Ex-Geldspeicher bleibt Ladenhüter

Wittlich · Leerstand seit 2003, ein Grundstück größer als ein Fußballfeld: Die ehemalige Landeszentralbank und drei dazugehörende Einfamilienhäuser stehen in der Wittlicher Beethovenstraße seit acht Jahren zum Verkauf. 890 000 Euro galten einst als Kaufpreis. Jetzt wartet die Bundesbank auf ein Gebot.

 Steht seit Jahren leer: das Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank in der Wittlicher Beethovenstraße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Steht seit Jahren leer: das Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank in der Wittlicher Beethovenstraße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. 14 Immobilien will die Deutsche Bundesbank verkaufen. Im Internet kann man sie vorab begutachten. Das Angebot reicht von der Eigentumswohnung in Hannover über ein Grundstück in Schwerin bis zur Landeszentralbank (LBZ) in Wittlich. Die ist im großen Stil das, was man einen Ladenhüter nennt. Kein Mensch will sie und das seit acht Jahren. Vermutlich liebt höchstens eine Ente wie der weltberühmte Dagobert Duck es, in einem Geldspeicher zu wohnen.
Erbbauzins bis zum Jahr 2079


Doch selbst diese Zeichentrickfigur, die als kapitalistisch, geizig, profitgierig gilt, würde beim Wittlicher Ex-Geldspeicher womöglich abwinken. Denn wer die LBZ kauft, muss sich nicht nur überlegen, was er zum Beispiel mit einem ehemaligen Tresorraum anfangen will. Er muss auch ständig zahlen, und zwar nicht nur den Kaufpreis, zu dem die Bundesbank schon gar keine Angaben mehr macht, sondern mittlerweile auf ein "Höchstgebot" wartet. Zu zahlen sind derzeit 26 134,62 Euro im Jahr: Als sogenannter Erbbauzins, der in der Regel steigt, und zwar an die katholische Kirchengemeinde St. Markus. Denn ihr gehört das Grundstück immer noch. Und das bis 2079. Dann endet der Vertrag. Angenommen, jemand erwirbt die LBZ im Jahr 2012, dann zahlt er bis 2079 (bei gleichbleibender Zinssumme) mehr als 1,75 Millionen Euro.
Andererseits bekommt man nicht nur eine Ex-Landeszentralbank und ein Grundstück, das mit 5631 Quadratmetern größer ist als ein Fußballfeld. Drei Reihenhäuser verstecken sich hinter dem riesigen Zweckbau. Auch sie stehen leer, dazu gibt es 21 Stell-, drei Garagenplätze einen Innenhof mit Brunnen sowie Grünflächen.
Erbaut wurden LBZ und die drei Häuser 1985 für damals zehn Millionen Mark. Der Flachbau an der Beethovenstraße war Ziel von Geldtransportern, mit denen die Banken ihr Bares nach Wittlich bringen ließen. Im massiven Tresorraum war es sicher. Zig Millionen Mark lagerten einst hier. Seit 2003 herrscht Ruhe hinter dem Panzerglas, steht alles leer.
Vor zwei Jahren wollte die Bundesbank noch 890 000 Euro für ihre Immobilien. Das ist vorbei. Damals hieß es vom Bundesbank-Pressesprecher, man "stehe mit unterschiedlichen Kaufinteressenten im Gespräch". Ein Geschäft ist daraus nicht geworden. Im Internet kann jetzt jeder ein Formular herunterladen, auf das er sein Gebot schreiben kann.
Die Stadt Wittlich selbst hat sich mehrfach mit dem Gebäude beschäftigt: Es wurde geprüft, ob man es nicht als Stadthalle oder Verwaltungsgebäude nutzen könne, zuletzt scheiterte ein Vorschlag der Grünen, die LBZ für kulturelle Zwecke zu nutzen. Auch das ist vom Tisch: Die Immobilie sei ungeeignet, die Stadt habe kein Geld für Kauf, Umbau oder Unterhalt, hieß es. Und so wartet Wittlichs ungewöhnlichste Immobilie noch immer auf einen Käufer.
Wer das letztendlich sein wird, kann der Pfarrgemeinde St. Markus egal sein: Sie verdient beständig an der Immobilie, ob sie leer steht oder nicht.

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