Etwas kalt fürs Freibad-Kino-Feeling in Wittlich

Wittlich · Seit 15 Jahren lockt der Wittlicher Stadtmarketing-Verein zu Ferienbeginn zum Open-Air-Kino in den Stadtpark. Der Regen hält die Besucher nicht ab. Gefährlicher sind für die Veranstalter allerdings andere Wettererscheinungen.

 Die besondere Atmosphäre eines Kinobesuchs unter freiem Himmel lockte auch bei der wechselhaften Witterung dieses Jahres wieder Hunderte Besucher in den Wittlicher Stadtpark. TV-Foto: Holger Teusch

Die besondere Atmosphäre eines Kinobesuchs unter freiem Himmel lockte auch bei der wechselhaften Witterung dieses Jahres wieder Hunderte Besucher in den Wittlicher Stadtpark. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu), Holger Teusch ("TV-Upload Teusch"

Der Blick an diesem Abend geht gen Himmel. Weniger, weil mit dem zweiten Teil von "Guardians of the Galaxy" ein Science-Fiction-Film auf dem Programm des Wittlicher Open-Air-Kinos steht. Die Raumschiffe fliegen zwar beeindruckend realistisch über die 16 mal sieben Meter große Leinwand und landen nur in der Fantasie im Stadtpark. Aber nach Regenschauern am Nachmittag hoffen die Besucher des Open-Air-Kinos, dass es mit Einbruch der Dunkelheit trocken bleibt.

"Regen macht uns grundsätzlich nichts. Wir hatten auch schon bei Regen Vorstellungen mit 200 Besuchern", erzählt Karsten Mathar. "Problematischer sind Windböen", erklärt der Geschäftsführer des Wittlicher Stadtmarketing-Vereins, der vier Tage Stadtpark-Kino in Kooperation mit dem Mosel-Kino Bernkastel-Kues organisiert. Eintrittsgeld könne natürlich niemand zurück verlangen, wenn es ihm während der Vorstellung zu nass wird. Das käme aber auch nicht vor.

Jeder, der sich diesmal einen der 700 weißen Gartenstühle schnappt und sich einen Platz auf der natürlichen Tribüne des Stadtpark-Hangs sucht, kennt den Wetterbericht. Regenschirme stecken griffbereit neben den Stühlen in der Wiese. Kapuzen sind hochgezogen, und manche Winterjacke wird mitten im Sommer noch einmal ausgeführt. "Wir haben schon geguckt, wie das Wetter aussieht", sagt Christoph Teusch. Der Wittlicher ist Dauergast. Er kommt mit seiner Ehefrau seit zehn Jahren zum Kino-Open-Air. "Wenn die Auswahl stimmt, sind wir bei jeder Vorstellung dabei", erzählt er. Schon allein, um eine solche regionale Initiative zu unterstützen, aber auch, weil dem Kino-Fan die besondere Atmosphäre gefällt.

Und was macht das besondere Flair aus? "Das ist irgendwie Freibad-Feeling", sagt Horst Schilken, der mit seiner Familie extra aus Neef im Kreis Cochem-Zell gekommen ist. Badehose und Bikini haben die Moselaner bei 15 Grad allerdings zuhause gelassen. "Bei dem Wetter ist Open-Air-Kino natürlich ein bisschen Risiko, aber wir sind vorbereitet", erklärt der Familienvater. "Für die Beine haben wir noch eine Picknick-Decke mit wasserfester Unterseite dabei."

Als es noch ein bisschen dunkler wird, flattern Fledermäuse über die Köpfe hinweg. Ab und zu verirrt sich ein Nachtfalter oder Käfer zu den Zuschauern. Popcorn knabbernd verfolgen sie gespannt die Jagd nach Weltraum-Ungeheuern. "Hat sich da in der Dunkelheit etwas bewegt?" Wenn der Blick ein bisschen von der mehr als 100 Quadratmeter großen Leinwand in den dunklen Park abschweift, verschwimmen Wirklichkeit und Film für den Bruchteil eines Augenblicks. Aber der hell erleuchtete Turm der St.-Markus-Kirche zeigt, was Realität und was Fantasie ist.Extra: OPEN-AIR-KINO WITTLICH


Insgesamt nur rund 500 Filmfans im schlechtesten, aber auch etwa 2500 im besten Jahr: In dieser Bandbreite bewegen sich laut Karsten Mathar wetterabhängig die Besucherzahlen des Wittlicher Kino-Open-Airs, das von Donnerstag bis Sonntag stattfindet. Erst einmal in 15 Jahren habe man eine Vorführung abgesagt, erzählt der Geschäftsführer des Vereins Stadtmarketing Wittlich. Das finanzielle Risiko für die Veranstaltung sei nicht unerheblich, da Fixkosten von rund 12 000 Euro anfallen. Die Technik wird von einem Open-Air-Kino-Veranstalter aus dem Saarland gestellt. Der Stadtmarketing-Verein hat laut Mathar täglich rund 15 Helfer, darunter zehn bis zwölf Freiwillige und einen Sicherheitsdienst, an der Abendkasse, beim Popcorn- und Getränkeverkauf, Auf- und Abbau im Einsatz. Eigene Verpflegung dürfen die Besucher seit zwei Jahren nicht mehr mitbringen. "Das hat mit dem Müll überhand genommen. In einem Jahr mussten wir allein 600 Euro für die Entsorgung bezahlen", erklärt Mathar.

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