht. In diesem Jahr jährt sich die Verleihung der Bitburger Stadtrechte zum 750. Mal.
Es ist also keine Frage, ob es sich um einen runden Geburtstag handelt oder nicht. Doch soll 2015 gefeiert werden: Dann ist es 1300 Jahre her, dass Bitburg zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden ist.
Für Wittlich gibt es in dieser Beziehung derzeit nicht viel zu holen. Rund 1300 Jahre könnten es sein, vermuten die Forscher. Doch es bleibt bei der Vermutung, dass das in einer Urkunde aus dem ersten Drittel des 7. Jahrhunderts bezeichnete "villa witelira" Wittlich meint.
Vielleicht geht es dann aber doch so, wie bei den Stadtrechten. Erst wird ein Datum gefeiert und wenige Jahre später findet sich dann ein weiteres, das ebenfalls begangen wird.Extra

Stadtrechte: Eine Stadtrechtsurkunde mit allen Rechten und Pflichten der Bürger gibt es im Fall Wittlichs nicht direkt. Historiker Winfried Reichert stellte 2000 in einem Festvortrag fest, dass Erzbischof Boemond bereits 1291 eine Befreiung Wittlichs ins Auge gefasst habe. Realisiert worden sei dieses Vorhaben erst durch Erzbischof Dieter von Nassau im November 1300. Während die Urkunden von 1291 für Mayen, Bernkastel, Saarburg und Welschbillig im Original erhalten sind, blieb es neun Jahre später Sache des Erzbischofs, diese Vollmacht zu nutzen. Der geistliche Landesherr aus Trier bezeichnete im Jahr 1300 Wittlich als "Dorf, das jetzt eine Stadt ist". har/noj

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