Es drohen Überalterung und leere Ortskerne

Morbach/Hundheim · Wie entwickeln sich die Einwohnerzahlen der 19 Dörfer in der Gemeinde Morbach? Der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal will darüber informieren und den Menschen so den demografischen Wandel und seine Auswirkungen nahebringen. In Hundheim äußerte er sich kritisch zu einem Neubaugebiet.

 Sollte sich die demografische Entwicklung so fortsetzen, wie es die Fachleute vorhersagen, werden bereits 2020 deutlich weniger Kindersöckchen an den Wäscheleinen Morbachs hängen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Sollte sich die demografische Entwicklung so fortsetzen, wie es die Fachleute vorhersagen, werden bereits 2020 deutlich weniger Kindersöckchen an den Wäscheleinen Morbachs hängen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Morbach/Hundheim. Der demografische Wandel betrifft alle. Morbachs Bürgermeister Andreas Hackethal hat die künftigen Einwohnerzahlen der Gemeinde Morbach und der Ortsbezirke als Ansatzpunkt gewählt, um die Ratsmitglieder und die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren. Nacheinander stellt er die Zahlen in den Dörfern vor.
Weniger Junge, mehr Alte


Zwar präsentierte Hackethal auch einige Handlungsansätze zum Umgang mit Problemen wie Überalterung und Bevölkerungsschwund. Ein Konzept zu diesem Thema fehlt der Gemeinde jedoch noch.
Die Zahlen: 2010 haben in der Einheitsgemeinde 10 782 Menschen gelebt. 2030 werden es vor aussichtlich 9804 Menschen sein. Das entspricht einem Minus von 9,1 Prozent. Dabei nimmt der Anteil der jungen Menschen überproportional ab: Die Zahl der Unter-20-Jährigen sinkt in den kommenden 20 Jahren um 19 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit der Gruppe der arbeitenden Menschen zwischen 20 und 65 Jahren: Ihre Zahl sinkt laut Prognose der Verwaltung um 17,2 Prozent. Der Anteil der älteren Menschen steigt hingegen deutlich: Die Über-65-Jährigen verzeichnen einen Zuwachs von 23,7 Prozent.
Beispiel Hundheim. Mit seinen 670 Bürgern war Hundheim ein Dorf mit relativ konstanter Einwohnerzahl in den vergangenen Jahren. Dennoch habe sich die Altersstruktur 2012 dort im Vergleich zu 1990 schon deutlich geändert, führte Hackethal mit Hilfe von Schaubildern aus.
Stellten vor 20 Jahren noch Menschen zwischen 20 und 29 Jahren sowie zwischen 30 und 39 Jahren die stärksten Altersgruppen, so sind es heute die 50- bis 59-Jährigen. Hundheim und die Einheitsgemeinde nähmen damit in etwa die gleiche Entwicklung, sagte der Bürgermeister und prophezeite: "In wenigen Jahren werden wir noch mal eine ganz andere Altersstruktur haben." Dies bringe Probleme, aber auch Chancen, meinte der Verwaltungschef.
Im Vergleich zu anderen Dörfern steht Hundheim mit seinen stabilen Einwohnerzahlen noch relativ gut da. Andere Orte haben mit einem deutlichen Rückgang zu kämpfen, zum Beispiel das kleine Odert (minus 13,6 Prozent von 2010 bis 2012), Elzerath (minus 9,2 Prozent) und Heinzerath (minus 7,2 Prozent). Die Prognose spiele in zahlreiche Bereiche des täglichen Lebens und der Politik hinein, führte Hackethal weiter aus. Die Familien-, Kinder- und Seniorenpolitik, das Ehrenamt und die Vereine, die künftige Mobilität, die Versorgung der Bevölkerung sowie die Ortsentwicklung nannte er als Beispiele.
Folgekosten bedenken


Er bekräftigte in diesem Zusammenhang das Ziel der Gemeinde, neue Bürger im Innern der Orte anzusiedeln anstatt die Dörfer an ihren Rändern zu erweitern. Er nannte weitere Ziele, die in Teilen in Morbach bereits umgesetzt werden, wie die Stärkung der Ortskerne und kommunale Förderprogramme (in Morbach existiert ein Programm zur Stärkung der Ortskerne), ein Baulücken-Kataster sowie ein Senioren- und Behindertenbeirat (der in Morbach derzeit gebildet wird).
In der Hundheimer Sitzung war zuvor von einigen Ortsbeiräten der Wunsch nach einem neuen Baugebiet laut geworden. Hackethal wollte dies für einzelne Ortsbezirke der Einheitsgemeinde nicht ausschließen, mahnte aber zur Zurückhaltung: "Wenn wir Bauland ohne Augenmaß erschließen, bluten die Ortskerne aus."
Gemeinderatsmitglied Uwe Andretta (Grüne) wies auf finanzielle Aspekte hin: "Wenn wir neue Baugebiete erschließen, bauen wir neue Straßen und Wasserleitungen." Dies führe dazu, dass beim prognostizierten Bevölkerungsrückgang künftig weniger Einwohner mehr Infrastruktur finanzieren müssten. Ratsmitglied Mario Winkel sagte: "Wir müssen bei allen Dingen, die wir heute entscheiden, überlegen: Wer pflegt und unterhält das in der Zukunft?"

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