Fast alles umsonst: Gästekarte macht's möglich

Bernkastel-Kues · Die Ferienregion Bernkastel-Kues geht ganz neue Wege in der Tourismusvermarktung. Im Mai kommenden Jahres wird sie eine Gästekarte einführen. Übernachtungsgäste können mit ihr zahlreiche Leistungen, zum Beispiel Schifffahrten oder Museumsbesuche, kostenlos nutzen.

 Sie sind von dem Konzept überzeugt: Stadtbürgermeister Wolfgang Port, Jörg Lautwein, Geschäftsführer der Wein- und Ferienregion Bernkastel-Kues GmbH, und VG-Chef Ulf Hangert (von links) hoffen, dass sich sehr viele Beherbergungsbetriebe an der Gästekarte beteiligen. TV-Foto: Winfried Simon

Sie sind von dem Konzept überzeugt: Stadtbürgermeister Wolfgang Port, Jörg Lautwein, Geschäftsführer der Wein- und Ferienregion Bernkastel-Kues GmbH, und VG-Chef Ulf Hangert (von links) hoffen, dass sich sehr viele Beherbergungsbetriebe an der Gästekarte beteiligen. TV-Foto: Winfried Simon

Bernkastel-Kues. Nichts weniger als eine Revolution in der touristischen Vermarktung sei die Gästekarte, sagt Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Und Stadtbürgermeister Wolfgang Port ergänzt: "Das ist eine einmalige Chance für die Region." Seit vielen Monaten beschäftigt sich Jörg Lautwein, Geschäftsführer der Wein- und Ferienregion Bernkastel-Kues GmbH, intensiv mit der Gästekarte, die Touristen in der Ferienregion Bernkastel-Kues, das heißt von Lösnich bis Neumagen-Dhron, in Zukunft nutzen können. Er sagt: "Wir haben genügend Übernachtungen und ein ausreichendes Freizeitangebot um ein solches Projekt verwirklichen zu können." Um was geht es?
Das Angebot:
Die Gästekarte, genannt GästeCard, soll am 1. Mai 2012 an den Start gehen. Sie ist eine "All-inclusive-Karte" speziell für Übernachtungsgäste in der Region. Mit dieser Karte kann der Gast zahlreiche touristische Angebote nutzen - und zwar kostenlos. Dazu gehören unter anderem Mosel-Schiffstouren, Schwimmbäder, Museen, geführte Wanderungen, Sehenswürdigkeiten, Wellnessangebote. Aber auch das Parken in der Stadt sowie Fahrten mit der Stadt- und Panoramabahn können mit der Karte kostenlos genutzt werden. Bislang haben rund 30 Anbieter touristischer Leistungen zugesagt, sich an der Gästekarte zu beteiligen.
Die Zimmervermieter:
Ausschließlich Zimmervermieter, das heißt Hotels, Pensionen etc., können die Karte an die Gäste ausgeben. Jeder Übernachtungsgast erhält eine Karte, auf der der Ankunfts- und Abreisetag elektronisch registriert wird. So ist sichergestellt, dass die Karte nur in dieser Zeit gilt. Der Gast zeigt die Karte beispielsweise im Schwimmbad Bernkastel-Kues, im Belginum Morbach-Wederath oder im Buddha-Museum Traben-Trarbach vor - und muss nichts zahlen. Mit einem Einlese-Gerät, das die Ferienregion Bernkastel-Kues GmbH kostenlos zur Verfügung stellt, wird registriert, dass der Gast die Leistung in Anspruch genommen hat.
Die Finanzierung:
Der Gastgeber zahlt einen Umlagebeitrag von zwei Euro pro Übernachtung jeden Gastes (für Kinder ein Euro). Diese Kosten muss/kann der Vermieter über einen entsprechend höheren Übernachtungspreis wieder reinholen.
Das Geld fließt in den Umlagetopf. Diese Einnahmen, abzüglich der Verwaltungskosten für das System, werden an die Leistungserbringer ausgeschüttet.
Jede Nutzung mit der Karte wird registriert. Anhand der Anzahl der Nutzungen und ihres Wertes wird für jeden Leistungserbringer errechnet, wie groß sein prozentualer Anteil an dem Gesamtumsatz der in Anspruch genommenen Leistungen im Jahr am Umlagetopf ausfällt. Den entsprechenden Betrag erhält er ausgezahlt. Lautwein: "Dem Ganzen liegt ähnlich wie bei Versicherungen der Effekt zugrunde, dass möglichst viele einzahlen, aber nicht alle "Einzahler" Leistungen in Anspruch nehmen. Zudem zahlen wir den Leistungserbringern nicht den regulären Eintrittspreis, sondern deutlich weniger." Die Ferienregion Bernkastel-Kues hat - inklusive der Gemeinden Minheim, Piesport, und Neumagen-Dhron, die ab dem 1. Januar 2012 dazukommen, - pro Jahr rund 1,5 Millionen Übernachtungen. Würden alle Beherbergungsbetriebe mitmachen, kämen rund drei Millionen Euro in die Kasse. Damit das Ganze ein Erfolg wird, sollten sich, so Lautwein, langfristig 20 bis 30 Prozent der Übernachtungsgastgeber beteiligen.
Die Vorteile:
Lautwein listet eine ganze Reihe von Vorteilen auf: Die Beherbergungsbetriebe könnten dem Gast ein attraktives und kostenloses Produkt anbieten, das Angebot liefere Argumente für einen längeren Aufenthalt, die Karte sei ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Regionen. Kurzum: Die Gästekarte mache die Ferienregion noch attraktiver.

Weitere Informationen:
Die Wein- und Ferienregion Bernkastel-Kues bietet zum Thema weitere Informationsveranstaltungen an:
Montag, 7. November, 18.30 Uhr, Bürgerhaus Piesport;
Dienstag, 8. November, 18.30 Uhr, Bürgerhaus Brauneberg;
Mittwoch, 9. November, 18.30 Uhr, Kelterhaus Schorlemer in Zeltingen-Rachtig;
Donnerstag, 10. November, 18.30 Uhr, Güterhalle in Bernkastel-Kues.
Fragen beantwortet auch Verena Alt von der Ferienregion Bernkastel-Kues, Telefon 06531/5001925.

Meinung

Die Großen müssen mitmachen
Die Idee ist tatsächlich bahnbrechend: Übernachtungsgäste können attraktive touristische Angebote nutzen, ohne den Geldbeutel zu zücken. Die Beherbergungsbetriebe zahlen dafür eine Umlage und erhöhen zum Ausgleich ein klein wenig ihre Übernachtungspreise. Touristikchef Jörg Lautwein, aber auch die Bürgermeister Wolfgang Port und Ulf Hangert sind Feuer und Flamme für das innovative Projekt. Das Konzept steht, jetzt beginnt aber die ebenso wichtige zweite Phase: Hoteliers und Zimmervermieter müssen überzeugt werden - vor allem die Großen der Branche, von denen ohnehin schon viele eigene Freitzeitangebote bereithalten. Ohne sie wird die GästeCard keinen durchschlagenden Erfolg haben. w.simon@volksfreund.de

Extra

Manfred Schmitz, Hotel Deutschherrenhof, Zeltingen-Rachtig: "Neue Ideen sind immer gut und begrüßenswert. Es müssen aber noch einige offene Fragen geklärt werden. Die Hoteliers werden den größten Beitrag leisten müssen, da sie über die meisten Betten verfügen. Ich erwarte, dass die touristischen Angebote ausgewogen sind." Dirk Kettermann, Hotel Bären, Bernkastel-Kues: "Grundsätzlich ist das eine gute Idee. Die Umsetzung muss aber sehr gut durchdacht sein. Erfolgreich kann die Karte nur sein, wenn viele ausgegeben werden, das heißt, wenn viele Beherbungsbetriebe mitmachen und alle an einem Strang ziehen. Die Gästekarte muss auch offensiv beworben werden." sim Jens Schiffmann, Hotel Domizil Schiffmann, Mülheim: "Es ist gut, dass mit der Karte Hoteliers und Anbieter von Freizeitangeboten zusammengeführt werden. Ich gebe aber zu bedenken, dass nicht alle Leistungen in der Vor- und Nachsaison erbracht werden können."

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