Fachkräftemangel vorbeugen

OSANN-MONZEL. Viele junge Menschen sind noch auf der Suche nach einer Lehrstelle. Das Problem: Immer weniger Betriebe bilden aus. Eine rühmliche Ausnahme ist da die Firma CTR Fahrzeugtechnik aus Osann-Monzel. Sie hat 15 neue Lehrlinge eingestellt. Zusammen mit denen, die schon länger dabei sind, beschäftigt CTR insgesamt 28 Lehrlinge. Damit stehen 30 Prozent der Mitarbeiter in der Ausbildung.

"Bei uns in der Branche herrscht ein eklatanter Mangel an Facharbeitern, deshalb bilden wir uns die Leute, die wir brauchen, selbst aus", antwortet Horst Cordier, Geschäftsführer von CTR auf die Frage, warum er so viele Lehrlinge beschäftigt. Sein Unternehmen baut hauptsächlich Kühlfahrzeuge und Ausschankwagen für die Getränkeindustrie und ist nach eigenen Angaben der führende Hersteller in diesem Markt. Cordier braucht vor allem Karosseriebauer und Fahrzeuglackierer. In Spitzenzeiten hilft er sich mit ausländischen Arbeitern aus, mit denen er Werkverträge abgeschlossen hat. Deren Arbeit sollen schon bald eigene Mitarbeiter erledigen. CTR wurde 1990 von Horst Cordier und Robert Orten gegründet und ist seitdem stetig gewachsen. Auch die Zahl der Auszubildenden ist ständig gestiegen. Deshalb ist man zur Zeit damit beschäftigt, eine eigene Lehrwerkstatt aufzubauen. "Hier lernen die Azubis Grundkenntnisse wie Feilen, Sägen, Bohren und maßgenaues Arbeiten", sagt Dirk Domeyer, Ausbilder bei CTR. Anschließend durchlaufen die Lehrlinge alle Abteilungen vom Stahlbau über die Schreinerei bis zur Endmontage. Einer der neuen Azubis ist Enrico Ehrhard aus Dresden. Durch einen Freund, der vor einem Jahr bei CTR eine Lehre begann, erfuhr er von der Stelle. "Ich habe mehr als 30 Bewerbungen geschrieben. Von den meisten Firmen bekam ich nicht mal eine Rückmeldung. Als ich mit meinen Eltern zum Vorstellungsgespräch kam, ging alles ganz schnell. Nach einer halben Stunde hat mich Herr Cordier eingestellt." "Man muss sich die Leute erziehen"

Ähnlich ging es Manfred Konder aus Zemmer-Rodt. Auch er hatte zwischen 30 und 40 Bewerbungen geschrieben und nur selten eine Antwort erhalten. Als sein Vater eher zufällig Horst Cordier von der Odyssee berichtete, entschied der sich spontan, dem Jungen eine Lehrstelle als Karosseriebauer anzubieten. "Es ist eigentlich ein Wunder, dass es so was gibt", sagt der Vater des Jungen. Der Ruf von Azubis ist allgemein nicht der beste. Sie hätten keine Umgangsformen und ihre Leistungsbereitschaft ließe zu wünschen übrig, heißt es oft. "Das ist eine Sache der Führung, man muss sich die Leute erziehen", sagt der Betriebsleiter Udo Gußmann. Er hat den Lehrlingen zu Beginn ihrer Ausbildung die Spielregeln erklärt: Pünktlichkeit ist Voraussetzung, Handy und Piercings sind während der Arbeit tabu, geraucht wird nur in der Pause und "wer einen Schnupfen hat sollte nicht gleich mit einer Krankmeldung kommen." Verstößt ein Mitarbeiter gegen die Regeln, gibt's ein Gespräch mit dem Vorgesetzten. Horst Cordier kommt es vor allem auf die Einstellung an: "Ich will sehen, dass die wollen, dass sie fleißig sind." Und deshalb schaut er sich im Zeugnis bestimmte Zensuren besonders an: Mitarbeit, Betragen, Verhalten. "Wenn hier die Note stimmt, darf's in den anderen Fächern auch mal 'ne Vier oder Fünf sein." Dafür erwartet Cordier Loyalität, Flexibilität und einen überdurchschnittlichen Einsatz.

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