"Es sieht nicht gut aus"

BERNKASTEL-WITTLICH. Den Traum vom eigenen Zuhause - den haben viele. In ländlicher Region war er bislang preislich auch für viele zu verwirklichen. Doch in Zeiten, in denen das Gespenst Arbeitslosigkeit umgeht, bekommt auch die Immobilien-Branche die Kaufzurückhaltung zu spüren.

"Jugendstil-Villa in Traben-Trarbach zu verkaufen." "Altes Winzergehöft in Brauneberg günstig abzugeben." Im Immobilienteil des TV entdeckt man am Wochenende viele solcher Schätze. Doch nicht nur historische Gebäude finden kaum Käufer, auch viele "normale" Häuser stehen lange leer.Was vor wenigen Jahren noch als lukrative Investition und sichere Altersvorsorge galt, ist mittlerweile für Viele nur eins: ein Risiko. "Es sieht nicht gut aus", bestätigt Wolfgang Laux, Inhaber des Immobilienbüros Paul Sünnen in Wittlich. Die Käufer seien in letzter Zeit sehr zurückhaltend. Der Makler führt das auf mehrere Dinge zurück. "Zum einen verlangen die Banken immer mehr Eigenkapital bei der Kreditvergabe. Zum anderen häufen sich die Horrormeldungen von Firmenpleiten und Entlassungswellen." Viele Menschen hätten Angst davor, sich in solch unsicheren Zeiten für die nächsten 20 bis 30 Jahre zu verschulden.Immobilien gehen unter Wert weg

Der Einbruch auf dem Immobilienmarkt hat laut Wolfgang Laux 1994 angefangen. "Seitdem sind die Preise um bis zu 20 Prozent gefallen", sagt der Makler. "Häufig müssen wir die Immobilien unter Wert verkaufen." Für Makler bedeutet die Flaute: mehr Arbeit, weniger Gewinn. "Wir müssen die Kunden intensiver betreuen. Um Käufer zu finden, müssen wir noch detailliertere Kataloge und noch umfangreichere Exposés bieten", sagt Hiltrud Kiefer, Immobilienmaklerin aus Morbach. "Der Markt stagniert", bestätigt auch Margret Hauprich vom Immobilienservice der Sparkasse Mittelmosel Eifel-Mosel-Hunsrück. "Während Eigentumswohnungen, Gewerbeobjekte sowie größere, ältere Anwesen nur sehr schwer Käufer finden, verkauft sich das kleine, freistehende Wohnhaus mit Garten jedoch meist noch problemlos."Die Immobilien-Expertin sieht eine der Ursachen, warum der Immobilienmarkt sich verändert hat, in den Geburten starken Jahrgängen von 1959 bis 1969. "Die sind mittlerweile größtenteils mit Wohneigentum versorgt. Da das die Hauptnachfrager in den 90er Jahren waren, gibt es jetzt diesen starken Einbruch", erklärt sie.Quadratmeter-Preise in Neubaugebieten steigen

Bevorzugte Kauf-Objekte seien aber immer noch Anwesen, die nahe der A 48 und im Bereich Wittlich-Stadt und Bernkastel-Kues lägen.Während viele ältere Häuser nur sehr schwer Käufer finden, wird weiterhin viel gebaut. Das hängt vermutlich mit der Eigenheimzulage zusammen. So lange die Zinsen so niedrig sind und es die Eigenheimzulage vom Staat noch gibt - keiner weiß, wie lange das sein wird - will man sie für ein selbst gebautes Häuschen nutzen. Die Quadratmeter-Preise für Baugrundstücke zwischen der Stadt Wittlich und Gemeinden wie Morbach oder abgelegenen Dörfern klaffen stark auseinander (siehe Extra). "Alle Kaufverträge werden bei der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses für Grundstückswerte für den Bereich des Landkreises von den Notaren eingereicht. Aus diesen Kaufpreisen leitet der Gutachterausschuss lagetypische Bodenrichtwerte ab", erklärt Hans Georg Teusch von der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses. Das Bodenwertniveau ist von der Nachfrage, aber vor allem auch von der Infrastruktur und der Attraktivität eines Ortes abhängig. "So ist nach wie vor, insbesondere in Neubaugebieten, ein Ansteigen der Quadratmeter-Preise festzustellen", erklärt Teusch.Über die Bodenwertniveaus kann man sich beim Vermessungs- und Katasteramt Wittlich, 06571/101 425, informieren und Auszüge kostenpflichtig anfordern.

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