Justiz „Es ist schon so lange her“

Mit der Vernehmung von Zeugen ist am Dienstag der Prozess gegen vier junge Männer aus Wittlich vor dem Landgericht Trier fortgesetzt worden.

Justiz: „Es ist schon so lange her“
Foto: TV/Friedemann Vetter

(will) Mit Erinnerungslücken haben fast alle Zeugen zu kämpfen, die am Dienstag vor dem Landgericht Trier aussagen mussten. Sie waren geladen, um zur Klärung der Anklage gegen vier junge Männer aus Wittlich beizutragen. Diese stehen wegen insgesamt 19 Fällen vor Gericht.

Die Anklage Im Großteil dreht sich die Anklage um gefährliche Körperverletzungen, meist im Frühjahr 2017. Die jungen Männer sollen an mehreren Schlägereien im Wittlicher Stadtgebiet beteiligt gewesen sein. Bei einer Schlägerei vor dem Eventum soll der älteste Angeklagte, der in Untersuchungshaft sitzt, einem jungen Mann unter anderem  mit einer leeren Bierflasche ins Gesicht geschlagen haben. An einem anderen Tag soll einer der Männer mit einem Schlagstock auf seine Stiefmutter losgegangen sein und ihr damit mehrere Prellungen zugefügt haben. In fast allen Fällen, wo es um Schlägereien und Körperverletzungen ging, erklärten die Angeklagten am ersten Verhandlungstag, sie hätten  aus Notwehr zugeschlagen. Neben Körperverletzungen und Diebstählen müssen sich die vier jungen Männer wegen Beleidigungen verantworten. Dem 20-Jährigen wird zudem vorgeworfen, eine junge Frau mit einem gewaltsamen Griff am Handgelenk dazu gezwungen zu haben, mit ihm auf dem Sofa in der Wohnung eines Mitangeklagten zu bleiben. Vor Gericht erklärte ein Mit­angeklagter, als er nach 30 Minuten zurückgekehrt sei, soll die junge Frau geweint haben. Sie habe gesagt: „Warum hast du das gemacht?“

Die Zeugen Fast alle Zeugen, die am Dienstag aussagten, wussten nichts mehr beziehungsweise nicht mehr viel über die Taten, die den vier jungen Männern zur Last gelegt werden. „Es ist schon so lange her.“ oder „Ich kann mich nicht mehr erinnern.“ waren die häufigsten Aussagen, die sich die erste Große Jugendkammer des Landgerichts Trier anhören musste. Selbst als der Vorsitzende Richter Günther Köhler einem der Zeugen, der wegen des Diebstahls von 50 Euro aussagte, seine im Juni 2017 gemachte Aussage bei der Polizei noch einmal in Auszügen vorlas, blieb dessen Erinnerung weitgehend aus.

Zu einem möglichen Angriff mit einem Messer auf dem ZOB in Wittlich sagte eine junge Frau aus, die den Fall beobachtet hat. Sie war bereits für den zweiten Verhandlungstag geladen, war aber unentschuldigt nicht erschienen, „weil ich verschlafen habe“. Gestern sagte sie aus, sie sei zu weit weg gewesen, um genau zu sagen, ob der Angreifer einen Gegenstand in der Hand gehalten hatte und wenn ja, ob es ein Messer war.

Ein mutmaßliches Opfer konnte sich jedoch noch genau an den Vorfall erinnern. Er bestätigte vor Gericht, dass einer der Angeklagten ihn vor dem Eventum mit einer leeren Flasche angegriffen und an der Wange verletzt habe. Der 20-jährige Angeklagte  entschuldigte sich gestern vor Gericht bei dem jungen Mann dafür, bestritt jedoch, eine Flasche in der Hand gehabt zu haben. Er sagte aus, mit der Faust geschlagen zu haben. Eine andere Zeugin konnte nicht aussagen, weil ein Dolmetscher fehlte. Sie muss nun wieder vor Gericht erscheinen.

Die Verhandlung wird mit der Aussage weiterer Zeugen am Donnerstag, 22. Februar, 9 Uhr, fortgesetzt. Ein Urteil wird noch nicht erwartet.

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