Erst eingeladen, dann verfolgt

Wittlich · Wittlicher Schüler haben viel über früheres jüdisches Leben in der Kreisstadt erfahren. Historische Bilder und Dokumente sowie ein Stadtrundgang vermittelten den Sechstklässlern erstaunliche Erkenntnisse.

 Bei der Exkursion mit René Richtscheid (Dritter von links) sehen sich die Schüler auf dem Wittlicher Marktplatz um. Foto: Schule

Bei der Exkursion mit René Richtscheid (Dritter von links) sehen sich die Schüler auf dem Wittlicher Marktplatz um. Foto: Schule

Wittlich. Anhand von Bildern, historischen Dokumenten und alten Stadtplänen haben sich Schüler der Klasse 6c des Cusanus-Gymnasiums mit wichtigen Etappen jüdischer Geschichte in Wittlich beschäftigt. René Richtscheid, Geschäftsführer des Emil-Frank-Instituts, hat dazu den Unterricht der Schule besucht.
Erstaunt waren die Schüler, dass schon vor circa 700 Jahren auf Wunsch des Trierer Bischofs Juden aus Frankreich nach Wittlich kamen, um hier eine Art Bankwesen aufzubauen - was erfolgreich und zum Wohl der Stadt gelang. Immer wieder zeigte sich jedoch innerhalb der jüdischen Geschichte eine traurige Grundstruktur: Siedelten sich Juden an einem Ort neu an, wie der erwähnte jüdische Kaufmann aus der Champagne, waren dem meist Verfolgungen im ehemaligen Heimatland vorangegangen. Während einer Pestwelle, von der auch Wittlich nicht verschont wurde, wurden Juden für diese Krankheit verantwortlich gemacht. Dies führten etwa ein halbes Jahrhundert nach der Ansiedlung zur Flucht: Jüdische Wittlicher wurden vertrieben, mussten ihre Heimat verlassen. Erst die Französische Revolution erleichterte das Leben für Juden in Wittlich, die nun bis 1933 in unterschiedlichen Berufen tätig, unbehelligt in Wittlich leben und arbeiten konnten.
Bei einer Exkursion durch die Wittlicher Innenstadt konnten die Sechstklässler des Cusanus-Gymnasiums am Marktplatz mit Hilfe historischer Fotografien Häuser ehemaliger jüdischer Familien ausmachen und deren Geschichte erfahren.
Auf anderen alten Bildern war aber auch zu erkennen, wie das Leben der Wittlicher Juden nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten existenziell bedroht war.
Der Rundgang endete in der ehemaligen Wittlicher Synagoge, die einige der Schüler weder von außen noch von innen kannten. Doch die Informationen zur Geschichte des Gebäudes weckten das Interesse der Schüler, die anschließend viele Fragen zur Gebetspraxis und zur Raumgestaltung stellten. red

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