Es kostet nicht nur Nerven
WITTLICH. Seit Fastnachts-Dienstag wird das Alte Rathaus renoviert. Nicht jeder ist glücklich mit den lang anhaltenden Bauarbeiten. Gerdi Roth vom Café am Markt klagt angesichts der Bauarbeiten und den damit verbundenen Beeinträchtigungen über deutlichen Umsatzrückgang.
"Atemberaubender Lärm", so schildert Gerdi Roth manche Tage, an denen die Belastung durch die Baustelle direkt vor ihrem Café besonders groß und unerträglich war. Viele Gäste, die gerade erst draußen Platz genommen hatten, seien schnell wieder aufgestanden und weitergegangen. Viele Einheimische, sonst regelmäßige Gäste vor allem zur Mittagszeit, würden das Café seit Beginn der Arbeiten meiden.Andere Anliegen schneller diskutiert
Gerdi Roth ärgert sich, dass sie trotz der großen Belastung und der deutlichen Umsatzeinbußen die volle Miete von 1250 Euro für die Außenbestuhlung zahlen soll. Als sie einen Antrag um Mietnachlass stellte, habe man von seiten der Stadt verlangt, drei Jahresbilanzen vorzulegen, um damit die Einbußen deutlich zu machen. Diese Forderung scheint der Cafébetreiberin absolut nicht legitim, wenn man bedenke dass es um einen Betrag von 1250 Euro gehe. Es wurde zugesagt, die betrieblich relevanten Zahlen im Vergleich zum Vorjahr der Stadt zur Verfügung zu stellen, und nur um die ginge es hier, um einen Vergleich anstellen zu können, was auch Zug um Zug geschehe. "Man will ernst genommen werden", klagt Gerdi Roth. In der heutigen Zeit seien solche Umsatzeinbußen existenzgefährdend. Dabei sei jetzt die schlimmste Zeit vorbei. Als noch der große Baukran vor dem Rathaus stand, habe dieser auch die Sicht auf das Café verdeckt.Von Stadtratsfraktionen reagiert nur die FDP
Kein Verständnis hat Gerdi Roth auch dafür, dass man nicht wenigstens eine Mittagsruhe einhalten konnte. "In jedem Wohngebiet gibt es Ruhezeiten", argumentiert sie. Auch an die Fraktionen des Stadtrates habe sie sich mit ihrem Anliegen gewandt. Die Resonanz ist für sie enttäuschend. Nur die FDP habe bisher geantwortet. Sie fühlt sich auch anderen Geschäftsleuten gegenüber benachteiligt, deren Anliegen, wie der Lärm durch das Schaukelpferd auf dem Platz an der Lieser oder der Brunnen auf dem Pariser Platz, wesentlich schneller aufgegriffen und diskutiert wurden. Auch Susanne Reis von Mode Tracht und Ambiente sagt, dass es vor allem in der Zeit, als noch der Baukran stand, was die Kunden angeht ruhiger in der Neustraße gewesen sei. Vor allem im Mai und Juni sei es ganz schlimm gewesen. Andererseits freut sie sich auch darüber, dass die Rathausfassade bald wieder schön ist. Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadt Wittlich, sagt, dass Bürgermeister Ralf Bußmer angeboten habe, die Sondernutzungsgebühr für den Freisitz zu ermäßigen oder zu erlassen, wenn die behaupteten Umsatzeinbußen mittels der geforderten drei Jahresbilanzen für die fraglichen Monate belegt werden könnten. Die Belastungen durch die Sanierung habe man versucht, einzugrenzen. Durch die Einhüllung des Alten Rathauses sei die Staubentwicklung gering gehalten worden. Allerdings, so räumt Jacoby ein, sei der Lärm nicht zu vermeiden gewesen. Eine längere Mittagspause sei bei gewerblichen Arbeiten nicht vorgesehen. Die Bestimmungen über die Mittagsruhe, wie sie beim Betrieb von motorgetriebenen Gartengeräten üblich sind, würden dafür nicht gelten. Außerdem sei bei längeren Pausen die Fertigstellung der Sanierung des Wittlicher Wahrzeichens bis zur Kirmes nicht gewährleistet. Die Stadt bitte aber dennoch um Verständnis für die Beeinträchtigungen. Dafür verspricht Jacoby einen Gewinn für die Innenstadt durch ein Rathaus, das pünktlich zur Kirmes in neuem Glanz erstrahlt.