Experte: Innungen brauchen Marketing

Die Handwerksinnungen haben ein großes Problem: schwindende Mitgliederzahlen. Bei der Herbstdelegiertentagung der Kreishandwerkerschaft verkündete Unternehmensberater Hannes Friedel das Ende der Innungen, wenn sie sich nicht modernisierten.

Bernkastel-Wittlich/Eifel. (sys) Nur wenn es den Innungen gelänge, attraktiv für junge Handwerker unter 30 Jahren zu werden, könnte das Innungssterben verhindert werden, appellierte der bayerische Unternehmens coach und Friseurberater Hannes Friedel an die 70 Delegierten, die zur Jahrestagung der Kreishandwerkerschaft im Lindenhof erschienen waren. Innungen würden heute vielfach nur noch als "Debattierclub" wahrgenommen, der zu viel rede und zu wenig Nutzen bringe. Es fehle ein modernes Programm, das junge Unternehmensgründer anspreche. Bereits an der Berufsschule müsste der Nachwuchs abgeholt werden, mahnte Friedel eine Erneuerung in den Köpfen an.

Die Innungen "bräuchten dringend junge Handwerker, um modern zu bleiben, sich permanent neu zu erfinden und kreativ zu sein", so Friedel. Ein Grund für den Mitgliederschwund sei die "katastrophale Kommunikation", sagte der Unternehmensberater. Junge Menschen müssten mit Hilfe des Internets angesprochen werden. Das hätten die Innungen bislang verschlafen. "Yes, we can, möchte ich Ihnen zurufen", motivierte Friedel seine meist älteren Zuhörer, sich mit den Internetauftritten ihrer Betriebe und dazugehörenden Twitter-Foren selbstbewusst auseinanderzusetzen. Die Innungen sollten Gremien für unter 30-Jährige schaffen, die für junge Mitglieder Programme, Partys und ein zeitgemäßes Marketing entwerfen könnten. "Action" und nicht "Stammtisch" sei das Zauberwort. "Wachen Sie doch endlich mal auf!", richtete sich Friedel mit deutlichen Worten an die Delegierten. "Über Begeisterung kriegen Sie die Leute, nicht über Politik." Er dazu, rasch einen Spezialisten fürs Marketing zu engagieren und sich klar definierte Ziele zu setzen. Für die Kreishandwerkerschaft und die 25 angeschlossenen Innungen engagieren sich derzeit 230 Ehrenamtliche. 1100 Handwerksbetriebe sind noch freiwillig Mitglied. "Davon leben wir", sagte Hermann Zahnen, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft. Die Ehrenamtlichen seien unentbehrlich für die Struktur und lieferten die Ideen, hob Geschäftsführer Dirk Kleis ihre Bedeutung im Gespräch mit dem TV hervor. Sie bilden die Prüfungsausschüsse und die Innungsvorstände. Daher sei es enorm wichtig, neue Mitglieder zu gewinnen.

Extra Ehrung: Goldene Meister 2009: Karl Becker, Martin Blasius, Adolf Bormann, Herbert Bungert, Johann Candels, Hermann-Josef Deckert, Valentin Dietzen, Peter Elsen, Robert Engelberty, Ewald Freis, Horst Josef Haep, Peter Hayer, Josef Jardin, Engelbert Kappes, Walter Kaufmann, Rudolf Klas, Alois Philipp Klein, Günter Knötgen, Peter Meyer, Hans Josef Obergföll, Eugen Pitsch, Edmund Urbany, Josef Waldorf, Peter Weber und Kurt Zerfaß. Ehrenamtsträger seit mehr als 20 Jahren: Alois Knörr, Hans Clemens, Peter Krebs und Theo Urbany. (sys)

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