"Es gibt für alle einen Weg"

MORBACH. Seit rund einem Jahr engagiert sich Jörg Ritgen als Stellvertretender Vorsitzender des Kreisbauernverbandes. Sein wichtigster Beweggrund: "Es kommt darauf an, dass wir uns einbringen."

 Der Morbacher Landwirt Jörg Ritgen zählt nicht zu denen, die immer nur klagen. Ungeachtet der Arbeit in seinem Ferkelbetrieb mit derzeit 300 Zuchtsauen bringt sich der Stellvertretende Vorsitzende des Kreisbauernverbandes aktiv ein in die Kommunalpolitik und bei der Verbandsarbeit. TV-Foto: Ursula Schmieder

Der Morbacher Landwirt Jörg Ritgen zählt nicht zu denen, die immer nur klagen. Ungeachtet der Arbeit in seinem Ferkelbetrieb mit derzeit 300 Zuchtsauen bringt sich der Stellvertretende Vorsitzende des Kreisbauernverbandes aktiv ein in die Kommunalpolitik und bei der Verbandsarbeit. TV-Foto: Ursula Schmieder

Jammern ist nicht bei Jörg Ritgen, der seit rund einem Jahr Stellvertretender Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau ist. Der 37-jährige Landwirtschaftsmeister sieht die Zukunft seines Berufsstandes optimistisch. Bauern müssten sich aber den Marktgegebenheiten anpassen. Denn mit der Politik hätten sich auch schon frühere Generationen ärgern müssen, hat er etwa seinen Großvater vor Augen. Für den aus Pommern stammenden Bauern sei der Neubeginn im vergleichsweise kargen Hunsrück nicht einfach gewesen. Doch auch er habe etwas daraus gemacht. Sohn und Enkel führen den landwirtschaftlichen Betrieb fort, passen ihn bei Bedarf aber auch an. So haben sie vor einigen Jahren umgerüstet vom Mast- zum Ferkelbetrieb mit derzeit 300 Zuchtsauen sowie angeschlossener Ferkelaufzucht. Daneben bewirtschaften sie 90 Hektar Ackerbauflächen. Mit der Arbeit sind sie jedoch nicht auf sich allein gestellt. Denn der klassische Familienbetrieb ist eher ein Auslaufmodell. "Immer mehr Betriebe haben ihre Angestellten", erklärt Ritgen, der neben einer Saisonarbeitskraft auch Auszubildende beschäftigt. Seit 1976 bildet der Betrieb aus oder bietet Studenten die Möglichkeit, ihr Anerkennungsjahr zu absolvieren. Strukturwandel positiv gestalten

Während im Hunsrück externe Unterstützung noch etwas ungewohnt scheint, kann andernorts darauf nicht mehr verzichtet werden. So sind laut Ritgen in osteuropäischen Ländern Fremdarbeitskräfte gang und gäbe. Umso wichtiger ist ihm daher, "unsere Betriebe wettbewerbsfähig zu machen auf dem nationalen wie auf dem internationalen Sektor". Der fortschreitende Strukturwandel, den etwa in der Milchviehhaltung immer größere Betriebe kennzeichnen, müsse in der Region positiv gestaltet werden. Für den 37-Jährigen ist politisches Engagement daher selbstverständlich. Abgesehen vom Bauernverband wirkt er in Ausschüssen der Landwirtschaftskammer mit, im Vorstand der Tierseuchenstelle oder in kommunalen Arbeitskreisen. Trotz seiner begrenzten Zeit steht für ihn fest: "Es kommt darauf an, dass wir uns einbringen." Politiker könnten ja nur verändern, was an sie heran getragen werde. Den Bauern winken im Gegenzug Perspektiven für ihre Zukunft. "Es ist schon interessant zu sehen, was sich da für neue Betriebszweige entwickeln", denkt Ritgen etwa an den Maschinenring-Winterdienst auf dem Flughafen Hahn. "Land und Wirtschaft" gehören halt zusammen. Andernorts pflegten Bauern städtische Anlagen, während sie sich vor Ort als "Energie-Landwirte" betätigten. Für etliche sei der Betrieb einer Biogasanlage oder die Belieferung einer solchen zu einem "relevanten Betriebszweig" geworden. Vielleicht zeitige ja im Zuge der Hunsrückbahn-Reaktivierung die Vermarktung regionaler Produkte ähnliche Erfoge. Denn, so Ritgen: "Es gibt nicht einen Weg für alle, aber es gibt für alle einen Weg." In dieser Überzeugung war es dem früheren Landjugend-Vorsitzenden ein Anliegen, sich für die Landwirtschaft einzusetzen: "Damit die Landwirtschaft ein besseres Image in der Gesellschaft bekommt."

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