Europa-Kommissar: "Strom kann man nicht im Keller lagern"

Zeltingen-Rachtig · Auf Einladung von Christa Klaß, Abgeordnete im Europaparlament, kam Günther Öttinger, EU-Kommissar für Energie, in den Barocksaal des Kloster Machern. Dort sprach er über die Energiepolitik und die Probleme, die damit in Deutschland einher gehen.

 Günther Öttinger. TV-Foto: Christina Bents

Günther Öttinger. TV-Foto: Christina Bents

Zeltingen-Rachtig. In einer entspannten Atmosphäre, umrahmt von dem Vokalensemble LaVoce, sprach Günther Öttinger aus seiner Sicht über die Energiewende. Er ist der Meinung, dass sich Deutschland momentan in einem "Romantiktal" befinde: "Sie können Öl in Fässern lagern, Biomasse auf dem Hof und Riesling im Keller. Aber Strom wird auch in den nächsten zehn Jahren nicht gespeichert werden können." Er findet, dass die Energiewende in Deutschland zu schnell gehe. Es würden zu viele Energiewenden in den 16 Ländern angestoßen. "Es gibt in Norddeutschland Windparks, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind, und Gas kann nicht über den Schiffsweg nach Deutschland kommen, weil es keinen Hafen gibt, indem die Schiffe anlegen können." Für ihn ist Energie inzwischen zu einem Machtinstrument in der Politik geworden. In Deutschland sei der Preis für Energie dreimal so hoch wie in den USA. Öttinger befürchtet, dass es zu einer Entindustrialisierung kommt, wenn sich die Kosten so weiter entwickeln wie bisher. "Und das trifft uns, denn wir wollen Arbeitsplätze hier behalten und wirtschaftlich an der Spitze bleiben."
Gastgeberin Christa Klaß ging in ihrer Ansprache auf die Beziehung zwischen der europäischen Politik und der Region ein. Sie sprach unter anderem von den regionalen Gestaltungsmöglichkeiten im Kreislaufwirtschaftsgesetz und spielte damit auf die aktuelle Diskussion um die Biotonne an. Bei politischem Willen, sei es umsetzbar, so sagt sie, biologische und ökonomische Lösungen zu erarbeiten, die ohne die Biotonne auskommen. "Die Grünschnittabladestellen sind wohnortnah und müssen erhalten bleiben", fordert sie.
Die 280 Besucher, die aus Trier, Wittlich, von der Mosel und Manderscheid angereist waren, applaudierten beiden Rednern lange und kräftig. Rainer Ernst, Schladt sagt: "Ich habe Günther Öttinger schon öfter gehört. Was er gesagt hat, hat mich nachdenklich gemacht." Marlene Görgen aus Wittlich berichtet: "Das negative ist mir zu wenig genannt worden. Die Themen soziale Gerechtigkeit, Banken und die Perspektivlosigkeit der Jugend in Bezug auf ihre Rente wären für mich noch wichtige Themen gewesen." chb

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